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Mini-Mars-Hubschrauber fliegt nicht mehr

26. Januar 2024

Er flog und flog und flog durch die dünne Mars-Atmosphäre - viel ausdauernder als erwartet. Doch nun kann der kleine Hubschrauber Ingenuity nicht mehr starten. Und Pannenhilfe ist nicht in Sicht.

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Mini-Helikopter Ingenuity auf der Marsoberfläche (09.04.2021)
Mini-Helikopter Ingenuity auf der Marsoberfläche (2021): Probleme mit den RotorblätternBild: NASA/JPL-Caltech/ZUMA/picture alliance

Ingenuity war das erste Luftfahrzeug, das Flüge auf einem anderen Planeten absolviert hat. Im Februar 2021 war der Minihubschrauber zusammen mit dem Rover Perseverance auf dem Mars gelandet. Ursprüngliche hatte die NASA 30 Tage als Missionsdauer gedacht. Doch Ingenuity startete und landete, flog und forschte weiter auf unserem Nachbarplaneten - fast drei Jahre lang.

Doch jetzt zwingt ein Rotorschaden den Helikopter dauerhaft auf den Marsboden. Nach 72 Flügen sei Ingenuity, zu deutsch "Einfallsreichtum", nicht mehr in der Lage zu fliegen, so die Raumfahrtbehörde der USA. Auf in dieser Woche zur Erde gefunkten Bildern sei zu erkennen, dass ein oder mehrere Rotorblätter des Mini-Hubschraubers bei einer Landung beschädigt worden seien, teilte die NASA mit. Ingenuity stehe zwar noch aufrecht und könne mit dem Kontrollzentrum auf der Erde kommunizieren - fliegen könne der Hubschrauber aber nicht mehr.

Erforschung von Klima und Geologie

"Die historische Reise von Ingenuity, des ersten Luftfahrzeugs auf einem anderen Planeten, ist an ihr Ende gekommen", sagte NASA-Chef Bill Nelson. "Dieser bemerkenswerte Helikopter ist höher und weiter geflogen, als wir uns das je vorstellen konnten und hat der NASA dabei geholfen, das zu tun, was wir am besten können: das Unmögliche möglich machen."

Mini-Helikopter Ingenuity bei einem Erkundungsflug auf dem Mars (30.04.2021)
Ingenuity bei einem Erkundungsflug auf dem Mars (im April 2021): 72 Flüge in dünner LuftBild: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS/AP/picture alliance

Zusammen mit Perseverance, was Durchhaltevermögen heißt, erforschte Ingenuity Klima und Geologie des Mars. Auch die Suche nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens ist Teil dieser Mission. Schon kurz nach der Landung absolvierte der mit Lithium-Ionen-Akkus betriebene und rund 1,8 Kilogramm schwere Helikopter einen Flug. Alle Exkursionen zusammengerechnet surrte Ingenuity mehr als zwei Stunden durch die dünne Mars-Atmosphäre.

Für seinen allerersten Flug war der Mini-Hubschrauber im April 2021 um 6.34 Uhr MESZ von der Marsoberfläche abgehoben. Er stieg auf eine Höhe von etwa drei Metern, schwebte dann etwa 30 Sekunden, bevor er wieder landete. Insgesamt dauerte der Flug 39,1 Sekunden. Anschließend konzipierten die NASA-Wissenschaftler immer neue Flugrouten für Ingenuity.

Fliegen unter extremen Bedingungen

Der Hubschrauber musste auf dem Mars extremen Bedingungen trotzen: Nachts ist es bis zu minus 90 Grad Celsius kalt, was für Batterien und Elektronik leicht das Todesurteil bedeuten kann. Wegen der dünnen Atmosphäre, die grob nur ein Prozent so dicht ist wie die auf der Erde, mussten die Rotoren von Ingenuity auf 2537 Umdrehungen pro Minute beschleunigen - ein Vielfaches von Hubschraubern auf der Erde. Die Energie für diese Kraftanstrengung zog Ingenuity aus seiner durch Sonnenstrahlen gefütterten Batterie.

Auch wenn Ingenuity nicht mehr fliegen könne, werde der Hubschrauber die Zukunft der Raumfahrt beeinflussen, sagte NASA-Manager Teddy Tzanetos. "Der erste Mars-Helikopter der Geschichte wird die Zukunft der Weltraumerforschung prägen und Flotten von Luftfahrzeugen auf dem Mars - und in anderen Welten - in den kommende Jahrzehnten inspirieren."

AR/sti (dpa, afp)