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Mit High-Tech-Rückenwind bei der Premiere

Lorenz Schalling
3. März 2022

In Peking startet Christian Schmiedt erstmals bei den Paralympics. Dafür hat der Para-Snowboarder sieben Jahre viel investiert: ideell und finanziell. Als er anfing, gab es nicht mal ein Nationalteam oder einen Trainer.

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Para-Snowboarder Christian Schmiedt beim Snowboard-Cross-Rennen in Peking
Geschafft! Para-Snowboarder Christian Schmiedt steht bei den Paralympics in Peking im ViertelfinaleBild: Oliver Kremer/Beautiful Sports/imago images

Die Paralympics in Peking sind für 14 von 22 deutschen Teilnehmern eine Premiere. Einer von ihnen ist Christian Schmiedt. Der 33-Jährige fährt seit über 20 Jahren Snowboard. Früh merkte er, dass er, trotz der Dysmelie aller vier Extremitäten (eine angeborene Fehlbildung einzelner Gliedmaßen), schneller fährt als manche Freunde ohne Handicap, mit denen er mit dem Sport anfing. Für Schmiedt reine Psychologie: "Ich denke viel ist auch Kopfsache. Jeder hat ein gewisses Limit bei dem er sagt: 'Okay, jetzt nicht schneller.' Und dieses Limit setzt bei mir schon spät ein."

Nach acht Jahren am Ziel

2014 gehörte Snowboarden in Sotchi erstmals zum Programm der Paralympics. Für Christian Schmiedt und seinen Kumpel Manuel Ness war klar: einmal zu den Paralympics, das wäre ein Traum. Aus Deutschland gab es damals nur einen Starter, Stefan Lösler. Ansonsten gab es nichts. Kein Nationalteam, keinen Trainer, kein Budget.

Im Winter 2015 starteten Schmiedt und Ness dann bei ersten Weltcups. Das Abenteuer zahlten sie aus eigener Tasche. " Aus Geld- und Zeitgründen konnten wir nicht an allen Rennen teilnehmen", schildert Schmiedt ihre Anfänge. "Die Rennen in Europa haben wir mitgenommen. Zusammen mit Training hat und das rund 2.500 Euro pro Person jede Saison gekostet."

Erst nach den Paralympics 2018 in Pyoengchang, für die beide die Qualifikation verpassten, entwickelten sich die nötigen Strukturen in Deutschland. Heute gibt es einen Trainer, einen Prothesen-Techniker und Co-Trainer sowie eine Teamärztin. Und natürlich auch ein Reisebudget sowie das Anrecht auf Sonderurlaub, seit die Para-Snowboard-Pioniere Schmiedt und Ness offizielle Kader-Athleten sind.

Para-Snowboarden bedeutet High-Tech

In jedem Sport spielt das Material eine wichtige Rolle. Pünktlich zur Weltmeisterschaft im Januar bekam Schmiedt neue Liner und neue Fuß-Prothesen. Die Liner (Silikonüberzieher für seine Beinstümpfe) sorgen für den richtigen Halt der Prothesen. Dafür wurden seine Beine von einer Schweizer Spezialfirma gescannt. Dann wurden an Hand von 3D-Modellen die Liner designt und im 3D-Druck hergestellt. "Durch diesen 3D-Druck passt sich das an wie eine zweite Haut. So eine Passformgenauigkeit hatte ich noch bei keinem anderen Liner", schwärmt Schmiedt. "Dadurch habe ich mehr Komfort und kann auch direkter den Fuß ansteuern." Und seine Fußprothesen funktionieren, dank eingebauten Dämpfern, fast wie Sprunggelenke.

Para-Snowboarder Christian Schmiedt richtet vor einem Rennen bei den Paralympics eine seiner Prothesen
Wegen seiner Dysmelie hat Schmiedt an den Händen nur je drei Finger und Prothesen an den UnterschenkelnBild: Ralf Kuckuck/imago images

Diese Neuerungen geben Schmiedt zusätzliche Motivation für die Paralympics. "Der sportliche Ehrgeiz ist auf jeden Fall geweckt. Seit der Weltmeisterschaft weiß ich, dass mit der neuen Technik, die ich bekommen haben, einiges möglich ist." Sein siebenter Platz im Dual Banked Slalom war die beste deutsche Platzierung bei der Para Schneesport-Weltmeisterschaft in Lillehammer in Norwegen.

Motivation für die nächste Generation

Mit guten Ergebnissen in Peking wollen Schmiedt und Co. das Para-Snowboarden in Deutschland weiter bekannt machen. Und so neue Athleten motivieren, damit das Nationalteam auch nach ihnen weiter bestehen bleibt. Denn eine erneute Paralympics-Teilnahme, 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo, ist noch nicht sicher absehbar, wenn auch nicht ausgeschlossen. Zumindest einen großen Vorteil hätten die Wettbewerbe in Italien: Alle Fans aus der Familie und dem Freundeskreis, die so gerne in Peking dabei gewesen wären, könnten dann womöglich in einem großen Bus über den Brenner zur Unterstützung anreisen.

Und einen zweiten sportlichen Traum haben Schmiedt und sein Kumpel Ness dann auch noch nach den Paralympics, wie Schmiedt verrät: "Wir wollen einmal am Weltcup in Kanada, in Big White teilnehmen. Das ist unser ganz großer Traum." Doch nun zählt erst einmal das Abenteuer in Peking -  und das begann für Schmiedt recht erfolgreich: Als einziger der drei deutschen Startet schaffte er es am Sonntag durch die Qualifikation und startet nun am Montag im Viertelfinale. 

Der Artikel wurde aktualisiert.