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Mitgliederschwund bei den Kirchen gebremst

21. Juli 2017

Die Statistiken von katholischer und evangelischer Kirche sind für ihre Verantwortlichen schon lange kein Quell der Freude mehr. Doch verzagen müssen sie nun auch nicht. Die Zahl der Austritte ist spürbar zurückgegangen.

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Die Karmelitenkirche in Straubing (Foto: picture-alliance/dpa/M. Balk)
Heilige Messe in der Karmelitenkirche in Straubing in BayernBild: picture-alliance/dpa/M. Balk

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben 2016 weniger Mitglieder verloren als im Jahr davor. 162.093 Katholiken traten aus der katholischen Kirche aus, das waren 19.832 Menschen und damit rund elf Prozent weniger als im Jahr davor, wie die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn mitteilte. Die Zahlen blieben jedoch auf hohem Niveau. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) meldete zeitgleich in Hannover rund 190.000 Austritte, was einen Rückgang um 20.000 und damit rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

Bundesweit hatte die katholische Kirche 2016 rund 23,6 Millionen Mitglieder, was 28,5 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. 2015 lag der Anteil bei 29 Prozent. Die Zahl der Protestanten ging im gleichen Zeitraum um knapp 350.000 zurück und lag bei rund 21,9 Millionen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung sank damit von 27,2 auf 26,5 Prozent.

Anteil der Christen an Gesamtbevölkerung bei gut 58 Prozent 

Hans Langendörfer, Sekretär der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (Foto: picture-alliance/dpa/M. Murat)
Hans Langendörfer, der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz Bild: picture-alliance/dpa/M. Murat

Damit gehören 55 Prozent der Menschen in Deutschland einer der beiden großen Kirchen an. Inklusive der orthodoxen Kirche sowie anderer kleinerer Kirchen und Gemeinschaften liegt der Anteil aller Christen an der Bevölkerung bei 58,3 Prozent.

Der Sekretär der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, sagte mit Blick auf die Austrittszahlen, dass die Abkehr von der Kirche "eine Form der Distanzierung" sei. Sie zeige, "dass die Weitergabe des kirchlichen Glaubens nicht vollständig gelungen ist". Es sei nötig, die Beweggründe zu verstehen und das Handeln der Kirche "danach kritisch zu überprüfen, um es da - wo notwendig - auch neu auszurichten".

"Wer einer Kirche angehört, entscheidet dies in völliger Freiheit"

Ein EKD-Sprecher erklärte zur Interpretation der Zahlen: "Wer heute einer christlichen Kirche angehört, entscheidet dies in völliger Freiheit." Im Jahr 2016 hätten "mehr als 99 Prozent der Mitglieder ihrer evangelischen Kirche die Treue gehalten", das sei "Ausdruck einer hohen Verbundenheit".  Der leichte Rückgang der Mitgliederzahlen liegt demnach vor allem am demografischen Wandel: So starben 2016 rund 340.000 Protestanten. Erstmals seit drei Jahren seien 2016 weniger Menschen aus der evangelischen Kirche ausgetreten als Mitglieder durch Taufe (180.000) oder Aufnahme (25.000) hinzugekommen seien. Die EKD zählte 14.055 Gemeinden und 236.000 hauptamtliche Mitarbeiter.

Leicht gesunken ist die Zahl der Eintritte in die katholische Kirche: 2016 gingen 2.574 Menschen diesen Schritt, im Jahr davor 2.685. Mit 6.461 (2015: 6.474) blieb die Zahl der Wiederaufnahmen weitgehend stabil. Leicht zurückgegangen ist auch der Gottesdienstbesuch - von 10,4 Prozent 2015 auf 10,2 Prozent: 2,4 Millionen Katholiken besuchen im Schnitt am Wochenende einen Gottesdienst. Die Zahl der Taufen ist dagegen leicht gestiegen - um rund 2,5 Prozent von 167.226 auf 171.531. Bei anderen Sakramenten verzeichnet die Bischofskonferenz einen leichten Rückgang. So gab es etwa 43.610 kirchliche Trauungen und damit 1,5 Prozent weniger als 2015 (44.298).

Rekorde bei der Kirchensteuer

Bemerkenswert ist der Blick auf die Finanzen. Trotz des rückläufigen Trends bei den Mitgliederzahlen verzeichnen Katholiken und Protestanten mit 6,1 beziehungsweise 5,5 Milliarden Euro abermals neue Rekordergebnisse bei den staatlich eingezogenen Kirchenbeiträgen. Das hängt mit der guten konjunkturellen Lage zusammen. Sie sorgt unter anderem dafür, dass aus manch einem von der Kirchensteuer befreiten Arbeitslosen wieder ein regelmäßiger Beitragszahler wird. 

sti/kle (afp, epd, kna)