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Glaube

Mit Gott und Löwenmut - das Leben ist zum Leben da

6. Juli 2024

Die Komfortzone kann eine angenehme Position im Leben sein. Es gibt nichts, das uns aus dem Gleichgewicht bringen kann. Aber was ist, wenn wir in dieser Zone das Beste verpassen? Ein Beitrag der katholischen Kirche.

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Österreich | Steinfeldspitze
Bild: Hans Huber/Westend61/IMAGO

„Hinter der größten Angst, liegt das größte Glück.“ Das ist so ein Spruch, den man heutzutage öfter findet. In den sozialen Medien, klugen Büchern, manchmal sogar auf meterhohen Plakatwänden am Hamburger Hauptbahnhof. Ein Satz, der uns ermutigen soll. Wie oft, stellen wir etwas hinten an, nur weil es uns Angst macht? Ich muss zugeben: ich habe das schon zahllose Male getan, denn ich liebe Gewohntes. Es gibt doch nichts schöneres, als immer wieder im gleichen Buchladen zu stehen. Ich weiß schon ganz genau, wo was zu finden ist, kann die Gänge fast mit geschlossenen Augen ablaufen und auch die Verkäufer kennen mich bereits und freuen sich, wenn sie mein Gesicht sehen. Oder die Routine, jede Woche ins gleiche nette Café um die Ecke zu gehen. Wie wundervoll kann ich dabei Krafttanken, auf die vergangene Woche blicken und eben auch auf die kommende und dabei weiß ich: auch dann werde ich, so Gott will, wieder hier im Café sitzen. Gewohnte Routinen geben unglaublich viel Halt. Sie unterstützen uns im hektischen Leben und geben uns außerdem ein Gefühl von Kontrolle. Da kommt mir der Spruch „Hinter der größten Angst, liegt das größte Glück“ eigentlich nicht so gelegen. Und doch ahne ich: hier steckt viel Wahres drin.  

Wieviel verpassen wir, wenn wir uns nur auf den bekannten Strecken bewegen? Und vor allem: warum fällt es so schwer, diese Wege auch einmal zu verlassen, ins Gestrüpp zu klettern, Berghänge hochzukraxeln oder eben eine Extrarunde um den See zu drehen? Das Ungewisse macht eben Angst. Wer geht schon gern mit einem mulmigen Gefühl los? 

Obwohl, manche Menschen suchen ja gerade dieses Ungewisse. Sie buchen spontan einen Trip ins Nirgendwo, zelten in einer Wüste oder kündigen einfach von heute auf morgen, weil „es sich nicht mehr richtig anfühlt“. Sind diese Menschen furchtlos? Oder einfach nur dumm? Ich glaube, weder noch. Sie haben genauso Angst, wie alle anderen, sie wissen, dass man, wenn man sich aus der Komfortzone bewegt, Neues erleben wird, vielleicht auch mal scheitern kann und dennoch wagen sie es. Manchmal ist der Leidensdruck zu hoch, ein anderes Mal ruft der Nervenkitzel, oder es ist eben einfach Zeit. 

Was will Gott wohl von uns? Sollen wir schön brav die immergleichen Dinge tun und gut auf unsere Sicherheit achten? Oder sollen wir mutig vorangehen, in unserem eigenen Leben und der Angst ins Gesicht blicken? 

Ich glaube fest daran, dass Gott sich von uns wünscht, dass wir Vertrauen haben. Wir dürfen auf das Leben setzen und losgehen. Werkzeuge haben wir genug: Verstand, Herz und auch im guten Gespräch kann das ein oder andere in uns Klarheit gewinnen. Dann sieht ein Weg durch Gestrüpp und Ungewissheit vielleicht auf einmal ganz breit und entspannt aus.  

Eine gute Freundin, die ich bereits aus Schulzeiten kenne, redet seit Monaten davon, dass sie promovieren möchte. Natürlich gab es viele „aber“. Eine ganze Sturzflut davon. In jeder Sprachnachricht erörterte sie ein neues „aber“, zerlegte es in seine Einzelteile und kam irgendwann dabei an, dass es eben etwas furchteinflößend sei, man wisse ja nicht, was kommt, aber ihr Herz schlage bei dem Gedanken einfach höher. Schon hatte sie die Lösung. Gott hat in uns die Kraft des Herzens gelegt. Wir können fühlen, was gut für uns ist. Manchmal straucheln wir oder fallen hin, aber so lange unser Herz mit an Board ist, kann nichts schiefgehen. Darum lohnt es sich absolut, der Angst ins Gesicht zu blicken. Sie kommt aus dem Kopf, nicht aus dem Herzen. Das Herz schweigt, wenn es nicht will, es denkt nicht.  

Eine gute Übung, um die Komfortzone zu verlassen ist, die Hand auf den Herzraum zu legen und, eingebettet in ein kleines Gebet, hinzufühlen, was die Entscheidung mit uns macht. Lässt sie unser Herz höherschlagen? Dann wird es sich lohnen. Die wöchentlichen Cafébesuche dürfen dennoch bleiben, wer mutig ist, darf auch Pause machen.  

 

Zur Autorin

Katja Schmid ist Journalistin, 43 Jahre alt und arbeitet beim Erzbistum Hamburg, sie hat zwei Kinder, ist verheiratet und lebt mitten in Hamburg. Ausgebildet wurde sie als Radiomoderatorin und Redakteurin. 

Der Beitrag wird redaktionell von den christlichen Kirchen verantwortet.