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Tränengas gegen Flüchtlinge

29. Februar 2016

Dramatische Szenen an der griechisch-mazedonischen Grenze: Flüchtlinge stürmen Befestigungsanlagen und wollen sich nicht abhalten lassen. Sicherheitskräfte setzen Tränengas ein. Ein humanitäres Drama mitten in Europa.

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Grenze Griechenland Mazedonien Flüchtlinge
Bild: DW/D. Tosidis

Hunderte verzweifelte Migranten versuchten, den Sperrzaun zu stürmen und in das Nachbarland durchzubrechen. Zwischen den Orten Idomeni und Gevgelija rissen sie mit einfachen Werkzeugen Teile des von Mazedonien errichteten Grenzzauns nieder. Eine dauerhafte Öffnung des Tores gelang ihnen aber nicht. Die mazedonischen Grenzpolizisten setzten massiv Tränengas gegen die Flüchtlinge ein, die sich daraufhin teils in Panik auf griechisches Territorium zurückzogen.

Kinder mit Atemnot

"Macht die Grenzen auf!" Der Ruf der Flüchtlinge beeindruckte die Sicherheitskräfte nicht. Einige Migranten warfen Steine auf die Beamten, die mit Tränengas schossen, wie Reporter von der Grenze berichteten. Die Menge gab schließlich nach, nicht zuletzt, weil viele Kinder wegen des Tränengases Atemnot hatten. "Mindestens dreißig Menschen haben um eine Behandlung gebeten, darunter viele Kinder", teilte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mit. Nach mazedonischen Angaben wurde auch ein Polizist verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Die Länder an der Balkanroute - Mazedonien, Serbien, Kroatien und Slowenien - hatten sich unter Führung Österreichs darauf verständigt, täglich nur noch bis zu 580 Migranten nach Norden durchzulassen. Da aber der Zustrom der Menschen aus der Türkei nach Griechenland anhält, sitzen dort inzwischen schätzungsweise 25 000 Menschen fest - mit steigender Tendenz.

Griechenland Flüchtlinge stürmen die Grenze zu Mazedonien
Dramatische Szenen an der Grenze zwischen Griechenland und MazedonienBild: picture-alliance/AP Photo/B. Grdanoski

"Unsere eigenen Entscheidungen"

Der mazedonische Präsident Djordje Ivanov verteidigte das Vorgehen seines Landes gegen die Menschen am Grenzzaun. "Wir haben unsere eigenen Entscheidungen getroffen. In Zeiten der Krise muss jedes Land seine eigenen Lösungen finden", sagte Ivanov gegenüber "Spiegel Online". Wenn sein Land auf EU-Vorgaben gewartet hätte, wäre Mazedonien "mit Flüchtlingen überschwemmt" worden.

Solche Entscheidungen würden zusammen mit Polizeibehörden entlang der Balkanroute getroffen, sagte Ivanov weiter. Sollte Österreich seine Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen erreichen, bedeute das die Schließung der Balkanroute. Zugleich betonte er: "Geschlossene Grenzen liegen sicher nicht in unserem Interesse." Für die Politik Angela Merkels zeigt Ivanov Verständnis: "Die Entscheidung von Frau Merkel, die deutschen Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen, war eine menschliche Geste, die respektiert werden sollte. Die Menschen kommen, weil sie in kriegsgebeutelten Gegenden alles verloren haben."

Visegrad-Treffen in Prag
Verhängnisvoller Beschluss? Die Vertreter Visegrad-Staaten bei ihrem jüngsten TreffenBild: Getty Images/AFP/M.Cizek

Notfallpläne aus Brüssel

Unterdessen bereitet die EU-Kommission Notfallpläne für Griechenland und andere Staaten auf der Balkanroute vor. Zu den geplanten Schritten gehörten die Verstärkung von Aufnahmekapazitäten oder die Kontrolle von Grenzen, sagte eine Sprecherin der Behörde. Die regierung in Athen habe mitgeteilt, welche Art von Unterstützung gewünscht werde, sagte die Kommissionssprecherin. Beim Sondergipfel der EU-Chefs mit der Türkei am 7. März wird es auch um die zugespitzte Lage in Griechenland gehen sowie um die Zusammenarbeit mit der Türkei.

ml/sti (rtr, adp, afp)