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Milliardenprozess gegen HRE beginnt

3. Februar 2014

Das Drama der Immobilienbank Hypo Real Estate geht in die nächste Phase: Ab heute werden in München Schadensersatzforderungen geprüft. Es geht um Milliarden.

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Das Logo des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate HRE
Bild: AP

Vor mehr als fünf Jahren war die Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) in Existenznot geraten und wurde 2009 verstaatlicht. Aktionäre wurden damals finanziell abgefunden. Trotzdem zog der Fall zahlreiche Zivilklagen nach sich. Statt jede einzeln zu verhandeln, werden nun zentrale Fragen der Beweisaufnahme in dem Musterverfahren vor dem Oberlandesgericht München geklärt. Die anderen Verfahren liegen solange auf Eis. An diesem Montag hat der Musterprozess um Schadenersatz-Forderungen in Milliardenhöhe begonnen.

Der Vorwurf

Institutionelle Investoren und Kleinaktionäre sehen sich - in zwei Phasen der Krise - um ihr Geld gebracht: durch die Misere der Bank im Jahr 2008, woraufhin der Aktienkurs abstürzte, und durch die vom Bund erzwungene Verstaatlichung im Jahr 2009. Während die quasi enteigneten Aktionäre mit ihren Klagen auf höhere Abfindungen mehrfach vor Gericht scheiterten, ist die Hoffnung der ersten Anlegergruppe noch groß. Ihr Argumente: Sie seinen von der HRE falsch informiert worden. Zu spät sei auf die Probleme des Instituts durch die Finanzkrise hingewiesen worden. Am 15. Januar 2008 hatte der Konzern in einer Pflichtmitteilung massive Belastungen bekanntgegeben. Innerhalb eines Tages brach die Aktie um mehr als ein Drittel ein und sackte danach weiter ab. Viele Aktionäre verloren dadurch ein Vermögen. Tatsächlich hat das Management um den damaligen Chef Georg Funke nach Ansicht der ehemaligen Aktionäre aber bereits vor Weihnachten 2007 von den Problemen gewusst, die Öffentlichkeit aber nicht informiert. Die Hypo Real Estate als Beklagte sieht das anders.

Die Hypo Real Estate galt als ein solides Unternehmen. Sie hatte sich auf die Finanzierung großer Immobilienprojekte weltweit spezialisiert. Die Aktie war vor ihrer Krise im Dax notiert, also in der ersten Liga der Börse in Deutschland. Im September 2008 geriet die HRE aber in größte Not, weil ihre irische Tochter Depfa Geld langfristig verliehen und sich extrem kurzfristig refinanziert hatte. Nach der Lehman-Pleite ging diese Rechnung nicht mehr auf und sie kam nicht mehr an Geld: Es fehlten plötzlich 35 Milliarden Euro. Nach der Notrettung mit Steuermilliarden wurde die HRE verstaatlicht. Die Aktionäre mussten ihre Papiere zum Preis von 1,30 Euro an den Bund abgeben.

HRE saniert sich

Der Musterkläger

Musterkläger ist der Jurist Christian Wefers, der für mehrere Kapitalanlagefonds aus Deutschland und anderen Ländern auftritt. Rund 90 Häuser hatten ihre Ansprüche von insgesamt rund 900 Millionen Euro an ihn abgetreten. Dieses Geld plus Zinsen wollen sie zurück. Damit geht es inzwischen um eine Summe von mehr als einer Milliarde Euro.

In dem Prozess vor dem Oberlandesgericht München soll am Donnerstag (6.2.) auch der ehemalige HRE-Chef Georg Funke vernommen werden. Er war nach dem Desaster bei der HRE von München nach Mallorca gezogen und handelt dort mit Ferienimmobilien. Der Gerichtstermin wäre sein erster öffentlicher Auftritt in Deutschland seit der Krise.

iw/ml (dpa, rtr)