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KonflikteIsrael

Nahost: Großbritannien hilft Israel bei Geisel-Suche

3. Dezember 2023

Es geht um britische Überwachungsflüge. Man werde auch im Luftraum über Israel und Gaza operieren, teilte die Regierung in London mit. Ein Überblick.

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Israel | Jerusalem | Menschen gehen an einer Wand mit Fotos von etwa 240 Geiseln vorbei
In Jerusalem erinnert diese Bildwand an die insgesamt etwa 240 Menschen, die von der islamistischen Hamas entführt wurdenBild: Mahmoud Illean/AP/dpa

 

Das Wichtigste in Kürze: 

  • Großbritannien will bei der Suche nach Geiseln helfen
  • Israel: 800 Tunnelschächte der Hamas im Gazastreifen entdeckt
  • Frankreich und USA warnen vor langem Krieg
  • US-Verteidigungsminister Austin sorgt sich um Zivilisten in Gaza
  • Chefankläger des Weltstrafgerichts in Ramallah und Israel 

 

Großbritannien hilft Israel bei der Suche nach den Geiseln, die im Gazastreifen noch in den Händen der Terrororganisation Hamas sind. "Zur Unterstützung der laufenden Geiselbefreiungsaktion wird das britische Verteidigungsministerium Überwachungsflüge über dem östlichen Mittelmeer vornehmen und dabei auch im Luftraum über Israel und Gaza operieren", teilte die Regierung in London mit.

Die Überwachungsflugzeuge seien unbewaffnet und dienten ausschließlich der Ortung von Geiseln. Es würden an die zuständigen Behörden nur Informationen weitergegeben, die sich auf die Geiselbefreiung bezögen, hieß es weiter. Unter den Geiseln befinden sich auch britische Staatsangehörige.

Feuerpause im Gazastreifen ist beendet

Vom 24. November an hatten Israel und die militant-islamistische Hamas unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA erstmals für eine Woche alle Angriffe eingestellt. Während dieser Waffenruhe ließ die Palästinensergruppe 105 Geiseln frei, darunter 14 Menschen, die auch einen deutschen Pass haben. Israel entließ 240 palästinensische Häftlinge aus den Gefängnissen.

Die israelischen Behörden gehen davon aus, dass insgesamt noch 137 Menschen im Gazastreifen festgehalten werden. Unter ihnen sind laut israelischem Verteidigungsminister Joav Galant noch 15 Frauen und zwei Kinder.

Die Hamas, die von der Europäischen Union, ebenso wie von den USA, Israel, Deutschland und weiteren Ländern als Terrororganisation eingestuft wird, will nach eigenen Angaben weitere Geiseln erst bei einer neuen Waffenruhe in Gaza freilassen. Die einwöchige Kampfpause war am Freitagmorgen ausgelaufen. Seitdem sind die Kämpfe wieder entbrannt.

800 Tunnelschächte der Hamas im Gazastreifen entdeckt

Israelische Soldaten haben nach Angaben des Militärs seit Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen Ende Oktober 800 Schächte zu unterirdischen Tunneln und Bunkern der Hamas gefunden. Viele Kilometer des umfangreichen Tunnelsystems seien inzwischen zerstört worden. Teilweise seien sie gesprengt und teilweise geschlossen worden, teilte das Militär mit. Einige der Schächte hätten strategische Einrichtungen der islamistischen Terrororganisation Hamas unterirdisch miteinander verbunden, hieß es in der Mitteilung. In einigen seien Waffen gefunden worden.

Gazastreifen | Tunnel der Hamas
Ein von der israelischen Armee neu veröffentlichtes Foto, das den Einstieg zu einem Hamas-Tunnel zeigen sollBild: Israel Defense Forces/Handout/via REUTERS

Entdeckt worden seien die Tunnelschächte in Wohngebieten, viele davon in der Nähe von oder in Wohnhäusern selbst sowie unter Schulen, Kindergärten, Spielplätzen und Moscheen. 

Mahnungen aus Washington und Paris

Nach dem Auslaufen der Feuerpause im Gazastreifen haben Frankreich und die USA vor einem langen Krieg gewarnt und den Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung angemahnt. Der Krieg gegen die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas sei "an einem Punkt angekommen, an dem die israelischen Behörden ihr Ziel und erwünschten Endzustand genauer definieren müssen", sagte der französische Präsident Emmanuel Macron bei einer Pressekonferenz am Rande der UN-Klimakonferenz in Dubai.

Zu der Vorgabe von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, die Hamas vollständig zu zerstören, sagte Macron: "Was ist die vollständige Zerstörung der Hamas und glaubt irgendjemand, dass das möglich ist? Wenn ja, wird der Krieg zehn Jahre lang dauern." Der französische Präsident rief zu "verstärkten Bemühungen um eine dauerhafte Waffenruhe" auf. Macron reiste aus Dubai nach Doha weiter, um dort Katars Staatsoberhaupt Emir Tamim bin Hamad al-Thani zu treffen.

Katar spielt eine führende Vermittlerrolle im Krieg zwischen Israel und der Hamas. Als Macron in der katarischen Hauptstadt eintraf, hatte Israel seinen Unterhändler von dort aber bereits zurückbeordert, weil sich die Gespräche über eine erneute Feuerpause im Gazastreifen - nach israelischen Angaben - in einer "Sackgasse" befänden.

Austin sorgt sich um Zivilisten

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat eindringlich an Israel appelliert, für den Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu sorgen. Bei einem Verteidigungsforum in Kalifornien sagte er, er habe "ein oder zwei Dinge über die Kriegsführung in urbanen Gebieten gelernt", als er im Irak gekämpft und die US-Offensive gegen die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) angeführt habe.

USA | Anhörung des Senats Lloyd Austin
US-Verteidigungsminister Lloyd AustinBild: Getty Images

"Wie die Hamas war der IS tief in urbane Gebiete eingebettet", sagte Austin. Und das internationale Bündnis gegen den IS habe damals hart daran gearbeitet, selbst während der härtesten Kämpfe Zivilisten zu schützen und humanitäre Korridore einzurichten. "Die Lehre ist nicht, dass man einen Krieg in urbanen Gebieten auch beim Schutz von Zivilisten gewinnen kann", bilanzierte der US-Verteidigungsminister. "Die Lehre ist, dass man einen Krieg in urbanen Gebieten nur durch den Schutz von Zivilisten gewinnen kann." Wenn Streitkräfte die Zivilbevölkerung "in die Arme des Feindes treiben", dann verwandelten sie "einen taktischen Sieg in eine strategische Niederlage", warnte Austin.

Am 7. Oktober waren hunderte Hamas-Kämpfer nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1200 Menschen in Israel getötet und etwa 240 Menschen als Geiseln verschleppt. Israel beschoss als Reaktion wochenlang massiv Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus. Nach Angaben der Hamas, die unabhängig nicht überprüft werden können, wurden seitdem mehr als 15.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet, unter ihnen mehr als 6000 Kinder und Jugendliche.

Chefankläger Khan in Ramallah und Israel 

Der Chefankläger des Weltstrafgerichts in Den Haag, Karim Khan, ist am Samstag in Ramallah mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas zusammengetroffen. Die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA berichtete, Abbas habe Israel "Akte von Völkermord und ethnischer Säuberung in Gaza" sowie fortgesetzte Verstöße im besetzten Westjordanland sowie in Ost-Jerusalem vorgeworfen.

Niederlande, Den Haag | Internationaler Gerichtshof
Karim Khan, Chefankläger des Internationalen Gerichtshofs in Den HaagBild: Peter Dejong/AP/picture alliance

Khan erklärte, dass er im Rahmen der jüngsten Eskalation sowohl gegen Israel als auch gegen Palästinenser wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen ermitteln wolle. Auf Einladung von Familien israelischer Geiseln besuchte der Chefankläger auch Israel. Im Gespräch mit der israelischen Zeitung "Haaretz" sagte Khan, er habe Grund zu der Annahme, dass die Terrororganisation Hamas am 7. Oktober Kriegsverbrechen begangen habe.

"Keine Zufallsmorde"

"Das waren keine Zufallsmorde", sagte Khan laut "Haaretz". Die Hamas habe "Menschen zur Strecke gebracht" und Kinder aus ihren Betten entführt. Es seien auch viele Frauen und ältere Menschen ermordet worden, darunter auch Holocaust-Überlebende. Die palästinensische Autonomiebehörde und Präsident Abbas haben das Massaker der Hamas bisher nicht ausdrücklich verurteilt.

Niederlande, Den Haag | Internationaler Strafgerichtshof
Der Internationale Strafgerichtshof in Den HaagBild: Klaus Rainer Krieger/reportandum/IMAGO

Der Internationale Strafgerichtshof ermittelt bereits seit 2021 gegen die Hamas und Israel wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen. Israel erkennt das Gericht nicht an. Die Palästinenser sind seit 2015 Vertragsstaat. Das Gericht hatte 2021 festgestellt, dass es auch für das israelisch besetzte Westjordanland und den Gazastreifen zuständig ist.

haz/se/AR/qu/ke/hf (dpa, afp, ap, rtr)

Redaktionsschluss 20.10h MEZ. Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.