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Mächtig urgewaltig

Anja Fähnle28. August 2002

Durch sintflutartige Regenfälle steht den Europäern das Wasser bis zum Hals. Und für andere Regionen der Erde sind solche Wetterkatastrophen längst nichts Neues mehr. Hat der Klimawechsel schon begonnen?

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Die Fluten reißen alles mit, was sich ihnen in den Weg stellt.Bild: AP
Rettung aus überflutetem Haus
Land unter in Grimma bei LeipzigBild: AP

Der Sommer 2002 wird für viele Menschen in Europa zum Albtraum. Unwetter in ungewöhnlicher Häufigkeit und Schwere suchten weite Teile Europas heim. Regionen in Deutschland, Italien, Österreich, Tschechien, Spanien und Russland erleben Regenfluten und Überschwemmungen. Nicht nur in Europa, weltweit sind verstärkt Regen, Gewitter und Stürme zu verzeichnen. Befürchtete Auswirkungen des Klimawandels oder nur Ergebnisse von ganz normalen Klimaschwankungen?

Neuer El Niño?

Ausläufer des Hurricanes an der Küste Floridas
Hurrikan Michelle wütete 2001 über FloridaBild: AP

Viele denken bei den Unwettern, die Europa, Amerika und Südasien seit einigen Wochen heimsuchen, sofort an El Niño. Ein etwa alle sieben Jahre auftretendes Wetterphänomen warmer Meeresströmungen im Pazifik, durch das sich zum Beispiel sehr starke Hurrikans bilden. Diese fegen dann mit hunderten von Stundenkilometern über die Lande und lassen Gebäude wie Kartenhäuser einstürzen. Der jüngste El Niño liegt jetzt fünf Jahre zurück, erste Anzeichen für einen neuen El Niño seien aber schon da, so die Weltorganisation für Meteorologie.

Besonders in den Tropen, auf dem amerikanischen Kontinent, ist dieses Wetterphänomen dann zu spüren. Die Auswirkungen der riesigen Ozeanflächen hätten einen Einfluss auf die Hurrikantätigkeit in der Karibik und damit auch von der Karibik ausgehend auf den amerikanischen Kontinent, erklärt Diplom-Meteorologe Volker Vent-Schmidt vom Max-Planck-Institut in Hamburg. "Die Hitzewellen, die dann in New York oder Washington auftreten, können durchaus damit zusammenhängen. Das gleiche gilt für die Regenfälle in Kalifornien".

Signale für weltweite Erwärmung

Helfer retten Mann aus Hochwasserfluten in Tschechien
Helfer retten Mann aus Hochwasserfluten in TschechienBild: AP

Das Wetter in Mitteleuropa wird von diesem Wetterphänomen im Pazifik jedoch nicht beeinflusst. Die Unwetter, die hierzulande ganze Landstriche verwüsten, haben mit normalen Klimaschwankungen zu tun. Fest steht jedoch, dass diese Unwetter Signale für eine weltweite Erwärmung des Klimas sind. Das zeigen internationale Untersuchungen der Luft- und Wassertemperaturen, so Volker Vent-Schmidt.

"Wir gehen davon aus, dass sich die Lufttemperatur global erhöht und damit natürlich die Gefahr, dass sich diese Energiezufuhr, die wir beobachten, in weiteren Klimaveränderungen niederschlägt. Das zieht Wetterbeeinflussungen nach sich, die dazu führen werden, dass wir höhere Extremwerte haben".

Mediterranes Klima im Norden?

Hochwasser in Österreich
Salzburg im August 2002Bild: AP

Einige Metereologen meinen, dass die Menschen selbst mitverantwortlich für die globale Erwärmung sind. Durch den vermehrten Ausstoß der Treibhausgase FCKW hätten sie mit dazu beigetragen, dass der Ozonmantel, der die Erde umgibt, Risse bekommt und dadurch mehr UV-Strahlen, also ultraviolette Strahlen, durchlässt. Das wiederum führt zu höheren Temperaturen weltweit. In Europa ist zum Beispiel abzusehen, dass sich das mediterrane Klima weiter nach Norden verlagert - die Dürrephasen in Süditalien deuten darauf hin.

Die Signale für eine Klimaveränderung sind da. Die Meteorologen warnen jedoch davor, die unterschiedlichen Unwetter weltweit in einen Topf zu werfen. Sie hätten jeweils andere Ursachen. Und manche Zusammenhänge lassen sich erst in zehn Jahren feststellen - so lange dauert es, bis die nötigen Daten für eine wissenschaftliche Erkenntnisse da sind.