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Michael macht mobil

Andreas Leixnering28. Juni 2004

Michael Moores "Fahrenheit 9/11" ist in den US-Kinos gestartet. Amerikas Kritiker Nr. 1 will mit dem Film eine zweite Amtszeit von George W. Bush verhindern. Die Konservativen sind gewarnt und nehmen den Kampf auf.

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Michael Moore will seinen Lieblingsgegner aus dem Weißen Haus holen

Tricksereien bei der letzten Präsidentenwahl, enge finanzielle Verbindungen zwischen den Bushs und Bin Ladens, ein Krieg, angezettelt aus Gier nach Macht und Öl, Versagen bei der Terrorbekämpfung, schlechtes Politikmanagement und generelle Faulheit - in seinem neusten Machwerk haut Michael Moore dem amerikanische Präsidenten gleich einen ganzen Katalog von Vorwürfen um die Ohren.

Das Ganze wird präsentiert in faktisch zwar wenig aussagekräftigen, aber umso stärker emotionalisierenden Bildern. Da sieht man glücklich spielende Kinder in Bagdad - und aus dem Off spricht Bush vom schrecklich leidenden irakischen Volk. Nach einem Appell zu globaler Solidarität angesichts des Terrorismus wendet sich der Präsident von der Kamera ab - um einen Golfball zu schlagen. Wie in früheren Werken geht der 50-jährige Dokumentarfilmer auch dieses Mal sein Thema subjektiv und populistisch an. Und weil das so gut ankommt, werden seine Gegner vor den anstehenden Präsidentschaftswahlen nervös und blasen zum Gegenangriff.

Das Imperium schlägt zurück

Medienrummel um Michael Moore in Cannes
"Fahrenheit 9/11"-Premiere in Cannes: Rekrutierungsvideo für El Kaida?Bild: dpa

Vorsorglich hatte der Disney-Konzern den Vertrieb von "Fahrenheit 9/11" bereits im Mai 2004 boykottiert. Dieses Eisen war dem Medienunternehmen zu heiß. Die Disney-Tochter Miramax, die den Film finanziert hat, durfte sich einen neuen Verleih suchen. Moore konterte: Bekanntlich spare der Micky-Maus-Konzern in seinen Studios im Bundesstaat Florida, dessen Gouverneur der Bruder des Präsidenten, Jeb Bush, ist, Millionen von Steuerdollars. Es folgte der nächste Stolperstein: Die US-Filmvereinigung MPAA verpasste dem Film ein NC-17 Alterslimit. Wegen gewalttätiger Szenen aus dem Irak-Krieg dürfen Minderjährige nur in Begleitung eines Erwachsenen ins Kino. Michael Moores Antrag auf Lockerung der Beschränkung schlug fehl. Inzwischen ruft er Teenager dazu auf, sich den Film dennoch anzusehen.

Eine Organisation erzkonservativer Republikaner namens "Move America Forward" will die Aufführungen mit Protestkundgebungen in den amerikanischen Kinos überfluten. Im Internet kursieren schwarze Listen mit Häusern, die den Moore-Film zeigen wollen. Laut Verleih sind das 800 an der Zahl, die Boykotteure wollen nur von 400 wissen. In Sachen Polemik stehen seine Gegner ihrem Opponenten in nichts nach. "Fahrenheit 9/11" solle "als Rekrutierungsvideo für El Kaida, aber nicht in unseren Kinos gezeigt werden", ätzt die konservative Organisation. Laut "New York Daily News" bezeichnetet Bush senior den Filmemacher als "Schleimbrocken" und den Film als "bösartige Attacke auf unseren Sohn".

David gegen Goliath

Aber Michael Moore steht nach wie vor aufrecht im Ring. Von den Filmfestspielen im französischen Cannes kehrte er mit der Goldenen Palme im Gepäck zurück. "Fahrenheit 9/11" ist seit fast 50 Jahren die erste Dokumentation, die dort mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Nach seinem Oscar für "Bowling for Columbine" ein weiterer, beeindruckender Streich. Zur "Fahrenheit"-Premiere in New York kamen Stars wie Richard Gere, Leonardo DiCaprio und Yoko Ono. Auf Angriffe gegen die Behauptungen in seinem Film bereitet sich der Anti-Bush-Aktivist gezielt vor. "Wer mich reinlegen will, muss mit Gegengewalt rechnen", wird er zitiert.

An der Frage, ob das Werk wirklich einen entscheidenden Einfluss auf die Wahl haben könnte, scheiden sich die Geister der politischen Analyse. Während Michael Moore nach eigener Aussage vor allem Nichtwähler zum Gang an die Urne motivieren will, damit "wir unser Land sehr bald zurückbekommen", befürchten linke Kommentatoren, der Film könne auch noch den letzten Bush-Anhänger mobilisieren.