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Schneller als die Taliban

6. März 2007

Schneller als die Taliban: Die NATO startete am Dienstag die "Operation Achilles" und kam damit den islamistischen Milizen und ihrer lange angekündigten "groß angelegten Frühjahrsoffensive" zuvor.

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Die Provinz Helmand im Süden Afghanistans ist stark umkämpft (Archivbild)
Die Provinz Helmand im Süden Afghanistans ist stark umkämpft (Archivbild)Bild: picture-alliance/ dpa

Die ersten Kräfte der "Operation Achilles" hätten ihre Positionen gegen fünf Uhr (Ortszeit) in der Provinz Helmand bezogen, teilte die NATO-geführte Internationale Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) mit. Auf ihrem Höhepunkt werde die zeitlich unbefristete Operation mehr als 4500 ISAF-Soldaten und knapp 1000 afghanische Sicherheitskräfte umfassen. Die Taliban haben ihrerseits eine Frühjahrsoffensive und eine Welle an Selbstmordanschlägen angekündigt.

Größte NATO-Operation in Afghanistan

Der ISAF-Regionalkommandeur Generalmajor Ton van Loon sagte, es handele sich um die bislang größte gemeinsame Operation von ISAF- und afghanischen Truppen überhaupt. Die "Operation Achilles" sei auf Bitten der afghanischen Regierung begonnen worden und solle zunächst Sicherheit in den Norden Helmands bringen. Dort haben die Taliban seit mehr als einem Monat den Distrikt Musa Kala unter ihrer Kontrolle.

Die ISAF teilte mit, die Operation werde sich zwar zunächst auf eine Verbesserung der Sicherheitslage konzentrieren. Übergeordnetes Ziel sei aber, die afghanische Regierung dazu zu befähigen, mit dem Wiederaufbau und der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region zu beginnen. Dazu gehören die Arbeiten an einem hydroelektrischen Damm im Bezirk Kajaki, der fast zwei Millionen Afghanen mit Strom versorgt.

Die afghanische Zentralregierung hat viele Teile von Nordhelmand nicht unter Kontrolle. Die dort stationierten britischen Truppen liefern sich fast täglich Gefechte mit Aufständischen. Nach Erkenntnissen des amerikanischen Geheimdienstes strömten in den vergangenen Monaten Taliban-Kämpfer in das Gebiet. Bereits vor neun Monaten hatte die US-Truppen eine Offensive mit rund 11.000 Mann in der Region gestartet.

Behördenvertreter verteidigen US-Vorgehen

Afghanische Dorfbewohner vor zerstörten Häusern (Quelle: AP)
In diesem zerstörten Haus wohnte angeblich ein Taliban-Kämpfer - mit seiner GroßfamilieBild: AP

Unterdessen verteidigten afghanische Behördenvertreter einen US-Angriff auf ein Wohnhaus, bei dem am Montag (5.3.07) neun Mitglieder einer Großfamilie ums Leben gekommen waren. In dem Haus habe ein bekannter Taliban-Kämpfer gewohnt, der für Raketenangriffe auf die alliierten Truppen verantwortlich sei, sagte der stellvertretende Gouverneur der Provinz Kapissa, Sayed Mohammad Dawood Haschimi.

Der Taliban-Kämpfer Mirwais habe von seinem Grundstück aus mehrfach Raketen auf einen nahe gelegenen US-Stützpunkt abgefeuert. Bewohner des Gebietes hätten Mirwais aufgefordert, dies zu unterlassen, "aber sie sind Taliban, und sie haben nicht darauf gehört. Darum verlor Mirwais seine Familie." Zu dem Angriff kam es am gleichen Tag, an dem amerikanische Soldaten nach einem Selbstmordanschlag auf Zivilfahrzeuge und Passanten schossen. Dabei starben zehn Afghanen.

Afghanen aufgebracht über tote Zivilisten

Am Dienstag versammelten sich vor einem Universitätsgebäude der ostafghanischen Stadt Dschalalabad hunderte Studenten, um die US-geführten Koalitionstruppen sowie die NATO-geführte Afghanistan-Schutztruppe ISAF mit Transparenten wie "Tod den Koalitionstruppen" zum Abzug aufzufordern. "Die Koalitionstruppen und die internationalen Truppen kamen nach Afghanistan, um Stabilität und Sicherheit zu bewahren, aber jetzt töten sie Zivilisten", sagte einer der Teilnehmer.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai verurteilte den Selbstmordanschlag, der die amerikanischen Soldaten veranlasst habe, auf Zivilpersonen zu schießen. Die US-Streitkräfte erklärten zu beiden Fällen, Aufständische hätten das Leben von Zivilpersonen gefährdet. (ana)