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Politik

Muslime fordern Imame bei der Bundeswehr

27. Februar 2018

Auslandseinsätze, Essensvorschriften oder Gebetszeiten: Für die knapp 2000 Muslime in der Bundeswehr sind das wichtige Themen. Neben Militärpfarrern brauchen sie deshalb nach Ansicht von Islamexperten auch Militärimame.

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Zwar seien nicht alle der Muslime in der Bundeswehr praktizierende Gläubige, viele von ihnen hätten aber vermutlich das Bedürfnis nach geistigem Beistand, sagt der islamische Religionssoziologe Rauf Ceylan. Der stellvertretende Direktor des Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück fordert deshalb Militärimame für die Bundeswehr. "Muslimische Militärseelsorger sind überfällig. Wir brauchen sie genauso, wie wir auch mittlerweile entsprechend ausgebildete muslimische Krankenhaus-, Polizei- und Gefängnisseelsorger haben", sagt Ceylan. Auch über Speisevorschriften und Gebetszeiten, die nicht immer und überall eingehalten werden könnten, sollten sie sich mit einem Imam austauschen können, fordert Ceylan. Gleiches gelte für den Fastenmonat Ramadan.

Islamismus in der Bundeswehr, Nariman Reinke, stellvertretende Vorsitzende des Vereins Deutscher Soldat e.V. (Foto: picture-alliance/dpa/S.Prautsch)
Reinke setzt sich für die Anerkennung kultureller und religiöser Vielfalt einBild: picture-alliance/dpa/S.Prautsch

Integrationspolitische Zentralwirkung

Es sei eine ganz natürliche Entwicklung, dass in einer Gesellschaft, in der mittlerweile fast fünf Millionen Muslime leben, diese Glaubensrichtung zunehmend auch in der Bundeswehr vertreten sei, so Ceylan. Das Argument, der Staat habe bei den Muslimen keinen zentralen Ansprechpartner, lässt Ceylan nicht gelten. Schließlich gebe es in anderen Bereichen - wie etwa beim Religionsunterricht oder an Universitäten - gute Erfahrungen mit Beiräten, in denen mehrere Verbände vertreten seien. 

Nachdem in der vergangenen Woche Nariman Reinke, die seit 13 Jahren Soldatin ist, dem Nachrichtenportal "Welt online" gesagt hatte, sie wünsche sich Imame in der Militärseelsorge, werden die Stimmen der Befürworter lauter. Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland beklagt, dass sich in dieser Frage seit Jahren nichts bewege. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", es sei eine Schande, dass es nach Jahren der Diskussion noch immer keinen Militärimam gebe. Die Politik schiebe immer wieder die Bürokratie als Hinderungsgrund vor. Die Bundeswehr sei ein Spiegelbild der Gesellschaft. Militärimame hätten auch eine starke integrationspolitische Signalwirkung. Laut dem Zeitungsbericht hatte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen bereits vor Jahren angekündigt, den Bedarf an Imamen in der Truppe zu prüfen und zu klären, wie deren Einsatz organisiert werden könne.

"Es macht sich Ernüchterung breit"

Auch der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels, hatte in seinem Jahresbericht kürzlich die Bundesregierung wegen Untätigkeit kritisiert: "Nach mehr als sechs Jahren des ergebnislosen Prüfens macht sich langsam Ernüchterung breit." Die katholische und evangelische Militärseelsorge für die deutschen Soldaten ist laut Bartels "keine weltanschaulich beliebige Institution". In Österreich würde das Bundesheer inzwischen über zwei Militär-Imame verfügen, hatte er angeführt. Nicht nur in Österreich, sondern auch den USA, Großbritannien, Frankreich oder den Niederlanden gibt es Militärimame. 

sam/djo (AFP, epd, kna)