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KriminalitätDeutschland

Motivsuche nach Messerangriff in Mannheim

1. Juni 2024

Ob der mutmaßliche Täter aus islamistischen Motiven handelte, ist noch offen. Er hatte auf dem Marktplatz der Stadt mehrere Menschen am Stand einer islamkritischen Bewegung mit einem Messer verletzt.

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Der Tatort vor dem Alten Rathaus in Mannheim, am Südrand des Marktplatzes mit Polizei- und Rettungswagen, Absperrband und Wahlplakaten
Der Tatort vor dem Alten Rathaus, einem der ältesten Gebäude Mannheims, das Anfang des 18. Jahrhunderts am Südrand des Marktplatzes errichtet wurdeBild: Rene Priebe/dpa/picture alliance

Einen Tag nach der Messerattacke bei einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa in Mannheim versuchen die Ermittler weiter zu klären, wie es zu dem Angriff kommen konnte. Im Mittelpunkt stehe die Frage nach dem Motiv, erklärte das baden-württembergischen Landeskriminalamt (LKA).

Der von der Polizei niedergeschossene Täter sei operiert worden und zurzeit nicht vernehmungsfähig. Zur Identität des Mannes machten die Ermittler bislang keine Angaben. Nach übereinstimmenden Medienberichten soll es sich um einen 25-jährigen Afghanen handeln, der in Südhessen lebt. Wegen eines möglichen islamistischen Hintergrundes ermittelt die Staatsschutzabteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe in dem Fall.

Mitarbeiter der Spurensicherung auf dem Markplatz am Stand der Bewegung Pax Europa, am Stand hängt ein Transparent mit der Aufschrift "Politischen Islam stoppen!"
Mitarbeiter der Spurensicherung auf dem Markplatz am Stand der Bewegung Pax EuropaBild: Timm Reichert/REUTERS

Ein bei dem Angriff verletzter Polizist schwebe weiterhin in akuter Lebensgefahr, teilte das LKA mit. Er sei daher in ein künstliches Koma versetzt worden. Bei fünf weiteren Verwundeten handele es sich um Teilnehmer der Kundgebung. Ob sie auch Mitglieder von Pax Europa seien, müsse noch geklärt werden.

Nach Darstellung der Schatzmeisterin der Organisation, Stefanie Kizina, wurde auch das Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger verletzt. Kizina sagte, die Attacke sei gezielt gegen den 59-Jährigen gerichtet gewesen, der Stichverletzungen im Gesicht und am Bein erlitten habe. Er musste demnach operiert werden. Stürzenberger selbst erklärte später auf der Website der Bewegung, der Eingriff sei "gut verlaufen".

Steinmeier: "Gewalt zerstört Demokratie"

Die Tat sorgte bundesweit für Entsetzen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ließ über eine Sprecherin erklären: "In unserer Demokratie darf kein Platz für Gewalt sein - Gewalt zerstört Demokratie. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut." Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb im Online-Netzwerk X: "Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar." Der Täter müsse "streng bestraft werden".

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (Mitte) besucht am Freitag den Ort des Angriffs
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (Mitte) besucht am Freitag den Ort des AngriffsBild: Kirill Kudryavtsev/AFP/Getty Images

Der Täter war am Freitag auf dem Marktplatz in der Mannheimer Innenstadt mit einer Stichwaffe auf Menschen losgegangen, die sich an einem Stand von Pax Europa aufhielten. In der nahe Heidelberg liegenden baden-württembergischen Stadt war eine Kundgebung der Bewegung geplant. Im Internet kursieren Videoaufnahmen, die die Attacke zeigen sollen.

"Verfassungsschutzrelevante islamfeindliche Bestrebungen"

Der bayerische Verfassungsschutz hatte in seinem Bericht für das Jahr 2022 über Stürzenberger und den bayerischen Landesverband von Pax Europa geschrieben, es lägen "tatsächliche Anhaltspunkte" dafür vor, dass diese "verfassungsschutzrelevante islamfeindliche Bestrebungen" verfolgten, "die auf eine Abschaffung der Religionsfreiheit für Muslime gerichtet sind".

Im jüngsten Bericht der Behörde für 2023 tauchen Stürzenberger und die Organisation nicht mehr auf. Nach Angaben des Landesamts für Verfassungsschutz liegt das aber nur daran, dass diese weniger aktiv seien. Sowohl Stürzenberger als auch der Landesverband Bayern würden weiter beobachtet.

Der 1964 im bayerischen Bad Kissingen geborene Stürzenberger war über Jahre hinweg als Journalist für mehrere Medien tätig. Ende 2003 wurde er Pressesprecher der CSU in München. Später verließ er die CSU und stieg 2011 bei der später aufgelösten Kleinpartei Die Freiheit ein. Auch bei der islamfeindlichen Pegida-Bewegung in Dresden trat Stürzenberger mehrfach auf.

jj/kle/sti (dpa, afp)