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Politik

Mindestens 65 Tote bei Bränden in Algerien

11. August 2021

Etliche Länder im Mittelmeerraum kämpfen bei extremer Hitze und Trockenheit weiter mit schweren Waldbränden. Besonders trifft es derzeit Algerien und noch immer die griechische Insel Euböa und den Peleponnes.

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Waldbrände in Algerien
Rauch und Flammen in Tizi Ouzou/AlgerienBild: Abdelaziz Boumzar/REUTERS

Das algerische staatliche Fernsehen vermeldete, die Zahl der Todesopfer in Folge der Brände sei auf mindestens 65 gestiegen, darunter 28 Angehörige des Militärs. Weitere zwölf bei Rettungseinsätzen verletzte Soldaten schweben in Lebensgefahr. Armeekräften sei es aber gelungen, mehr als 100 Menschen aus den lodernden Flammen in den Regionen Tizi Ouzou und Bejaia zu befreien. Bejaia ist eine stark bewaldete und dicht besiedelte Bergregion östlich der Hauptstadt Algier.

Insgesamt loderten in Algerien mehr als 100 Brände in 17 Regionen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur APS unter Berufung auf die zuständige Behörde für Wälder. Allein in Tizi Ouzou wüteten 22 Feuer. Zahlreiche Häuser dort seien in Schutt und Asche gelegt worden, melden lokale Medien. Hotels seien angewiesen worden, Menschen aufzunehmen, die ihre Wohnungen verloren haben. Aus der Hauptstadt sollen Lastwagen mit Zelten, Betten, Medizin und Lebensmitteln nach Tizi Ouzou entsandt werden.

Waldbrände in Algerien
Verzweifelter Einsatz in Algerien gegen die Flammen - professionelle Ausrüstung FehlanzeigeBild: Abdelaziz Boumzar/REUTERS

Algerien leidet wie viele Länder am Mittelmeer derzeit unter brütender Sommerhitze von weit über 40 Grad Celsius. Die Wasserreserven des Landes werden knapp. Der für die Versorgung wichtige Taksebt-Stausee im Atlasgebirge ist praktisch ausgetrocknet.

Tunesische Politiker vermuten bei vielen Bränden aber Brandstiftung. Ministerpräsident Ben Abdel Rahman sagte, ein Teil der Feuer sei absichtlich gelegt worden. Innenminister Kamel Beldjoud nannte es "unmöglich, dass 50 Brände gleichzeitig ausbrechen". Der staatliche Rundfunk meldete die Festnahme von mehreren mutmaßlichen Brandstiftern.

Flammenfront auf dem Peleponnes

Auf der griechischen Halbinsel Peleponnes und der Insel Euböa dauert der verzweifelte Kampf gegen die verheerenden Brände an. Zahlreiche Brandherde loderten auf Euböa mit Einbruch der Dunkelheit wieder auf, auch weil Löschflugzeuge und Hubschrauber in der Nacht aus Sicherheitsgründen am Boden bleiben müssen. Feuerwehrleute und Helfer versuchen, die Kleinstadt Istiea und umgebende Orte vor den Flammen schützen. Die Behörden riefen tausende Menschen in der Region auf, sich in Sicherheit zu bringen. Bürgermeister Giannis Kotzias sprach von einem erbitterten "Nahkampf" gegen das Feuer, Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis von einer "Naturkatastrophe beispiellosen Ausmaßes".

Waldbrände in Griechenland Euböa.
Feuer auf der griechischen Insel Euböa - hier Einsatzkräfte in der Nähe des Dorfes PefkiBild: Petros Karadjias/dpa/AP/picture alliance

Auf dem Peloponnes sind die Waldbrände wieder außer Kontrolle geraten. Am Dienstagabend war die Feuerfront in der Gemeinde Gortynia im Westen rund zehn Kilometer lang, wie griechische Medien berichteten. Mindestens 19 Dörfer wurden evakuiert, im Ort Pirris brannten Häuser. Die Einsatzkräfte wurden noch in der Nacht verstärkt, um Richtung Norden eine Barriere zu bilden, damit die Flammen sich nicht weiter in Richtung der Präfektur Ilia vorarbeiten können, wo auch das antike Olympia liegt.

Überschwemmungen in der Türkei

Auch in der Türkei ist die Feuergefahr keinesfalls gebannt: In der besonders betroffenen westtürkischen Mittelmeerregion Mugla lässt starker Wind bei Temperaturen um die 40 Grad die Feuer wieder erstarken. Einige Orte an der Schwarzmeerküste im Norden kämpfen derweil mit heftigen Regenfällen, die teilweise zu Überschwemmungen führen. In der Provinz Bartin waren mehrere Dörfer ohne Strom, laut Katastrophenschutz stürzte zudem eine Brücke ein. In der Proviz Sinop stürzte ein Haus ein, Autos steckten in den Wassermassen fest. Ein Krankenhaus musste evakuiert werden, mehrere Straßen mussten gesperrt werden. Die Behörden in der Region warnten vor weiteren schweren Regenfällen.

Infografik Extremwetter im Sommer 2021 DE

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen es als erwiesen an, dass Ausmaß und Häufigkeit der verheerenden Extremwetterereignisse, wie sie in der Mittelmeerregion, aber auch anderen Teilen Europas und der Welt zuletzt zu spüren waren, eine direkte Folge des menschengemachten Klimawandels sind. In dieser Woche veröffentlichte der Weltklimarat IPCC einen neuen Bericht, wonach bereits im kommenden Jahrzehnt eine Erwärmung von 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erreicht werden könnte.

qu/wa/ehl (dpa, afp, rtr)