Energie und Geld sparen
5. März 2010Die Mongolei wird gerne als "Land des blauen Himmels" bezeichnet. Doch in der Hauptstadt Ulan Bator zeigt sich dieser Himmel nur selten. Mühsam müssen sich die Sonnenstrahlen ihren Weg durch den dichten Smog kämpfen - vor allem im Winter. Dann fallen die Temperaturen wochenlang auf minus 30 Grad. Ulan Bator gilt als kälteste Hauptstadt der Welt.
Das Stadtzentrum ist im sowjetischen Stil errichtet. Darum herum liegen mehrere sogenannte Jurtenvierteln. Die Jurte aus dickem Wollfilz ist ein Rundzelt und die traditionelle Behausung der Mongolen. Mehr als 140.000 diese Hütten ziehen sich über die Stadtgrenze von Ulan Bator die Hügel hinauf. Rund 600.000 Menschen leben in den Jurten oder in Hütten ohne jede Isolierung. Im Winter heizen die Menschen mit einfachen Öfen. Als Brennstoff benutzen sie, was es gerade gibt. Wenn das Geld für Braunkohle oder Holz fehlt, werden alte Autoreifen verheizt. Darum ist der Smog im Winter auch so dicht.
Brennstoff sparen mit neuen Öfen
Sparsamere Öfen würden also nicht nur den Geldbeutel der Jurtenbewohner schonen, sondern auch die Gesundheit der Einwohner von Ulan Bator. Chinzorig baut solche Öfen bereits in einer Werkstatt in einem Jurtenviertel. Der Lärm von Hammerschlägen, das Kreischen von Trennscheiben und das Zischen von Schweißgeräten erfüllen die Luft in der kleinen offenen Halle. Während die normalen Öfen nur aus Blech bestehen, seien seine mit Schamottsteinen ausgekleidet, erklärt Chinzorig. Diese Steine speicherten die Hitze. Außerdem habe der Ofen, den die deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) entwickelt hat, die Luftzirkulation verbessert, sagt Chinzorig. Das Ergebnis: Die Öfen sind wesentlich sparsamer und umweltfreundlicher.
Allerdings hat diese Qualität auch ihren Preis: Mit 80 bis 100 Euro je nach Größe und Modell sind die neuen Öfen fast doppelt so teuer wie die traditionellen. Allerdings gibt ein durchschnittlicher Jurtenhaushalt zwischen 400 und 500 Euro pro Jahr für Brennstoff aus. Die Mehrausgaben für den Ofen hätten die Bewohner schnell wieder raus - wenn sie das Geld für die Anfangsinvestition hätten.
Ein Drittel der Mongolen lebt unter der Armutsgrenze
Viele haben dieses Geld aber nicht: Die Bewohner der Jurtenviertel gehören mehrheitlich zum ärmeren Teil der Bevölkerung. Insgesamt lebt nach offiziellen Angaben mindestens ein Drittel der Mongolen unter der Armutsgrenze von einem Euro pro Tag. Damit sich die Menschen trotzdem einen Energiespar-Ofen kaufen können, vergibt die XAC-Bank Mikrokredite. Im Sommer 2009 hat sie eine grüne Produktlinie eingeführt. "Wir möchten die Luftverschmutzung reduzieren und den armen und einkommensschwachen Klienten helfen, ihre Energiekosten niedrig zu halten", erklärt der stellvertretende Geschäftsführer Tud-Od.
Die mongolische Geschäftsbank XAC ging aus einer Fusion hervor: 2001 hatten sich ein Mikrofinanzprojekt des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen UNDP und eines der amerikanischen Entwicklungsagentur USAid zur XAC-Bank zusammen geschlossen. "Wir wurden von einer sozialen Organisation mit einer kommerziellen Note zu einer Geschäftsbank mit einer sozialen Mission", sagt Tud-Od trocken.
Auch die Nachbarn werden neugierig
Mit Hilfe der Mikrokredite der XAC-Bank konnte die 29-jährige Zolzaya aus einem Jurtenviertel am Stadtrand in einen Energiespar-Ofen investieren, der jetzt ihre kleine Hütte beheizt. Zwei Jahre lang muss Zozaya zwei Euro im Monat zurückzahlen. Doch es lohnt sich: "Dieser Ofen spart eine Menge Holz! Und: Jetzt haben wir keinen Qualm mehr im Zimmer."
Inzwischen interessieren sich auch Zolzayas Nachbarn und Verwandte für den neuen Ofen. Die rege Nachfrage schafft neue Jobs - nicht nur in der Ofenwerkstatt, sondern auch bei der angeschlossenen Schamottstein-Produktion. In dem GTZ-Projekt werden arbeitslose Jugendliche ausgebildet und ausschließlich mongolische Rohstoffe verwendet. Davon gibt es in der Mongolei viele - bislang aber fehlte es an der Weiterverarbeitung.
Autor: Matthias von Hein
Redaktion: Julia Kuckelkorn