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Die Suche nach dem Motiv

13. Juni 2016

Der Attentäter von Orlando hat sich selbst zur IS-Terrormiliz bekannt. Doch Zweifel am Motiv bleiben: Vertraute beschreiben ihn als nicht religiös. Präsident Obama sieht keine Steuerung des Täters aus dem Ausland.

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Trauer nach Attentat von Orlando (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa/R. Stone

Weltweite Trauer um Opfer von Orlando

Einen Tag nach dem Massaker von Orlando prüfen die US-Behörden Verbindungen des Attentäters zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Nach Darstellung des IS-Radiosenders Al-Bajan war der Todesschütze ein Kämpfer der Terrormiliz. "Gott hat Omar Mateen geholfen", einen Angriff gegen die Kreuzfahrer in einem Nachtclub auszuführen, berichtete der Sender. Al-Bajan gilt als offizielles Verlautbarungsorgan der Dschihadisten in ihrem Herrschaftsbereich in Syrien und im Irak. Es wurde jedoch nicht gesagt, dass die Tat von der Führungsebene des IS geplant und in Auftrag gegeben wurde.

Suche nach dem Motiv

Die Bundespolizei FBI erklärte, der US-Bürger mit afghanischen Wurzeln habe sich in einem Anruf bei der Polizei im unmittelbaren Zusammenhang mit der Bluttat zum IS bekannt. Mateens 2011 von ihm geschiedene Ex-Frau sagte, er sei gewalttätig und psychisch labil gewesen. Sie bezeichnete ihn allerding nicht als religiös. Mateen habe drei bis vier Mal pro Woche am Abendgebet der Moschee seines Wohnorts Fort Pierce teilgenommen, berichtete der dortige Imam Syed Shafeeq Rahman. Er hätte "niemals erwartet", das Mateen eine solche Tat begehen könnte, sagte der Imam. Vielleicht habe sich Mateen unbemerkt im Internet radikalisiert. Mateens Vater nannte im Sender NBC Hass auf Schwule als mögliches Motiv, religiöse Beweggründe schloss er aus.

Der 29-jährige Omar Mateen hatte in der Nacht zum Sonntag in Orlando im US-Staat Florida in einem Nachtclub für Schwule, Lesben Bi- und Transsexuelle - auch als LGBT abgekürzt - nach inwischen korrigierten Zahlenangaben der Behörden 49 Menschen getötet und weitere 50 verletzt. Erst Stunden nach den ersten Schüssen stürmten Polizisten den Club und erschossen den Attentäter.

Mutmaßlicher Attentäter Omar Mateen (Foto: AP)
Der mutmaßliche Attentäter Omar Mateen galt als aggressiv und psychisch labil - jedoch nicht als religiösBild: picture-alliance/AP Photo

Weltweite Fassungslosigkeit

US-Präsident Barack Obama sprach in einer ersten Reaktion von einem "Akt des Terrors und des Hasses". Er ordnete Trauerbeflaggung an allen Bundesgebäuden in den USA an. Später sagte er im Weißen Haus in Washington, es geb keine klaren Beweise, dass der Attentäter aus dem Ausland gesteuert worden sei oder dass der Anschlag Teil eines größeren Terrorplans sei. Es gebe aber Anzeichen, dass der Täter von verschiedenen Quellen über das Internet extremistisch inspiriert worden sei. Das Attentat von Orlando weise Ähnlichkeiten zu der Schießerei in San Bernardino in Kalifornien im vergangenen Jahr auf. Die Untersuchungen dauerten an. Obama war zuvor von Ermittlern und Anti-Terrorspezialisten informiert worden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete das Massaker als erschreckend. "Unser Herz ist schwer, dass der Hass und die Bösartigkeit eines einzelnen Menschen über 50 Leben gekostet hat", sagte Merkel am Rande der deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in Peking.

Weltweite Trauer um Opfer von Orlando

Zum Gedenken an die Opfer ließ das One World Trade Center in New York seine Antenne in den Regenbogenfarben der Schwulen- und Lesbenbewegung erstrahlen. Auch der Pariser Eiffelturm wird an diesem Montagabend die Farben wechseln. Am Empire State Building blieben in der Nacht dagegen "aus Sympathie für die Opfer" die Lichter aus.

"Wir haben das Richtige getan"

Die Polizei in Orlando verteidigt unterdessen ihr Vorgehen gegen den Angreifer. Um sich Zugang zu dem Club zu verschaffen, in dem viele Menschen als Geiseln festsaßen, hatten die Sicherheitskräfte ein Loch in eine Wand gesprengt. Anschließend vergrößerten sie die Öffnung mit Hilfe eines gepanzerten Fahrzeugs.

"Wir wussten, dass wir das Richtige tun, und wir glauben, dass wir viele Menschenleben gerettet haben", erklärte Orlandos Polizeichef John Mina. Der Täter, der sich im Club verschanzt hatte, habe am Telefon von Sprengstoff gesprochen. Deshalb sei zu befürchten gewesen, dass der Tod weiterer Menschen unmittelbar bevorstehe.

Stars and Stripes und eine Regenbogenflagge am Pariser Rathaus (Foto: dpa)
Im Gedenken an Orlando: Stars and Stripes und eine Regenbogenflagge am Pariser RathausBild: picture-alliance/AP Photo/C. Ena

Trump teilt aus

Die Bluttat könnte zu einer weiteren Polarisierung in dem ohnehin schon scharf ausgetragenen Wahlkampf in den USA führen. Der voraussichtliche republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump forderte Obama zum Rücktritt auf. Er warf dem Präsidenten zu große Nachsicht gegenüber der Gefahr durch islamische Extremisten vor. Trump bekräftigte seine Forderung, Muslimen generell die Einreise in die USA zu verwehren. Trumps voraussichtliche Wahlkampfgegnerin Hillary Clinton verurteilte das Attentat.

Die Tat von Orlando ist der schwerste Terrorakt in den USA seit den Attentaten vom 11. September 2001. Sie gilt zudem als blutigste Tat eines Einzelschützen in der modernen US-Geschichte. Das Attentat ereignete sich während des Gay Pride-Monats, in dem im ganzen Land Homosexuellenparaden und Feste stattfinden. In New York ordnete Bürgermeister Bill de Blasio zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen für schwule und lesbische Einrichtungen an.

cr/jj/kle (dpa, afp, ape, rtre)