Nach der Flutkatastrophe: Trümmer und Trauer in Libyen
Eine Woche nach der Flutkatastrophe im Osten Libyens sprechen Hilfsorganisationen von einer "katastrophalen humanitären Lage". Die Gefahr eines Cholera-Ausbruchs wächst. Am härtesten getroffen ist die Küstenstadt Darna.
Zerstörung und Verzweiflung
Die Zahl der Opfer muss laufend nach oben korrigiert werden. In der Nacht zum Sonntag hat die UNO ihre vorläufigen Angaben erneut angehoben. Demnach starben in der Stadt Darna mindestens 11.300 Menschen, mehr als 10.000 Menschen würden noch vermisst - zusammen ein Fünftel der Bevölkerung. Die 51-jährige Aisha trauert, weil sie fünf Familienmitglieder verloren hat.
Schreckliche Aussichten
Viele Menschen haben Darna nach den Überflutungen einfach verlassen - wenn sie denn wussten, wohin. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind wegen der Katastrophe mindestens 40.000 Menschen im Nordosten Libyens auf der Flucht.
Luftbild der Katastrophe
Am vergangenen Sonntag hatte das Sturmtief "Daniel" heftige Überschwemmungen im Osten Libyens angerichtet. Die Küstenstadt Darna wurde besonders schwer getroffen, weil dort zwei Flussdämme brachen. Sie sollen seit Jahren nicht gewartet worden sein. Die Wucht der Wassermassen war der eines Tsunamis vergleichbar.
Hilfe in kleinen Schritten
Die Suche nach Vermissten geht unermüdlich weiter. Rettungshelfer wie dieser Mann müssen sich in den Trümmern vorsichtig bewegen. Die Überlebenden benötigten jetzt vorrangig Unterkünfte, Nahrung und medizinische Grundversorgung, erklärte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths. Besonders problematisch seien der Mangel an sauberem Wasser und das daraus resultierende Cholera-Risiko.
Gefährliches Wasser
Taucher eines algerischen Katastrophenschutz-Teams durchkämmen ein überflutetes Gebäude. Der Müll im Wasser unterstreicht die Warnung des libyschen Gesundheitsministeriums: Die Bevölkerung von Darna solle sich auf keinen Fall den Brunnen nähern, denn das Grundwasser sei teilweise durch Leichen, Tierkadaver und chemische Substanzen verschmutzt.
Angespülte Leichen
Diese Rettungskräfte tragen einen Toten vom Strand fort. Die Überschwemmung hatte zahlreiche Menschen ins Mittelmeer gerissen. Noch immer werden Leichen angespült. Maltesische Rettungskräfte entdeckten hunderte Leichen in einer Bucht. Eine weitere Gefahr sind Landminen in der Umgebung der Stadt, die durch die Flutwellen in Bewegung geraten oder freigespült worden sind.
Massengräber für Flutopfer
Weiterhin werden täglich Dutzende Leichen aus dem Wasser oder unter Trümmern und Schlammmassen herausgezogen. Sie werden in Massengräbern bestattet. Die eilig vorgenommenen Beerdigungen helfen zu verhindern, dass Seuchen sich ausbreiten, und sie entsprechen islamischen Gepflogenheiten. Aber sie erschweren auch die Identifizierung und das Zählen der Opfer.
Internationale Hilfe ist angelaufen
Die Bundeswehr bringt aus Wunstorf bei Hannover Hilfsgüter des Technischen Hilfswerks nach Libyen. Einsatzkräfte und Hilfsgüter aus etlichen Ländern treffen täglich auf dem Flughafen von Bengasi ein, rund 300 Kilometer westlich von Darna. Angesichts zahlreicher Freiwilliger aus Libyen und dem Ausland sei eine "Koordination der Hilfe dringend erforderlich", so die Organisation Ärzte ohne Grenzen.
Gebete aus aller Welt
Spiritueller Zuspruch und Verbundenheit in Glauben und Geist: Hier betet ein Gläubiger in der Al-Azhar-Moschee in Kairo, der bedeutendsten islamischen Institution der sunnitischen Welt, für die Opfer der Überschwemmungen in Libyen und des Erdbebens in Marokko.