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Muslime setzen Zeichen für Pressefreiheit

16. Januar 2015

In ganz Deutschland haben Muslime Mahnwachen für die Pressefreiheit vor Redaktionen und Medienhäusern abgehalten – als Solidaritätsbekundung nach dem Anschlag auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo".

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Mahnwache für Meinungsfreiheit vor RTL in Köln (Foto: dap)
Bild: picture-alliance/dpa/R. Vennenbernd

Es ist ein weiteres Zeichen von Muslimen in Deutschland: Nach dem islamischen Freitagsgebet kamen Mitglieder und Imame von Moschee-Gemeinden zu Solidaritätsbesuchen in Dutzende deutsche Zeitungsredaktionen und TV-Sender.

"Wir gehören zusammen"

Zu der Aktion hatte die Türkisch-Islamische Union (Ditib) als Reaktion auf das Attentat auf die Pariser Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" aufgerufen. In einer Erklärung verurteilten die Teilnehmer den Anschlag von Paris als Angriff auf die tragenden Pfeiler der freiheitlichen Gesellschaftsordnung. Niemals dürfe das Leben eines Menschen wegen seines Glaubens oder seiner Meinung angetastet werden.

"Wir mögen die Berichterstattung über den Islam in Deutschland kritisieren oder als diffamierend verurteilen", hieß es. Dem könne man aber nur mit den Mitteln des Rechts begegnen. Es gehe nicht nur darum, sich gegenseitig zu ertragen. "Es geht uns darum, deutlich zu machen, dass wir uns gegenseitig achten und respektieren: Denn wir gehören zusammen", hieß es in der Erklärung weiter.

Mahnwachen in Berlin und Mainz

Deutliche Worte fand der Berliner Ditib-Landesvize Süleyman S. Kücük. "Wir dürfen solchen Angriffen auf unsere Werte nicht nur mit Worten begegnen", sagte er bei der Solidaritätsbekundung vor dem Axel-Springer-Haus in der Hauptstadt. "Wir müssen als Religionsgemeinschaft deutlich machen, dass wir uns mit unserem Glauben und unseren Gemeinden für die Freiheiten und das Leben eines Jeden einsetzen", so Kücük weiter. Zu der Mahnwache in Berlin waren etwa 50 Ditib-Vertreter gekommen.

Dreyer warnt vor Misstrauen

Auch vor dem Gelände des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) in Mainz fand eine Solidaritätsbekundung statt. Dort machte sich die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer für einen Zusammenhalt von Deutschen und Muslimen stark.

Der Terror von Paris habe nichts mit dem Islam zu tun, die Bedrohung gehe von Fanatikern, nicht von Religionen aus. "Wir stehen an der Seite der Musliminnen und Muslime und lassen keinen Keil des Misstrauens zwischen uns treiben", so Dreyer.

Mahnwache für Meinungsfreiheit auf dem ZDF-Gelände in Mainz (Foto: dpa)
Mahnwache vor dem ZDF mit Ministerpräsidentin DreyerBild: picture-alliance/dpa/F.v. Erichsen

Größte Organisation in Deutschland

Auch andere Medienhäuser, etwa "Der Spiegel" und "Die Zeit" in Hamburg, die "Rheinische Post" in Düsseldorf und der Fernsehsender RTL in Köln, bekamen Besuch von Ditib-Mitgliedern. Die konservative Türkisch Islamische Union ist die mit Abstand größte muslimische Organisation in Deutschland. Ihr gehören bundesweit mehr als 900 Vereine an, die meisten davon sind Moschee-Gemeinden.

Bereits am Dienstag hatte der Zentralrat der Muslime zu einer zentralen Mahnwache am Brandenburger Tor für die Opfer der Pariser Attentate aufgerufen. Tausende Menschen waren zu der Gedenkveranstaltung gekommen, darunter auch Vertrerter verschiedener Relgionsgemeinschaften, sowie Bundespräsident Joachim Gauck, Kanzlerin Angela Merkel und weitere Politiker.

cw/haz (dpa, epd, SWR-online)