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Mit Kleinstkrediten gegen die Armut

Marcel Fürstenau17. Oktober 2012

Die Sparkassenstiftung fördert weltweit die Kreditvergabe an Kleinunternehmer. Zur Freude von Entwicklungsminister Niebel, einem Freund der Privatwirtschaft.

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Entwicklungsminister Dirk Niebel (l.), Niclaus Bergmann (Geschäftsführer Sparkassenstiftung für internationale Kooperation) und Heinrich Haasis (Vorstandsvorsitzender Sparkassenstiftung für internationale Kooperation) auf einer Pressekonferenz am 17.10.2012 in Berlin (Foto: Sparkassenstiftung)
Bild: Sparkassenstiftung/Manuel Wilmanns

Der Vergleich ist gewagt, aber keinesfalls abwegig: Viele Schwellen- und Entwicklungsländer befinden sich heute in einer Situation, die Europa zu Beginn der Industrialisierung erlebt hat. Landflucht und Massenarmut, Hunger und rasantes Bevölkerungswachstum waren Kennzeichen einer ganzen Epoche, die rund 200 Jahre her ist. Für viele Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas sind diese Phänomene indes gegenwärtig. Aktuellen Zahlen zufolge leiden knapp 870 Millionen Menschen weltweit an Hunger und Unterernährung. Das sind zwölf Prozent der Weltbevölkerung.

Anfang der 1990er Jahre waren es noch sechs Prozentpunkte mehr. Statistisch gesehen kann also von Erfolgen in der Armutsbekämpfung gesprochen werden. Aber mit solchen Zahlenspielen will sich der deutsche Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dirk Niebel (im Artikelbild links), natürlich nicht zufrieden geben. Der Freidemokrat (FDP) setzt seit seinem Amtsantritt 2009 auf ein stärkeres Engagement der Privatwirtschaft. Seine Kritiker in den Reihen der Politik und Nichtregierungsorganisationen (NGO) werfen ihm deshalb immer wieder vor, sich mehr um die Interessen der deutschen Wirtschaft zu kümmern als um die Ärmsten der Armen.

Kleinstkredite in Madagaskar

Niebel zeigt sich von der Kritik allerdings unbeeindruckt. Er will seinen Kurs unbeirrt fortsetzen, und davon profitiert auch die Sparkassenstiftung. Schon seit 1992 unterstützt die in Bonn ansässige Organisation weltweit Länder beim Aufbau von Finanzierungsstrukturen. Im Mittelpunkt steht die Vergabe von Krediten an kleine und mittlere Unternehmer. Nach eigenen Angaben hat sich die Stiftung in den vergangenen 20 Jahren in über 60 Ländern engagiert. Finanziert wurden und werden die Projekte aus dem Stiftungskapital, aus Spenden und vor allem aus Mitteln des Entwicklungsministeriums (BMZ). Insgesamt 37 Millionen Euro steuerte das seit 2009 von Niebel geführte Haus seit 1992 bei.

Zwei Jungen stehen am Ufer eines Gewässers, in dem eine Viehherde steht (Foto: AFP/Getty Images)
Für Viehbauern in Madagaskar kann ein Mikrokredit den Weg aus der Armut bahnenBild: Getty Images

Niclaus Bergmann (im Artikelbild in der Mitte), Geschäftsführer der Sparkassenstiftung, freut sich über diesen anhaltenden und in letzter Zeit zunehmenden Geldsegen. Damit werden Kooperationspartner in aller Welt unterstützt. Im Kern geht es um den Aufbau einer technischen Infrastruktur und die Ausbildung von Personal. Die Ausgangssituation ist dabei sehr unterschiedlich. Schwellenländer wie Mexiko sind wesentlich weiter als afrikanische Länder. Deshalb wird für jedes Projekt ein auf die lokalen Bedürfnisse zugeschnittenes Programm entwickelt, erläutert Bergmann. In Madagaskar zum Beispiel unterstütze man die staatliche Postbank dabei, neben Angeboten für Sparer auch als Kreditgeber tätig zu werden. Wichtig ist dabei der Aufbau von Zweigstellen außerhalb der Ballungsräume, damit die Mikrofinanzierung etwa für Kleinbauern im ländlichen Raum überhaupt funktionieren kann.

Eine Milliarde US-Dollar in Aserbaidschan

Eine ganz andere Dimension hat die Kooperation der Sparkassenstiftung mit einem Land wie Aserbaidschan. Seit fünf Jahren würden dort ortsansässige Banken beim Auf- und Ausbau von Kreditgeschäften unterstützt, sagt Stiftungsgeschäftsführer Bergmann. In Zusammenarbeit mit mehr als zehn Partnerinstituten seien rund 250.000 Kredite mit einer Gesamtsumme von über einer Milliarde US-Dollar vergeben worden. Davon profitiere überwiegend die lokale Wirtschaft außerhalb der Hauptstadt Baku, betont Bergmann.       

Beispiele wie diese sind ganz nach dem Geschmack des deutschen Entwicklungsministers. Dirk Niebel nutzt jede Gelegenheit zur Kooperation mit der Privatwirtschaft. In seinem Konzept zur Armutsbekämpfung spielt es die entscheidende Rolle. Eigene Arbeit und eigenes Einkommen seien der beste Weg aus der Misere, ist sich Niebel sicher. Dafür müssen aber auch andere wichtige Voraussetzungen erfüllt sein, die sich als Bausteine in dem Strategiepapier des Ministeriums wiederfinden. Investitionen in Gesundheits- und Bildungsprogramme nennt Niebel zuallererst.

Armutsbekämpfung / Interview Niebel - MP3-Mono

Nicht nur Niebel ist zufrieden

Das alles gehört seit jeher zum klassischen Repertoire der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Der wesentliche Unterschied zu früher ist, dass der amtierende Minister die Funktion der Wirtschaft kontinuierlich stärkt. Das Engagement der Sparkassenstiftung und deren finanzielle Unterstützung durch Niebels Ministerium dürfte sich ausnahmsweise des Beifalls vieler Kritiker erfreuen. Denn die Kleinstkredite kommen, wie schon die Bezeichnung erahnen lässt, kleinen und mittleren Unternehmen zugute. Meistens sind das Einzelpersonen. Die Sparkassenstiftung sieht sich selbst deshalb als "Pionier der Mikrofinanzierung". Und das ist ganz im Sinne Niebels.