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Mutig gegen den Rekordmeister

Tobias Oelmaier8. September 2016

Vor dem Topspiel des 2. Bundesliga-Spieltags zwischen Schalke 04 und Bayern München könnten die Rollen kaum klarer verteilt sein. Auch wenn Schalkes Neu-Trainer das bayerische Sieger-Gen mitgebracht hat.

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Markus Weinzierl FC Schalke 04 Logo
Bild: picture-alliance/dpa/A.Waelischmiller

"Mia san mia!", heißt es beim FC Bayern gerne, wenn sie dort in München ihr zweifellos üppiges Selbstbewusststein verbal ausdrücken wollen - "wir sind wir". Jeder Neuzugang bekommt dieses Sieger-Gen schon bei Vertragsunterzeichnung eingeimpft, ob er möchte oder nicht. Und bei den meisten klappt das dann auch.

Markus Weinzierl ist gebürtiger Niederbayer und hat 113 Ligaspiele für Bayern München bestritten, und auch er hat wie selbstverständlich diese Attitüde angenommen. Auch wenn Weinzierl all diese Ligaspiele nicht an der Seite der Silbernacken Stefan Effenberg oder Michael Ballack, sondern nur in der zweiten Mannschaft, bei den Amateuren absolviert hat. Aber er hat eben daran geschmeckt, es hat abgefärbt, dieses Selbstwewusstein, und dieser Umstand macht nun vielleicht die Bundesliga wieder spannend.

Denn ganz im Gegensatz zu den meisten seiner Branchenkollegen tritt der neue Schalke-Trainer am zweiten Spieltag der Fußball-Bundesliga den Gästen vom FC Bayern München an diesem Freitag (20:30 Uhr MESZ im DW-Liveticker) mit breiter Brust entgegen. "Man kann gegen die Bayern auf zwei verschiedene Arten spielen", sinniert Weinzierl, aber "meine Grundüberzeugung ist, dass man mutig weiterkommt. Wie mutig wir gegen Bayern sein werden, besprechen wir." Oha! Das sagt einer, der zum Saisonauftakt mit 0:1 bei Eintracht Frankfurt verloren hat. Und er sagt das vor der Partie gegen einen FC Bayern, der mit einem 6:0 gegen Werder Bremen im Rücken nach Gelsenkirchen reist.

Fußball Bundesliga Bayern München - Werder Bremen
Ruhig an der Seitenlinie, offen bei der Pressekonferenz: Carlo Ancelotti ist der Gegenpol zu Vorgänger Pep GuardiolaBild: Getty Images/Bongarts/A. Hassenstein

Die Pleite sei "aufgearbeitet und abgehakt", spielt Weinzierl das Malheur bei seinem Einstand herunter. "Gegen die Bayern wollen wir ein anderes Gesicht zeigen." Das muss sein Team auch, und zwar ein komplett anderes als in der gesamten jüngeren Vergangenheit: In den letzten fünf Heimspielen reichte es für die Schalker gerade mal zu einem Punkt gegen die Bayern. Klaas-Jan Huntelaar mag als Sinnbild für die Situation herhalten: Der sonst erfolgreiche Torjäger hat gegen den Rekordmeister noch nicht einen Treffer bejubeln dürfen. Und die Neuzugänge Nabil Bentaleb und Jewgeni Konopljanka hatten wegen der Länderspielpause ebenso wenig Gelegenheit, sich an die Kameraden zu gewöhnen, wie Rekordeinkauf Breel Embolo und Abdul Rahman Baba, die bei ihren Nationalmannschaften engagiert waren.

Was macht man nun auf Bayern-Seite mit dieser Favoritenrolle? Trainer Carlo Ancelotti, wie sein Vorgänger Pep Guardiola ein höflicher Mensch, macht aus Schalkes Not eine Tugend. "Sie haben das erste Spiel verloren und werden besonders motiviert sein. Es wird schwer", spielt der Italiener die Erwartungen ein wenig herunter und ergänzt: "Schalke hat neue Spieler und einen neuen Trainer, sie haben eine sehr große Motivation."

Im Gegensatz zu Guardiola aber ließ Ancelotti schon einen Tag vor dem Match durchblicken, auf welches Personal sich sein Kollege Weinzierl einstellen darf. "Wir spielen mit Ribery, Müller, Lewandowski", verrät er ganz offen in übrigens recht passablem Deutsch. Was wohl so viel heißt: Soll er doch meine Aufstellung wissen, wir sind sowieso nicht zu schlagen. "Am wichtigsten ist aber, wie wir spielen." Carlo Ancelotti hat seine erste Lektion in München schon gelernt: Mia san mia!