Musikbranche in Euphorie
26. Februar 2013Der Gewinn der Musikbranche ist eher symbolisch, aber die Unternehmen betrachten das Plus von 0,3 Prozent auf 16,5 Milliarden Dollar, das in 2012 erreicht wurde, geradezu euphorisch.
"Zu Beginn der digitalen Revolution hieß es allgemein, die Digitalisierung wird die Musik töten", sagte Top-Manager Edgar Berger, der bei Sony Music Entertainment das internationale Geschäft leitet. "Die Wahrheit aber ist, dass die Digitalisierung die Musik rettet." Er sehe in den Zahlen den Beginn einer globalen Wachstumsgeschichte. Die Branche habe allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken.
Internetverkauf überholt CD-Geschäft
Der legale Verkauf von Musik über das Internet mache inzwischen 34 Prozent des Gesamtmarktes aus, berichtete der Verband IFPI (International Federation of the Phonographic Industry). Die Umsätze im digitalen Geschäft stiegen 2012 um neun Prozent auf 5,6 Milliarden Dollar. In mindestens acht Ländern, darunter Indien, Japan und Kanada, sei der digitale Umsatz inzwischen größer als der mit physischen Tonträgern wie CD's und DVD's.
"Dies ist ein sauer verdienter Erfolg einer Branche, die innovativ war, gekämpft und sich über ein Jahrzehnt lang verändert hat", sagte Verbandpräsidentin Frances Moore in London.
Zum Erfolg des Digitalverkaufs trugen auch die schnell wachsenden neuen Online-Musikdienste wie Spotify und Deezer bei. Dank dieser neuen Plattformen könnten die Unternehmen ihre Geschäfte leichter ausbauen und neue Kunden gewinnen.
Ein großer Behelf für die Musikindustrie wurden Smartphones. "Die Leute nutzen die Handys mehr zum Musikhören als zum Telefonieren", sagte Edgar Berger. Die Verbreitung von Smartphones habe den Markt vorangetrieben. Das CD-Geschäft blieb aber weiterhin ein Sorgenkind. Sein Umsatzanteil sank 2012 von 61 Prozent auf 58 Prozent und ist in vielen Ländern unter Druck.
Ein Drittel Nutzer unterstützt Internet-Piraterie
Der IFPI-Verband forderte die Politik und die Betreiber von Internet-Suchmaschinen auf, noch radikaler gegen illegale Download-Plattformen vorzugehen. Die Suchmaschinen müssten nicht nur versuchen, illegale Plattformen abzustellen.
«Sie sollten den legalen eine Priorität bei der Suchfunktion einräumen», sagte Frances Moore. Ein Drittel aller Internet-Nutzer greife noch immer auf nicht lizenzierte Anbieter von Musik zurück, betonte sie. Zudem müsse die Werbebranche aufhören, auf illegalen Plattformen Werbung zu schalten.
Auf Platz eins der digitalen Single-Charts kam im vergangenen Jahr die kanadische Sängerin Carly Rae Jepsen mit ihrem Hit "Call Me Maybe". Ihr folgten der belgisch-australische Sänger Gotye mit "Somebody That I Used To Know" und der südkoreanische Rapper Psy mit dem Kultsong "Gangnam Style".
Erfolgreichstes Album 2012 war "21" der britischen Jazz- und R&B-Sängerin Adele, das 8,3 Millionen Mal verkauft wurde.
shi/ re (Reuters, dpa)