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Ein Jahr danach: Wo sind Augusts Juwelen?

Sven Töniges mit dpa
25. November 2020

Am 25. November 2019 erbeuteten Einbrecher den kostbaren Dresdner Kunstschatz. Nun machen Fahndungserfolge erstmals zarte Hoffnung auf ein Wiedersehen.

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Bildkombo Gestohlene Exponate aus dem "Grünen Gewölbe in Dresden

Es war einer der spektakulärsten wie dreistesten Einbrüche der vergangenen Jahrzehnte - und ein Worst Case-Szenario nicht nur für die Kulturstadt, das "Elbflorenz" Dresden, sondern für das kulturelle Gedächtnis von ganz Sachsen: Im November 2019 erbeuteten Einbrecher mit brachialer Gewalt zahlreiche Kostbarkeiten aus dem historischen Grünen Gewölbe in Dresden.

Der Einbruch 

Am frühen Morgen des 25. November 2019 waren mehrere Täter gewaltsam durch ein vergittertes Fenster in das Historische Grüne Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eingedrungen. Für Erstaunen sorgte vor allem die Brutalität der Täter, die augenscheinlich ohne jeden Respekt vor der Kunst vorgingen. 

Polizisten tragen Pappkartons und Stative über einen Hof
Grossrazzia am 17.11.2020: Polizeibeamte sichern Beweismaterial in Berlin-KreuzbergBild: Wolfgang Kumm/dpa/picture alliance

Innerhalb von Minuten zertrümmerten sie mit einer Axt eine Glasvitrine und stahlen gut ein Dutzend Teile von drei historischen Juwelengarnituren aus der Zeit Augusts des Starken. Darunter war auch der "Sächsische Weiße", ein weißer Diamant mit 48 Karat.

Die Juwelenjagd

Nach einem Jahr Ermittlungen in alle Richtungen gab es Mitte November 2020 eine Wendung im Fall "Grünes Gewölbe": Die nach dem Raub gebildete Sonderkommission "Epaulette" ist sich recht sicher, dass der Einbruch auf das Konto eines Berliner Clans geht. Rund 1600 Polizisten hatten in Berlin eine Razzia gegen Mitglieder des Remmo-Clans durchgeführt. Drei dringend tatverdächtige Clanmitglieder wurden festgenommen , zwei weitere Familienmitglieder sind international zur Fahndung ausgeschrieben.

Der Verbleib der kunsthistorisch unschätzbar wertvollen Juwelen ist indes weiter unklar - auch vermeintliche Spuren verliefen ins Leere.

Zwei Polizisten führen ein Mann in Handschellen ab
Dresden, 17.11.2020: Ein Verdächtigter im Kunstraub-Fall wird von Polizisten ins Oberlandesgericht geführt Bild: Robert Michael/dpa/picture alliance

Die Ermittler sind dennoch zuversichtlich - und auch die Staatlichen Kunstsammlungen zeigten sich "vorsichtig optimistisch" -, dass die Preziosen irgendwann in das barocke Schatzkammermuseum zurückkehren. Andere Kriminalisten und Kunstmarkt-Experten sind hingegen deutlich pessimistischer. Die bange Frage bleibt, ob die Juwelen zerstört wurden, um sie in unkenntlichen Einzelteilen zu verscherbeln.

Die Konsequenzen aus dem Coup 

Unmittelbar nach dem Beutezug waren viele Fragen nach der Sicherheit in deutschen Museen gestellt worden - und danach, wer für den Verlust der Kunstschätze haftet. Die Kunsthistorikerin Ulli Seegers hatte der DW gesagt, sie sei sich "sicher, dass die Schatzkammer den internationalen Sicherheitsstandards entsprochen hat." Diese hätten aber offenbar nicht ausgereicht, sonst wäre es nicht zu diesem Einbruchdiebstahl gekommen. Museen seien nun mal keine Hochsicherheitstrakte.

Der Diebstahl von Dresden sei "einmalig, unwiederbringlich und ein Riesenverlust für die Menschheit", so der Versicherungsexperte Stephan Zilkens im DW-Interview. Vor einem Totalverlust hätte sich das Grüne Gewölbe aber schützen können, analysiert der Experte. Wenn die Juwelen uneingeschränkt veräußerbar und außerdem nicht vom Kulturgutschutzgesetz betroffen wären - beides trifft nicht zu - schätzt er das Ergebnis einer Auktion auf 150 bis 200 Millionen Euro.