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Narges Mohammadi - unbeugsam im Kampf für die Freiheit

10. Dezember 2023

Die iranische Frauenrechtlerin Narges Mohammadi ist mit dem Friedensnobelpreis 2023 ausgezeichnet worden. Sie sitzt im Iran im Gefängnis.

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Friedensnobelpreisträgerin 2023 l  Narges Mohammadi l Zuschnitt NEU Cinemascope
Bild: Mohammadi family archive photos/Handout via REUTERS

Narges Mohammadi hat den Friedensnobelpreis nicht persönlich entgegennehmen können. Sie sitzt weiter in iranischer Haft. Für sie stand ein leerer Stuhl symbolisch auf der Bühne im Rathaus von Oslo. An ihrer Stelle haben ihre Kinder, die 17-jährigen Zwillinge Kiana und Ali Rahmani, die Auszeichnung am Sonntag entgegengenommen und eine Rede verlesen, die Mohammadi im Gefängnis verfasst hat. Auch ihr Ehemann Taghi Rahmani und weitere Angehörige von ihr waren bei der Preisverleihung dabei. Die 51-jährige Narges Mohammadi hat die renommierte Auszeichnung "für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Einsatz für die Förderung der Menschenrechte und der Freiheit für alle" erhalten, wie das Nobelkomitee die Preisvergabe begründet hatte. 

Jubeln im Gefängnis

Der Preis markiert nach den Worten von Mohammadi einen Wendepunkt in "der Stärkung von Protesten und sozialen Bewegungen weltweit", wie sie in einem aus dem Gefängnis geschmuggelten Brief an das Nobelkomitee betont. Ihre Tochter Kiana hat diesen Brief in einem auf der Nobel-Website veröffentlichten Video vorgelesen. Mohammadi berichtet darin, dass die Nachricht von ihrem Nobelpreis im Gefängnis von Rufen ihrer Mitgefangenen begleitet wurde: "Frau, Leben, Freiheit!", skandierten sie. Es ist der Slogan jener Bewegung, der sie selbst angehört. "Ich bin euch allen dankbar und ermutige euch, das iranische Volk bis zum endgültigen Sieg zu unterstützen", sagt sie in dem Brief und betont: "Der Sieg ist nicht einfach, aber er ist sicher."

Die Menschenrechtsaktivistin, die derzeit im Evin-Gefängnis in Teheran inhaftiert ist, wurde wegen mehrere "Straftaten", darunter "Propaganda gegen das politische System", zu rund zwölf Jahre Haft verurteilt. Wegen ihres friedlichen Engagements für die Menschenrechte in den letzten knapp 30 Jahren ist sie den Machthabern in Teheran seit langem ein Dorn im Auge.

Journalistin, Autorin, Menschenrechtsaktivistin 

Schon während ihres Studiums setzte sich Mohammadi für Frauenrechte ein und veröffentlichte Artikel in Universitätszeitungen. Sie vernetzte sich mit anderen reformistischen Studierenden, Journalisten und Autoren. Mohammadi wurde Journalistin und Autorin und verliebte sich in den Schriftsteller und politischen Journalisten Taghi Rahmani. Sie heirateten 1999.

Mohammadi arbeitete für mehrere reformorientierte Zeitungen und veröffentlichte 2001 ein Buch mit politischen Essays unter dem Titel "Die Reformen, die Strategie und die Taktiken" (The Reforms, the Strategy and the Tactics). Im Gegensatz zu heute glaubte sie damals noch an Reformen. Sie schloss sich dem iranischen Zentrum für die Verteidigung der Menschenrechte an, dem Defenders of Human Rights Center (DHRC). Das bietet unter anderem Familien von politischen Gefangenen Rechtsbeistand an. Das Zentrum wurde 2001 von der Menschenrechtsanwältin Shirin Ebadi gegründet, die 2003 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Später wurde Mohammadi Vizepräsidentin der Organisation, die 2008 geschlossen wurde.

Hoher Preis des Widerstandes 

Ihren Kampf aufzugeben, kam für Narges Mohammadi nie in Frage. Auch nicht, als ihr Mann, der insgesamt 14 Jahre hinter Gittern verbracht hatte, sich entschied, das Land zu verlassen und im Exil zu leben. Als sie 2015 wegen ihres Einsatzes für die Abschaffung der Todesstrafe erneut verhaftet wurde, schickte sie ihre Kinder zu ihrem Mann ins Exil nach Frankreich. Aus früheren Gefängniserfahrungen wusste Narges Mohammadi, dass ihre Kinder als Druckmittel gegen sie eingesetzt werden könnten.

Seither hat sie ihre Kinder nicht mehr gesehen. Aus dem Gefängnis heraus darf sie auch nicht mit ihnen telefonieren. Sie darf nur mit ihren Verwandten im Iran sprechen.

Frankreich Familie von Narges Mohammadi in Paris
Der Ehemann von Narges Mohammadi, der iranische Journalist Taghi Rahmani, und ihr Sohn Ali in ParisBild: Thomas Samso/AFP/Getty Images

Kurz vor ihrer letzten Inhaftierung im November 2021 sagte sie in einem Interview mit der DW: "Ich bin eine Frau, die sich nicht beugt. Seit der Gründung der Islamischen Republik im Iran 1979 werden die Frauen systematisch unterdrückt. Wer sich nicht anpasst, wird bestraft. Frauen, die wie ich und andere Menschenrechtsaktivistinnen Widerstand leisten, fordern dieses System besonders heraus. Die Machthaber versuchen mit allen Mitteln, uns zu brechen und zum Schweigen zu bringen."

Seit dem 3. Dezember haben die Behörden alle ihre Verbindungen mit der Außenwelt gekappt. Narges Mohammadi darf weder telefonieren noch Besuch empfangen – wegen eines weiteren Briefes, der aus dem Gefängnis geschmuggelt wurde. Dieses Mal richtete sie sich an das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte. In diesem offenen Schreiben, das ihr Ehemann der DW zur Verfügung gestellt hat, bittet sie den UN-Menschenrechtskommissar im Namen der Menschlichkeit um dringende, entschlossene und schnelle Maßnahmen, um die Welle der Hinrichtungen im Iran zu stoppen. Im Schatten des Gaza-Kriegs rechnen die Machthaber im Iran mit ihren Kritikern ab. Mutige Stimmen wie Narges Mohammadi können sie nicht zum Schweigen bringen.