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Nach Live Aid nun Live 8

2. Juli 2005

Nach 20 Jahren folgt auf das Musik-Festival "Live Aid" nun "Live 8". Ging es 1985 um Hilfe für Afrika, wollen die Organisatoren heute durch einen "long walk to justice" die politisch Verantwortlichen zum Handeln bewegen.

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Auftaktkonzert der Live 8 in TokioBild: AP
Sir Bob Geldof
Sir Bob Geldof im November 2004Bild: AP

Am 15. Juli 1985 fand das Musik-Event "Live Aid" als Doppel-Konzert im Wembley Stadion London und zeitgleich im John-F.-Kennedy-Stadion in Philadelphia statt. 60 Musiker, darunter Gruppen wie Queen, Status Quo, The Who und die großen Stars der Zeit Madonna, Paul McCartney, Paul Young, Bruce Springsteen, David Bowie, George Michael, Elten John, Phil Collins, Bryan Adams, Mick Jagger und Bob Dylan spielten 16 Stunden. Das Event wurde in mehr als 100 Länder übertragen und weltweit von 1,5 Milliarden Zuschauern gesehen. Die eingespielten 140 Millionen Dollar wurden der Welthungerhilfe gespendet und sollten zur Bekämpfung der Armut in Afrika eingesetzt werden. Organisiert wurde die Großveranstaltung von dem irischen Rockstar Bob Geldof, dem früheren Sänger der Gruppe "Boomtown Rats". "Live Aid" galt lange als die Veranstaltung mit den meisten Zuschauern weltweit.

Neun Großbühnen

Die Neuauflage am 2. Juli 2005 erreicht noch größere Dimensionen. Waren es vor 20 Jahren zwei, so wird nun an neun Orten auf der Welt gespielt. Die zentrale Veranstaltung findet im Hyde Park in London mit geschätzten 200.000 Besuchern statt; weitere Konzerte gibt es in Paris, Berlin, Moskau, Rom, Philadelphia, Toronto, Tokio und Johannesburg. Als teilnehmende Künstler wurden unter anderen Madonna, Mariah Carey, REM, Bon Jovi und U2 angekündigt. Das Berliner Programm sieht unter anderem Auftritte von A-ha, Die Toten Hosen, BAP, Brian Wilson und Peter Maffay vor.

Die Tickets für die Show im Londoner Hyde Park werden dieses Jahr verlost und sind im Prinzip kostenlos. Um zwei Tickets zu bekommen, muß man eine SMS an die Veranstalter schicken und kann dann durch den Computer ausgelost werden. Die Gebühren betragen 2,25 Euro und gehen direkt an eine Hilfsorganisation. Insgesamt werden durch dieses Losverfahren Einnahmen in Höhe von 19,5 Millionen Pfund erwartet.

Die Konzerte stehen unter dem Motto "Live 8: The Long Walk tu Justice". Sie werden von der BBC in alle Welt übertragen und von AOL live im Internet gezeigt.

Politischer Hintergrund

Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt: Wenige Tage nach den Konzerten findet vom 6. bis 8. Juli im schottischen Gleneagles-Hotel, das eine Autostunde von Edinburgh entfernt liegt, das G8-Treffen der acht weltweit führenden Industrienationen (USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Japan, Russland, Italien und Kanada) statt. Geldof forderte während einer Pressekonferenz in London alle Konzertbesucher und Sympathisanten dazu auf, im Anschluss an das Konzert nach Edinburgh zu fahren und dort gegen die täglich 50.000 Hungertoten in Afrika und die Gleichgültigkeit der reichen Länder zu demonstrieren. Nach eigenen Angaben sollen bis zu einer Million Menschen mobilisiert werden.

Madonna 1985
Madonna während ihres Auftritts 1985 in PhiladelphiaBild: AP

Dieses Mal geht es Geldof nicht darum, Geld zu sammeln - wie noch vor 20 Jahren. Er macht die Staats- und Regierungschefs dieser acht Länder für die täglichen Hungertode, die Unterentwicklung und die Schuldenlast der afrikanischen Länder verantwortlich und will auf diese Weise Druck auf sie ausüben, diesen ärmsten Ländern der Welt ihre Schulden zu erlassen. "Das ist nicht Live Aid 2" wird daher auf der Homepage des Veranstalters festgestellt. Man wolle keine Spenden, sondern konkretes politisches Handeln.

Geldof sagte: "Charity kann niemals das Problem selbst lösen. Es ist Zeit für Gerechtigkeit - und 20 Jahre nach 'Live Aid' verlangen die Menschen Gerechtigkeit von diesen acht Männern." Weiter sagte er: "Die Konzerte sind der Anfang des 'langen Marsches für Gerechtigkeit'- wir werden nicht das weitere Leiden der Armen tolerieren, während wir die finanziellen und moralischen Möglichkeiten haben, es zu verhindern."

Frühe Jahre

Bob Geldof wurde 1954 in Dublin geboren. 1975 gründete er mit Kollegen die Band "Boomtown Rats". Dieser gelang 1979 mit dem Titel "I don´t like Mondays" ihr erster Nummer-1-Hit in England. Als Schauspieler machte er sich 1982 in dem Film "Pink Floyd: The Wall" einen Namen.

1984 gründete er das Projekt "Band Aid", nachdem er zuvor eine BBC-Dokumentation über das Hungerleiden in Äthiopien gesehen hatte, und nahm mit zahlreichen Musikern das Weihnachtslied "Do they know it's Christmas time" auf. Die Single spielte in kurzer Zeit mehr als 20 Millionen Dollar ein, die für die Hungerhilfe in Afrika gespendet wurden.

Aufgrund seines Engagements wurden Geldof mehrere Ehrendoktorwürden verliehen, und die englische Königin schlug ihn zum Ritter. 1987 erhielt er den Dritte-Welt-Preis. In der Presse bekam er wegen seines sozialen Engagements den Namen "Saint Bob". (ft)