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Mladic weist jede Schuld zurück

3. Juni 2011

Nach 16 Jahren Flucht ist der Ex-Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, vor dem Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag erschienen. Den Vorwurf der Schuld am Massaker von Srebrenica wies er scharf zurück.

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Wie zur Abwehr hebt Mladic seine linke Hand (Foto: AP)
Allein sein Volk will er verteidigt haben: Ratko MladicBild: dapd

Der frühere General präsentierte sich als Unschuldiger, als jemand, der sich nichts vorzuwerfen hat. Die Anklage vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wies der frühere Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, als "abscheulich" und "monströs" von sich.

"Ich habe mein Volk verteidigt, mein Land. Jetzt verteidige ich mich selbst", sagte der als "Schlächter vom Balkan" in den 1990er Jahren berühmt-berüchtigt gewordene frühere Berufssoldat am Freitag (03.06.2011). Er schüttelte den Kopf, als der niederländische Richter Alphons Orie eine Zusammenfassung der Anklageschrift verlas.

Empörung über Vorwürfe

Kein Wort wolle er davon hören, entgegnete Mladic empört und zeigte sich gegenüber den Richtern - neben dem Vorsitzenden der Deutsche Christoph Flügge und der Südafrikaner Bakone Moloto - wie man ihn kennt: selbstherrlich.

Muslime trauern an einem Massengrab in der Nähe von Srebrenica (Foto: AP)
Allein in Srebrenica wurden 8000 moslemische Jungen und Männer ermordetBild: AP

Fast 16 Jahre lang war der 68-Jährige untergetaucht. Vor gut einer Woche wurde er in Serbien festgenommen und am Dienstag an das UN-Tribunal in den Niederlanden überstellt. Ihm werden Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 vorgeworfen.

Schuld an 12.000 Toten

Die Anklageschrift umfasst elf Punkte, insbesondere neben dem Massaker von Srebrenica auch die 43 Monate währende Blockade Sarajevos, bei der etwa 12.000 Menschen getötet wurden. Der Militärchef sei für "Mord und Deportation" ebenso verantwortlich wie für Zwangslager und massenhafte sexuelle Gewalt.

Auch die vielen Massengräber, aus denen die Leichen zur Vertuschung wieder herausgeholt und zerstückelt in neuen "Sekundärgräbern" verscharrt wurden, gingen auf das Konto des Angeklagten.

Demonstranten in Banja Luka halten Plakate mit dem Bild Mladics (Foto: dapd)
Immer noch hat Mladic zahlreiche Anhänger: Protest gegen die Festnahme des früheren GeneralsBild: dapd

Die bosnisch-serbischen Truppen hätten damals unentwegt die bosnische Hauptstadt beschossen, um die Bewohner "zu töten, zu verstümmeln, zu verletzen und zu terrorisieren", erläuterte Richter Orie.

Körperlicher Verfall

Der Angeklagte hörte gespannt zu, gelegentlich schüttelte er seinen Finger. "Ich will nur sagen, dass ich es erleben möchte, ein freier Mann zu sein", sagte er. Während man ihn von früheren Bildern als stämmigen Mann kannte, wirkte er im Gerichtssaal jetzt älter als er ist, zugleich sprach er undeutlich.

Er trug einen grau gestreiften Anzug und eine hellgraue Militärkappe, die er später absetzte. Er gab an, schwer krank zu sein, und zeigt sich überzeugt, seine Unschuld beweisen zu können. Die Verhandlung wurde auf den 4. Juli vertagt, damit sich der Ex-Militärchef auf seine Verteidigung vorbereiten kann.

Jahrelanger Prozess?

Es wird damit gerechnet, dass der Prozess erst in mehreren Monaten beginnen und sich vermutlich über Jahre hinziehen wird. Mladic droht lebenslange Haft.

Während Serbien die Finanzierung der Verteidigung ablehnt, hat die Regierung der bosnischen Serbenrepublik 50.000 Euro als Soforthilfe bereitgestellt. Als Pflichtverteidiger wurde Mladic zunächst der Anwalt Aleksandar Aleksic zugewiesen, bis er sein eigenes Verteidigerteam zusammengestellt hat.

Bosnische Frauen mit Plakaten. Auf einem steht: Mladic Massenmörder (Foto: AP)
Angehörge der Kriegsopfer demonstrieren in Den HaagBild: dapd

Aleksic hatte vor dem Tribunal schon zwei andere serbische Angeklagte vertreten. Wegen des besonderen Falles wird die Anklage vom Chefankläger, Serge Brammertz, persönlich vertreten.

Großes öffentliches Interesse

Die Anhörung Mladics war von einem großen Medieninteresse begleitet. Bereits am Donnerstag hatten Journalisten aus aller Welt Stellung vor dem Gerichtsgebäude in Den Haag bezogen. Dort hielten Überlebende und Angehörige von Toten des Massakers von Srebrenica am Freitag ein Plakat mit einem Foto Mladics und der Aufschrift "Massenmörder" in die Höhe.

Wut und Empörung herrschte auch auf dem Friedhof der Opfer von Srebrenica, wo rund 20 Witwen die Anhörung am Fernseher verfolgten. "Wenn wir nur hier über ihn richten könnten", sagte Hanifa Djogaz. "Wir würden ihn lebend in Stücke reißen", und fügte hinzu: "Ich hoffe, Gott lässt ihn in der Hölle verbrennen."

Autorin: Eleonore Uhlich (dpa,afp,rtr)
Redaktion: Marko Langer