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Milliarden mit Kleidern

Hubert Kahl, dpa28. März 2016

Fast aus dem Nichts hat Amancio Ortega die Modekette Zara zu einem Weltkonzern gemacht. Heute ist der Spanier reichste Mann in Europa. Der zurückgezogen lebende Multimilliardär wird am Montag 80 Jahre alt.

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Amancio Ortega
Bild: picture alliance/dpa

An manchen Tagen wird Amancio Ortega mit einem Schlag um mehrere Millionen Euro reicher. Der Gründer der spanischen Modekette Zara, der am Ostermontag (28. März) 80 Jahre alt wird, ist der Mehrheitsaktionär des Mutterkonzerns Inditex. Mit jedem Anstieg des Aktienkurses, mit jeder Dividenden-Ausschüttung nimmt das Vermögen des Multimilliardärs weiter zu.

Nach Schätzungen der US-Zeitschrift "Forbes" ist der Spanier der reichste Europäer und der zweitreichste Mann der Welt, hinter Microsoft-Mitbegründer Bill Gates. Das Blatt schätzt sein Vermögen auf 67 Milliarden Dollar (59 Milliarden Euro). Ortega hatte Inditex binnen weniger Jahrzehnte praktisch aus dem Nichts zu einem der weltweit größten Textilkonzerne gemacht.

Das Imperium umfasst heute mehr als 7000 Läden in aller Welt und beschäftigt 150 000 Mitarbeiter. Neben Zara gehören Ketten wie Bershka, Pull and Bear oder Massimo Dutti zur Inditex-Gruppe. Vor fünf Jahren gab der Gründer die Führung des Konzerns an den Vize Pablo Isla ab.

Scheu und bescheiden

Ortega scheut die Öffentlichkeit wie kaum ein anderer. Er gibt keine Interviews, bis in die 1990er Jahre ließ er nicht einmal ein Foto von sich verbreiten. So war Inditex lange Zeit ein "Unternehmen ohne Gesicht", denn kaum jemand wusste, wer sich hinter dem rasanten Aufstieg verbarg.

Während Ortegas Mode-Reich sich über die ganze Welt ausbreitete, verkroch sich der Gründer in seiner Heimat im regenreichen Nordwesten Spaniens. Der Eisenbahnersohn, der nie eine Universität besucht hat, begann seine Karriere mit 14 Jahren als Bote eines Hemdengeschäfts in der galizischen Hafenstadt La Coruña. Dort eröffnete er 1975 seinen ersten Kleiderladen mit dem Namen Zara. Schon bald folgten Filialen in anderen spanischen Städten und ab 1988 auch im Ausland.

Trotz seines Milliardenvermögens blieb der Mode-Zar seinem Stil treu: Er trägt keine Anzüge und Krawatten. Als er noch den Inditex-Konzern leitete, holte er sich sein Mittagessen in der Kantine des Unternehmens in der verschlafenen Kleinstadt Arteixo bei La Coruña.

Luxus und Prunk sind ihm zuwider. Die Manager seines Konzerns hielt er dazu an, bei Dienstreisen in der Touristenklasse zu fliegen und in preisgünstigen Hotels zu übernachten. Seine Hobbys sind Fußball und Pferderennen.

Vom Modezaren zum "König der Immobilien"

Worin besteht das Erfolgsgeheimnis von Zara und Co? Die Experten tun sich schwer, eine Erklärung zu finden. Ein Grundsatz von Ortegas Unternehmensstrategie bestand darin, alle Schritte der Modebranche - das Design, die Herstellung, den Vertrieb und den Verkauf - unter einem Konzerndach zu vereinigen.

Dies ermöglicht es dem Unternehmen, wie Inditex selbst betont, die Vorlieben der Kunden aufzugreifen und die gewünschten Kleidungsstücke möglichst rasch in den Filialen in aller Welt anzubieten. "Ein Kleid, das der Designer auf seinem Computer entworfen hat, gelangt in einer Rekordzeit von zwei bis drei Wochen zur Kundin", berichtete die Zeitung "El País".

Ortega nutzte seinen Rückzug aus dem Konzernmanagement dazu, sich in anderen Branchen zu engagieren. Er erwarb in mehreren spanischen und europäischen Metropolen wie Paris, London oder Berlin Gebäude in attraktiven Lagen. "Aus dem Modezar ist ein König der Immobilien geworden", konstatierte das Blatt. Dabei profitierte Ortega davon, dass infolge der Finanzkrise die Immobilienpreise in Spanien eingebrochen und so manche Bauten günstig zu haben waren.