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FIFA startet Kinderschutz-Programm

Jonathan Crane
28. Januar 2021

Nach dem Skandal um sexuellen Missbrauch in Haitis Fußball bringt die FIFA ein Bildungsprogramm zum Kinderschutz auf den Weg. Der Weltverband ist sich nach eigenen Worten seiner moralischen Verantwortung bewusst.

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Haiti Nationales Trainingszentrum des Fußballverbandes | Spielerinnen
Bild: Pierre M. Jean/AFP/Getty Images

Nach dem Missbrauchskandal in Haitis Fußball hat der Weltverband FIFA versprochen, sich stärker um den Schutz junger Spielerinnen zu kümmern. FIFA-Ermittler hatten es als erwiesen angesehen, dass sich der langjährige Präsident des haitianischen Verbands, Yves "Dadou" Jean-Bart, an Spielerinnen vergangen hatte. Jean-Bart war dafür lebenslang gesperrt worden. Die FIFA sprach von einem "entsetzlichen" Fall.

Joyce Cook, FIFA-Direktorin für soziale Verantwortung und Bildung, sagte der DW, der Weltverband wolle Sicherheitsanforderungen einführen - für Spielervermittler, die junge Spielerinnen vertreten, und auch für Länder, die sich um die Ausrichtung internationaler Turniere bewerben. Der Schutz junger Spielerinnen und Spieler könne durchaus auch Bestandteil des Regelwerks für die 211 Mitgliedsverbände werden. "Es steht eigentlich schon in unseren Statuten, das fällt unter Menschenrechte", sagte Cook. "Aber ich denke, dass wir es noch klarer herausstellen müssen - auch wenn unsere Position den Mitgliedsstaaten und Kontinentalverbänden eigentlich klar ist." 

Kinderschutz-Diplom nach Online-Lehrgang

Cook äußerte sich beim Startschuss für ein globales FIFA-Bildungsprogramm für Kinderschutz. Vertreter aus dem Spitzen- und Breitensport können in fünf Online-Kursen, verteilt über zwei Jahre, das "Guardians-Kinderschutz-Sportdiplom" erwerben. Das Programm wurde von der "Open University" mit Sitz in Milton Keynes in England in Zusammenarbeit mit internationalen Experten und Wissenschaftlern aus dem Bereich Kinderschutz entwickelt. "Die FIFA und ich setzen alles daran, Belästigung und Missbrauch im Sport zu eliminieren", erklärte FIFA-Präsident Gianni Infantino.

"Sport sind Grenzen gesetzt"

Im Missbrauchsskandal in Haiti seien die Möglichkeiten der FIFA begrenzt, räumte FIFA-Direktorin Cook ein. Der Weltverband sei "sehr enttäuscht" gewesen, als das Strafverfahren der haitianischen Justiz gegen Jean-Bart in Haiti im vergangenen Jahr eingestellt worden sei. Inzwischen wurde es wieder aufgenommen. "Wir bieten unsere Unterstützung an, um einen Gerichtsprozess in Haiti zu ermöglichen", sagte Cook. "Das ist eine weitere Lektion, die wir aus dem nach wie vor schwelenden Missbrauchsskandal in Afghanistan gelernt haben. Wir haben den Täter [den ehemaligen afghanischen Verbandspräsidenten Keramuddin Karim - Anm. d. Red.] lebenslang gesperrt, aber er ist immer noch auf freiem Fuß. Es hat mehrere Versuche gegeben, ihn zu verhaften. Dem Sport allein sind Grenzen gesetzt."

Haiti | Yves Jean Bart, Präsident des haitianischen Fußballverbandes | Sexuelle Gewalt
Ex-Fußballfunktionär Jean-Bart ist untergetauchtBild: Getty Images/A. Schneider

Die FIFA hatte in diesem Monat den Untersuchungsbericht zu den Vorwürfen gegen Jean-Bart veröffentlicht. Jean-Barts Verfehlungen seien "unentschuldbar", hieß es in dem Bericht. Der Ex-Fußballfunktionär wurde der Vergewaltigung, der sexuellen Belästigung und der Bedrohung junger Spielerinnen im nationalen Trainingszentrum Haitis für schuldig befunden. Der Missbrauch erstreckte sich über einen Zeitraum von sechs Jahren. Jean-Bart, der untergetaucht ist, beteuert weiterhin seine Unschuld.

Behörden nicht vertrauenswürdig

Die FIFA, so Cook, sei davor gewarnt worden, sich blind auf die haitianischen Behörden zu verlassen. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen könnten sich die Reichen und Mächtigen in dem mittelamerikanischen Staat häufig der Justiz entziehen. Die für den Kinderschutz zuständigen Stellen seien "leider nicht vertrauenswürdig oder nicht kompetent, aus welchen Gründen auch immer", sagte Cook. Die FIFA sei sich ihrer moralischen Verantwortung als Dachverbands des Fußballs bewusst: "Es geht vor allem darum, für die Kinder und Frauen, die traurigerweise missbraucht wurden, zu sorgen und sie zu schützen - und alles dafür zu tun, dass so etwas nicht wieder geschieht."

Adaption: Stefan Nestler