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Milo Rau: "The Dark Ages"

12. April 2015

Mit "The Dark Ages" brachte der Schweizer Autor und Regisseur Milo Rau im Münchner Marstall-Theater den zweiten Teil seiner Europa-Trilogie auf die Bühne - ein beunruhigendes Stück, das verhalten beklatscht wurde.

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THE DARK AGES Ein Projekt von Milo Rau
Bild: Thomas Dashuber

Fünf Schauspieler aus Bosnien, Serbien, Deutschland und Russland blickten in autobiographischen Skizzen auf das Ende des Zweiten Weltkrieges, den Zusammenbruch der Sowjetunion und den Balkankrieg. Unter ihnen war auch der renommierte deutsche Schauspieler Manfred Zapatka, der in Heinrich Breloers Dokudrama "Todesspiel" den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt verkörperte.

Jubel wäre fehl am Platz

Der zweite Teil zwei von Milo Raus Europa-Trilogie ist ein intensives, tief beunruhigendes Stück, das verhalten beklatscht wurde. Jubel wäre hier auch fehl am Platze: Es ist verstörend, wenn der muslimische Bosnier Sudbin Music über die Ungeheuerlichkeiten berichtet, die Menschen anderen Menschen antun können. Über ethnische Säuberungen, Tod, Folter und Vertreibung während des Bosnienkrieges spricht er ganz ruhig und abgeklärt. Was Rau macht, liegt irgendwo zwischen Inszenierung und zeitgeschichtlicher Dokumentation und gewinnt durch
die authentischen Erzählungen der Schauspieler eine besondere Nähe.

Dritter Teil wird an der Berliner Schaubühne zu sehen sein

THE DARK AGES Ein Projekt von Milo Rau
Uraufführung im Münchner Marstall-Theater: "The Dark Ages"Bild: Thomas Dashuber

Das fast privat anmutende Geschehen wurde live gefilmt und auf eine Leinwand oberhalb der Bühne projiziert, was die sehr persönlich gefärbten Berichte von Krieg und Folter, Flucht und Vertreibung, Heimatverlust und Neuanfang noch intensiver auf das Publikum wirken ließ.

Den Soundtrack für die Uraufführung lieferte die slowenische Kult-Band "Laibach". Der erste Teil von Milo Raus Trilogie mit dem Titel "The Civil Wars" war im vergangenen Sommer in Zürich mit großem Erfolg aufgeführt worden. Darin ging es um den syrischen Bürgerkrieg und die Terrorgruppe "Islamischer Staat". Die Europa-Triologie wird im Winter mit "Die Geschichte des Maschinengewehrs" an der Berliner Schaubühne abgeschlossen.

Milo Rau ist einer der wichtigsten und umstrittensten Vertreter des sogenannten post-dramatischen Theaters. Der Schweizer brachte auch schon "Breiviks Erklärung" über den norwegischen Massenmörder auf die Bühne, das einen wahren Theaterskandal auslöste.

az/pg (dpa)