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Mission impossible

Konstantin Klein30. Oktober 2003

Peinlich für George W. Bush: Die oppositionellen Demokraten denken darüber nach, mit Triumphbildern des amtierenden Präsidenten im Jahr 2004 Wahlkampf zu machen - zum Beweis seiner fehlgeschlagenen Politik.

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"to backfire", nach Langenscheidt's Comprehensive Dictionary, Ausgabe 1972 (and wahrscheinlich alle Ausgaben seither), bedeutet dieses Wort "fehlzünden, nach hinten losgehen, ins Auge gehen". Doch auch ohne das Meisterwerk deutscher Wörterbuchkunst dämmert dem einen oder anderem im Weißen Haus des George Bush II., was es bedeutet, wenn eine Idee "fehlzündet, nach hinten losgeht, ins Auge geht".

Dabei hatten die oppositionellen Demokraten schon mal vorsorglich geschäumt, als Bush am 1. Mai am Steuer eines Kampfflugzeuges auf dem Flugzeugträger "Abraham Lincoln" landete, in voller Kampfmontur über das Deck stolzierte und später vom selben Ort das Ende der größeren Kampfhandlungen im Irak verkündete, im Fernsehen, live und in Farbe.

Die Demokraten befürchteten nicht ganz zu Unrecht, im Lager Bush-Cheney wolle man die Aufnahmen vom siegreichen Feldherrn Bush für den kommenden Wahlkampf ausschlachten. Nun sieht es eher so aus, als wollten die Demokraten das tun.

Es sind aber auch zu schöne Bilder: der Präsident im dunklen Anzug, staatsmännisch, aber auch menschlich guckend, sanft vom Licht der untergehenden kalifornischen Sonne beschienen, und im Hintergrund die Brücke des Flugzeugträgers, verziert mit einem gigantischen, rot-weiß-blauen Banner: "Mission accomplished" – Auftrag ausgeführt.

Wer sagt, Amerikaner hätten keinen Sinn für Ironie, unterschätzt sowohl die Amerikaner im allgemeinen als auch jene im Dienste der Demokraten. Denn von "Auftrag ausgeführt" spricht selbst im Weißen Haus inzwischen keiner mehr: zu unruhig ist es im Irak, zu weit entfernt ist das Land von Frieden und Demokratie, und zu viele amerikanische Soldaten sind seit dem Bush-Auftritt getötet worden – ein im Wahlkampf möglicherweise vernichtendes Argument.

Im Weißen Haus versucht man, das sorgfältig komponierte Fernsehbild nun zum dummen Zufall umzuerklären. Nicht die Regierung sei auf die Idee mit dem Transparent gekommen, sondern irgendjemand bei der US-Marine, sagte Bush. Dumm nur, daß die Marine so etwas nicht tun würde, ohne vorher voller Stolz auf die Idee in Washington nachzufragen. Und dumm auch irgendwie, daß man in Washington begeistert war von der Idee – so begeistert, daß man die Kosten für Entwurf und Ausführung übernahm.

Angesichts des Leidens im Irak ist das vielleicht eher nebensächlich. Doch wer wollte den Demokraten verdenken, wenn sie wirklich im nächsten Jahr Wahlkampf machen mit Fernsehbildern, in denen gleichzeitig der Commander-in-chief, ein größeres Stück amerikanischer Waffentechnik und die Stars and Stripes zu sehen sind? Niemand.

Niemand, außer vielleicht den republikanischen Wahlkampfplanern.