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Grüner Tee gegen Antibiotika-Resistenzen?

26. September 2019

Eine gesundheitsfördernde Wirkung wird dem grünen Tee schon lange nachgesagt. Forscher entdeckten jetzt eine Substanz im grünen Tee, die das Wachstum von gefährlichen Krankenhaus-Bakterien hemmt.

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Matcha-Tee
Bild: picture-alliance/Arco Images GmbH

Grüner Tee schmeckt nicht nur gut, er entspannt auch, senkt den Blutdruck, regt den Stoffwechsel und Kreislauf an und unterstützt das Immunsystem. Er soll beim Abnehmen und Entgiften helfen, die Verdauung anregen und den Cholesterinspiegel senken.

In Ostasien wird grüner Tee seit jeher als Wundermittel gepriesen, das bei vielen Krankheiten helfen bzw. vor vielen Krankheiten schützen soll. Seit über 5000 Jahren gilt die Camilla Sinensis, deren Blätter zu dieser Teesorte verarbeitet werden, als Heilpflanze.

Dass grüner Tee aber im Kampf gegen Antibiotika-resistente Bakterien helfen kann, ist eine neue Erkenntnis von Forschern des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) an der Uniklinik Köln und von Wissenschaftlern der University of Surrey. Die Forscher haben ein natürliches Antioxidans im Tee entdeckt, das multiresistente Pseudomonas aeruginosa-Bakterien angreifbarer machte. Veröffentlicht wurde die Untersuchung im Journal of Medical Microbiology.

Toxische Wirkung

Die Substanz im grünen Tee heißt Epigallocatechin (EGCG) und sie konnte die Aktivität eines Antibiotikums – Aztreonam – gegen den in Krankenhäusern gefürchteten Erreger Pseudomonas aeruginosa wiederherstellen und so dessen Wachstum hemmen.

Pseudomonas aeruginosa Bakterium
Das Pseudomonas aeruginosa kann schwere Lungeninfektionen und Blutvergiftungen hervorrufenBild: picture-alliance/BSIP/CDC/J. Carr

Das P. aeruginosa kann schwere Lungeninfektionen sowie Blutvergiftungen hervorrufen und wird häufig mit Aztreonam behandelt, wenn andere Antibiotika nicht mehr helfen. Durch zunehmende Resistenzen gegenüber Aztreonam kann die Behandlung des Bakteriums aber schwierig werden.

"Wir konnten zeigen, dass Aztreonam die Bakterienvermehrung stärker hemmte, wenn EGCG mit im Kulturmedium enthalten war", so Prof. Harald Seifert, DZIF-Wissenschaftler an der Uniklinik Köln. Die Substanz aus dem Tee konnte demnach die Empfindlichkeit der Bakterien für das Antibiotikum wiederherstellen. Dieser synergistische Effekt wurde auch in vivo bestätigt, also am lebenden Objekt. Dafür wurden Wachsmottenlarven mit dem Antibiotikum – mal mit und mal ohne das EGCG – behandelt.

Die toxische Wirkung von EGCG erwies sich sowohl in Versuchen mit Hautzellen als auch in den Larven als gering, was für einen möglichen klinischen Einsatz in der Zukunft entscheidend sein kann. Der Wirkmechanismus ist aber noch nicht abschließend geklärt. Eine Weiterentwicklung dieser alternativen Wirksubstanz bis hin zu klinischen Studien ist geplant.

Grüner Tee-Plantage
Epigallocatechin-3-gallat (EGCG) im grünen Tee soll Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugenBild: Colourbox

Schutz vor Herzkreislauferkrankungen

2018 hatten Forscher der Universitäten Lancaster und Leeds herausgefunden, dass  Epigallocatechin-3-gallat (EGCG) vor Arteriosklerose schützen kann. Arteriosklerose ist die häufigste Ursache von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Bei einer Arteriosklerose bilden sich in den Gefäßen Ablagerungen, die den Blutfluss einschränken und das Risiko für Herzkreislauferkrankungen erhöhen.

Zusammen mit dem Medikament Heparin kann EGCG ein Protein abbauen, das auf den Ablagerungen sitzt und die Blutgefäße somit noch mehr verstopft. Heparin und EGCG können so die Blutgefäße von den gefährlichen Ablagerungen befreien. Auf Grundlage dieser Ergebnisse versuchen die britischen Forscher nun, neue Medikamente gegen Herzkreislauferkrankungen zu entwickeln.

Alzheimer-CT
Kann Epogallocatechin-3-gallat (EGCG) auch Eiweißklumpen im Gehirn auflösen?Bild: Imago/Science Photo Library

EGCG und Alzheimer

2017 hatte der Molekularbiologe Erich Wanker herausgefunden, dass das Epogallocatechin-3-gallat (EGCG) im grünen Tee auch gegen Alzheimer eine gewisse Wirkstoff zeigen könnte. Im Labor hatte Wanker das EGCG in lebende, tierische Zellen gegeben. Daraufhin lösten sich die Eiweiße in den Zellen auf.

Wenn Alzheimer tatsächlich dadurch entsteht, dass Eiweiße in den Nervenzellen des Gehirn verklumpen und so die Zelle zerstören, könnte eine Auflösung der Proteinbündel ein vielversprechender Ansatzpunkt zur Behandlung von Alzheimer sein. Dazu aber müsste das EGCG direkt ins Gehirn gelangen. Bislang hat der Versuch nur unter Laborbedingungen unter dem Mikroskop funktioniert.

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund