Mexikos spektakuläre Passionsspiele
Mal mit dem Kreuz auf dem Rücken, mal blutüberströmt: So zeigen mexikanische Laiendarsteller am Karfreitag den leidenden Jesus Christus. Schaurige Bilder einer Kreuzigung, die 2000 Jahre zurückliegt.
Der Weg zur Kreuzigung
Gesäumt von hunderttausenden Gläubigen und Schaulustigen geht es für diesen Jesus-Darsteller in Mexiko-Stadt einen Berg hinauf, auf dem ihn die symbolische Kreuzigung erwartet - begleitet von römischen Legionären, die laut den Evangelien das Todesurteil vollstreckten.
Zum Dank verpflichtet
In Mexiko-Citys Armenviertel Iztapalapa beteiligt sich Jung und Alt an den Passionsspielen. Hier hat die Prozession eine ganz eigene Tradition: So kamen im frühen 19. Jahrhundert zahlreiche Dorfbewohner bei einer Cholera-Epidemie ums Leben. Wenige Jahre später begannen die Gläubigen, Gott mit den Umzügen dafür zu danken, dass er sie verschont hatte.
Sinnbild des Christentums
Auf dem Sternenhügel angekommen, wird dieser mexikanische Jesus ans Kreuz gehängt. Die Szene ist für den christlichen Glauben essentiell: Demnach litt und starb Jesus für die Menschen, nahm ihre Schuld auf sich. Durch die Auferstehung wenige Tage später rettet er die Sündigen aus dem Tod und lässt ihnen ewiges Leben zuteilwerden.
Mit dem Kreuz auf den Schultern
An Karfreitag heißt es deshalb für gläubige Christen: Buße tun. In Temascalcingo, wenige Kilometer von Mexiko-Stadt entfernt, tragen in weiße Leinen gehüllte Männer und Frauen dieser christlichen Pflicht Rechnung - mit einem Kreuz auf den Schultern.
Düstere Prozession
Im nordmexikanischen Guadalajara wird es düsterer. Vermummt und schweigend tragen diese Gestalten eine Figur des toten Jesus durch die Straßen der zweitgrößten Stadt des Landes. Die "Penitentes", die Büßer, laufen oft barfuß und sind mit langen Gewändern und einer spitzen Kapuze bekleidet. Die Tradition stammt von den spanischen Kolonialvätern.
Ein bisschen Mystik
Die Mexikaner drücken den katholischen Bräuchen gerne ihren eigenen Stempel auf. Denn die Geschichte der christlichen Kirche in Lateinamerika begann mit spanischen Missionaren, die indigene Völker unterwarfen und andere Glaubensformen unterdrückten. Heute gehören die Mexikaner zwar zu den eifrigsten Katholiken - ergänzen manche Tradition allerdings um die ein oder andere mystische Komponente.
Kreuzigung am Strand
Farbenfroh und vor malerischer Kulisse findet die Kreuzigung am Strand von Cancun statt. Die "Semana Santa" - die heilige Osterwoche - ist für mexikanische Christen nicht nur eine Zeit der Trauer, sondern auch der Freude.
Das Spektakel geht weiter
Über eine Million Mexikaner verfolgten am Karfreitag die landesweiten Passionsspiele. Dabei haben die Feierlichkeiten gerade erst begonnen. Noch an diesem Karsamstag geht es mit der "Verbrennung" des Judas weiter. Für die symbolische Hinrichtung des Jüngers, der laut christlicher Glaubenslehre Jesus verriet, muss eine Strohpuppe herhalten.