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Mit Indien gegen China

Dennis Stute18. Juli 2005

Die USA setzen in Asien immer mehr auf Indien als strategischen Partner. Ein Grund für die Annäherung ist der Aufstieg Chinas zum potenziellen Rivalen.

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Die USA wollen Indiens Atomprogramm unterstützenBild: AP
Indian Soldiers - Parade at a military base
Indische Soldaten bei einer ParadeBild: AP

Noch vor sieben Jahren verhängten die USA wegen der indischen Atomtests Sanktionen, jetzt sagt US-Präsident George W. Bush Indien die volle Unterstützung bei der Entwicklung eines zivilen Atomprogramms zu: Der dreitägige Staatsbesuch des indischen Premierministers Manmohan Singh in Washington, der am Montag (18.7.2005) begonnen hat, macht einmal mehr deutlich, wie stark sich die beiden Länder angenähert haben. Die Beziehungen zu Indien seien "nie stärker als heute" gewesen, erklärte Bush - und dies war mehr als eine diplomatische Freundlichkeit.

Verstärkter Waffenhandel

Indische Kurzstreckenrakete
Die indische Kurzstreckenrakete Agni IIBild: AP

So unterzeichneten die Staaten Ende Juni ein Rahmenabkommen zur militärischen Kooperation, das unter anderem einen verstärkten Handel mit Rüstungsgütern und die Zusammenarbeit bei multinationalen Einsätzen vorsieht. Zudem hätten die USA Indien inzwischen als Atommacht faktisch anerkannt, sagt Christian Wagner von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Obwohl Indien sich weigert, den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen, will Bush nun den Kongress auffordern, den Nuklear-Handel mit Indien zu gestatten. "Indien sollte als verantwortungsbewusster Staat mit hoch entwickelter Atom-Technologie in den Genuss derselben Vorteile kommen wie andere Staaten", heißt es in einer Erklärung, die nach dem Treffen am Montag veröffentlicht wurde. Mit dem Wunsch nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat stieß Singh jedoch auf taube Ohren. Die USA unterstützten nach wie vor nur Japan, erklärte das Außenministerium nach dem Gespräch der beiden Staatschefs.

Abkehr von Pakistan

Nachdem sich die USA während des Kalten Krieges auf Indiens Erzrivalen Pakistan gestützt hatten, gibt es - abgesehen von einer kurzen Abkühlung nach den indischen Atomtests von 1998 - schon seit Mitte der neunziger Jahre einen dauerhaften Annäherungskurs. Dies sei zum einen durch die wirtschaftliche Liberalisierung begünstigt worden, die 1991 in Indien begann, zum anderen habe die Demokratieförderung eine größere Rolle in der US-Außenpolitik gespielt, erklärt Wagner.

Die neue Mittelschicht ist proamerikanisch

Indien Computer Software
Software-Spezialistinnen in BangaloreBild: AP

C. P. Bhambri, Politologe an der Jawaharlal Nehru Universität (JNU) in Neu Delhi glaubt, dass die Liberalisierung nicht nur auf amerikanischer Seite entscheidend für den Wechsel war: "Mit der Globalisierung sind in Indien neue soziale Formationen entstanden - darunter eine wohlhabende und sehr mächtige Mittelklasse, die extrem proamerikanisch ist." Das Interesse der USA liege auf der Hand: "Der neue Feind für die USA ist China. Japan haben sie bereits in der Tasche und Indien ist eine weitere Regionalmacht, die sie benutzen können."

China als Herausforderung

Auch Wagner geht davon aus, dass es darum gehe, "Indien gegen China in Stellung zu bringen." Das US-Verteidigungsministerium betrachte China als die große Herausforderung der nächsten 50 Jahre, sagt Wagner: "Natürlich gibt es deshalb schon Überlegungen, wie sich die USA in der Region aufstellen und wo die Verbündeten sind." Vor einigen Tagen erklärte Robert Blackwill, Mitarbeiter im Nationalen Sicherheitsrat: "Keine anderen zwei Länder teilen gleichermaßen die Herausforderung, die Macht Chinas infragezustellen."

"Kein neuer Kalter Krieg"

Chintamani Mahapatra, USA-Spezialist an der Nehru-Universität in Neu Delhi bezweifelt indessen, dass Indien als Verbündeter gegen China gebraucht werde. Vielmehr könne Indien, das sich in den vergangenen Jahren auch China angenähert hat, dazu beitragen, dass Peking ein verlässlicher und friedlicher Partner werde: "China und die USA sind wirtschaftlich so eng verflochten, dass eine Situation, die mit dem Kalten Krieg vergleichbar wäre, ausgeschlossen ist." Sollte sich die Auseinandersetzung um Taiwan zuspitzen, werde sich Indien nicht einmischen, da es dort keinerlei Interessen habe.

Stabile Demokratie

Das indische Parlament in Neu-Dehli
Das Parlamentsgebäude in der indischen Hauptstadt Neu DelhiBild: dpa

An einer engen strategischen Partnerschaft geht kein Weg vorbei, glaubt Mahapatra. Indiens stabile Demokratie, sein Wirtschaftswachstum und sein Militärpotenzial machten den Subkontinent für Amerika interessant. Umgekehrt seien die USA für Indien der wichtigste Handelspartner und größte Investor. Die strategischen Interessen der beiden Länder glichen sich, wenn es auch Unterschiede in Einzelfragen gebe. So sei man zwar einig in der Bekämpfung des militanten Fundamentalismus - doch Washington betrachte Pakistan dabei als Verbündeten, obwohl es dort Ausbildungslager für Dschihad-Kämpfer gebe. Die geplante Gaspipeline von Iran nach Indien sei ein weiterer Streitpunkt, da Amerika Teheran isolieren will. Ein Partner sei allerdings auch etwas anderes als ein Vasall, sagt Mahapatra: "Die USA müssen die Autonomie Indiens akzeptieren, wenn es Differenzen gibt."