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Mit Ruhe und Klebstoff ins Finale

Tobias Oelmaier
26. Mai 2017

Das DFB-Pokalfinale von Berlin könnte das letzte Spiel von Trainer Thomas Tuchel in Diensten von Borussia Dortmund werden. Die Zeichen stehen auf Abschied. Und Gegner Eintracht Frankfurt kickt für den Lebenslauf.

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Fußball DFB-Pokal Vor dem DFB-Pokal-Finale
Bild: picture-alliance/dpa/S. Stache

Den Fußballtrainer Thomas Tuchel zu durchschauen, ist nicht ganz einfach. Daran haben sich schon etliche Sportjournalisten-Kollegen die Zähne ausgebissen. "Ich spüre eine große Ruhe", sagt der doch keine 30 Stunden vor Anpfiff des DFB-Pokalfinales in Berlin. Dabei könnte es sein, dass es sein letztes Spiel für Borussia Dortmund sein wird. Der teilweise öffentlich ausgetragenen Dissens zwischen ihm, Tuchel, und seinem Chef, dem BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wird sich auch mit einem Titelgewinn nicht aus der Welt schaffen lassen.

Aber nein, das spiele im Moment alles keine Rolle, sagt Tuchel, auch nicht die Gerüchte um einen Weggang von Topstar Pierre-Emerick Aubameyang. "Da wissen Sie dann mehr als ich", antwortet er einer brasilianischen Reporterin, angesprochen auf den kolportierten Wechsel seines Goalgetters nach Paris. Vielmehr verweist der Trainer vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt (im DW-Liveticker ab 20:00 MESZ) auf den großen Zusammenhalt in seinem Team.

Nicht nur nach Berlin...

Die Ereignisse in dieser Saison - und damit meint er wohl zu allererst den Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus vor dem Champions-League-Viertelfinale gegen den AS Monaco im April - hätten "für viel, viel Klebstoff gesorgt innerhalb der Mannschaft, die ganz außergewöhnliche Reaktionen und Entwicklungen durchgemacht hat - auch zwischen den Spielern und mir." Und den Beleg für diese These liefert Tuchel gleich nach: "Es ist nicht möglich, solche Leistungen zu bringen, wenn das nicht gegeben wäre."

Deutschland Borussia Dortmund - Werder Bremen | Thomas Tuchel
Trotz viel Klebstoff wohl wohl bald nicht mehr zusammen aktiv: Topstürmer Aubameyang und BVB-Trainer Tuchel Bild: picture alliance/dpa/B. Thissen

So blicken die Dortmunder voller Zuversicht auf das Finale, auch wenn man die letzten drei DFB-Pokalendspiele in Serie allesamt verloren hat. "Wir sind jetzt schon sehr oft hier gewesen, mussten dann aber mit leeren Händen nach Hause zurück", erzählt Kapitän Marcel Schmelzer. "Es ist schon so, dass wir auf jeden Fall diese Erfahrung aus den letzten Finalspielen einfach in das Spiel mit rein nehmen müssen." Vor allem mental soll der Schalter umgelegt sein, berichtet Thomas Tuchel: "Letztes Jahr war dieses große Ziel: Wir wollen nach Berlin, dieses Jahr wollen wir wieder nach Berlin, aber um dort zu gewinnen."

Frankfurts Meier hat Pokalerfahrung

Das will auch sein Frankfurter Kollege Nico Kovac: "Am Ende wird jeder Spieler und Trainer an Titeln abgerechnet - und es ist ganz gut, wenn man auf seinen CV (Lebenslauf, d. Red) dann stehen hat, dass man da mal was erreicht hat." Für Kovac wäre so ein Erfolg in seiner Heimatstadt etwas ganz Besonderes und sein erster als Trainer. Und für die Eintracht soll endlich, nach 29 Jahren, die titellose Zeit vorübergehen.

So ist es für Frankfurts Kapitän Alexander Meier "das größte Spiel meiner Karriere". Dabei hat er in jungen Jahren selbst schon einmal in so einem Finale gestanden, war 2006 aber mit seinen Frankfurtern knapp dem FC Bayern unterlegen. So kommt Meier in seiner Karriere auf exakt genau so viele Titel wie Superstar Marco Reus. Der tragische Held möchte endlich Zählbares auf seiner Visitenkarte. "Wir haben es verdient, hier zu spielen", sagt der Linksaußen, "wir haben in diesem Jahr viele negative Sachen erlebt und sind trotzdem immer rausgekommen."

Dass Reus in Dortmund bleibt, ist relativ sicher. Ob mit oder ohne Titel. Und Tuchel, der schwer Durchschaubare? "Nach dieser Saison wäre der Pokalsieg ein besonderer Schlusspunkt", sinniert der. Was er damit wohl meint?