Milliardenschäden durch Wirtschaftsspionage
23. April 2012Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) geht davon aus, dass der Branche durch Produktpiraten 2011 Umsatz in Höhe von fast acht Milliarden Euro durch die Lappen ging - gut ein Viertel mehr als 2010. "Umgekehrt könnte man bei dieser Schadenshöhe auch von 37.000 Arbeitsplätzen sprechen", sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Hannes Hesse am Montag auf der Hannover Messe. "China wird mit Abstand am häufigsten genannt."
Mehr Plagiate aus Deutschland
Allerdings nimmt die Zahl der Fälschungen aus dem Reich der Mitte nach einer Umfrage des Verbands unter rund 400 Mitgliedsunternehmen inzwischen ab. "Dagegen nehmen die Plagiate aus Deutschland zu." Die Bundesrepublik werde als Quelle von Nachbauten bereits am zweithäufigsten genannt. Insgesamt hätten mehr als zwei Drittel der Maschinen- und Anlagenbauer mit Fälschungen zu kämpfen, sagte Hesse.
Doch nicht nur Raubkopien machen Probleme, auch der Diebstahl von Daten und Geheimnissen wächst dank der Möglichkeiten des Internets.
Diebstahl im Netz
Der Trend zu Smartphones oder Tablet-Rechnern schaffe zudem neue Einfallstore für Datendiebe, heißt es in einer Umfrage der Münchner Sicherheitsberatung Corporate Trust bei fast 600 Firmen. Gerade auf Dienstreisen seien viele Mitarbeiter zu sorglos unterwegs. Nur jedes sechste Unternehmen statte seine Angestellten dafür etwa mit Technik zur Verschlüsselung von Daten aus. Insgesamt habe mehr als die Hälfte der Firmen bereits Erfahrungen mit Hacker-Angriffen oder Geheimnisverrat gemacht.
Mittelstand leidet
Den Schaden schätzen die Autoren der Untersuchung auf rund 4,2 Milliarden Euro pro Jahr. Vor allem der Mittelstand leide unter den kriminellen Machenschaften. Eine vergleichbare Studie hatte es zuletzt 2007 gegeben. "Es ist erschreckend festzustellen, wie die Industriespionage in den vergangenen Jahren explodiert ist", stellte Corporate Trust-Chef Christian Schaaf fest. Für Firmen sei es keine leichte Aufgabe, einen Mittelweg zu finden: "Zu wenig Sicherheit ist fahrlässig, zu viel Sicherheit ist unwirtschaftlich", sagte Schaaf und warnte vor Panik.
Ein weiteres Problem sei, dass die Firmen sich nicht energisch genug zur Wehr setzten. "Die vorliegende Studie bestätigt leider auch die Erfahrung der Verfassungsschutzbehörden, dass Unternehmen sich bei Spionageverdacht noch zu selten an die Sicherheitsbehörden wenden", schreibt der Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Alexander Eisvogel, in der Corporate-Trust-Studie. Nur in jedem fünften Fall seien die Behörden eingeschaltet worden.
ul/we (dpa, dapd)