Mahnmal zur Bücherverbrennung von 1933
10. Mai 2018Noch in diesem Jahr soll es gebaut werden: In München beschloss der städtische Kulturausschuss der bayrischen Landeshauptstadt am Mittwoch (09.05.2018) den Bau eines Denkmals zur Bücherverbrennung der Nazis im Jahre 1933. Umgesetzt wird ein Entwurf des US-amerikanischen Künstlers Arnold Dreyblatt. Das teilten Sprecher der Stadt und des NS-Dokumentationszentrums in München mit.
Entstehen wird das künstlerische Mahnmal mitten in München, vor der Staatlichen Antikensammlung am Königsplatz. In unmittelbarer Nachbarschaft befanden sich von 1933 -1945 auch die Verwaltung und die Parteizentrale der NSDAP, das berühmt-berüchtigte "Braune Haus". München galt damals als Hauptstadt der Bewegung, von hier aus lenkte der NS-Parteiapparat das Hitler-Regime.
Dreyblatt, der 1953 in New York geboren wurde und seit 1984 in Berlin lebt und arbeitet, ist nicht nur Installations- und Performancekünstler sondern auch Komponist und Musiker. Der Medienkünstler arbeitet interdisziplinär, viele seiner Installationen im öffentlichen Raum beschäftigen sich mit erinnerungskulturellen Themen, vielfach geht es um Prozesse des Erinnerns und Vergessens, des Sammelns und Archivierens.
Gedenken an den Nazi-Terror
Auf dem Münchner Königsplatz verbrannten am 10. Mai 1933 – unter Grölen und Absingen des Horst-Wessel-Liedes – Studenten die Bücher "unerwünschter deutscher Schriftsteller", wie Bertold Brecht, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Heinrich Heine, Heinrich und Thomas Mann, Nelly Sachs, Anna Seghers, Arnold und Stefan Zweig u.v.a. Auch Werke des Nobelpreisträgers Albert Einstein befanden sich unter den verbrannten Büchern. Der Schriftsteller Erich Kästner war im Hintergrund als Zuschauer dabei, als seine Bücher auf dem Königsplatz ins Feuer flogen.
Dreyblatts Entwurf mit dem Namen "Die Schwarze Liste" hatte sich im Wettbewerbsverfahren durchgesetzt. Das kreisförmige Denkmal wird in der Mitte des Königsplatzes entstehen: Die begehbare Scheibe aus glasfaserverstärktem Kunststoff mit einem Durchmesser von acht Metern trägt eine Spirale aus 9600 Buchstaben: Bei dem Text handelt es sich um 359 Buchtitel von im nationalsozialistischen Deutschland geächteten Autorinnen und Autoren. Die Auswahl basiert auf der historischen „Schwarzen Liste“ des Berliner Bibliothekars Wolfgang Herrmann, die im Mai 1933 mehrfach veröffentlicht wurde und grundlegend bei der Auswahl der damals verbrannten Werke war. Die Buchtitel der Spirale sind ohne Interpunktion aneinandergereiht, so dass assoziationsreiche Wortketten entstehen, die neue Bezüge und Bedeutungen herstellen.
In Berlin gibt es bereits ein Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung 1933, auf dem Bebelplatz direkt neben dem Prachtboulevard Unter den Linden. In der Mitte des Platzes ist unterirdisch ein 5x5x5 Meter großer Raum eingelassen, an dessen weißgetünchten Wänden raumhohe leere Regale für ca. 20.000 Bücher stehen. Von oben kann man durch eine dicke Glasplatte in den Raum reinsehen. Der Entwurf stammt von israelischen Künstler Micha Ullmann, eingeweiht wurde es als Mahnmal am 20. März 1995.
hm/jhi (dpa/tagesspiegel.de/ns-dokuzentrum-muenchen.de)