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VW kämpft mit neuen Abgasregeln

30. Oktober 2018

Dieselkrise, neuer Abgas-Prüfstandard WLTP oder drohende Fahrverbote - die Liste der Baustellen im VW-Konzern bleibt lang. Dafür hat man sich in den ersten neun Monaten 2018 überraschend gut geschlagen.

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Deutschland Volkswagen E-Golf Produktion in Dresden
Bild: Getty Images/J. Schlueter

Die Folgen der selbst verursachten Dieselkrise und sinkende Verkäufe haben Volkswagen einen herben Gewinneinbruch eingebrockt. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen schrumpfte im dritten Quartal um fast ein Fünftel auf 3,5 Milliarden Euro, wie der Wolfsburger Autobauer am Dienstag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt allerdings mit einem noch niedrigeren Betriebsgewinn gerechnet. Der Umsatz erhöhte sich leicht auf 55,2 Milliarden Euro und lag damit ebenfalls über den Erwartungen. Die VW-Aktien notierten im Frankfurter Frühhandel fast drei Prozent im Plus.

Volkswagen war mit der Umstellung auf das europäische Abgassmessverfahren WLTP nicht hinterhergekommen und hatte im September einen Verkaufsrückgang verbucht. Weltweit lieferte Volkswagen im Zeitraum Juli bis September 2,6 Millionen Fahrzeuge aus, 1,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Seit Jahresbeginn stiegen die Auslieferungen um 4,2 Prozent auf 8,1 Millionen Fahrzeuge. "Die Entwicklung in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres ist erfreulich", erklärte Konzernchef Herbert Diess . "Vor uns liegen weiterhin große Herausforderungen, die wir und auch die gesamte Automobilbranche bewältigen müssen."

Wohl weniger Auslieferungen im Oktober

Auch im Oktober dürften die Auslieferungen gesunken sein, weil immer noch nicht alle Fahrzeugmodelle und Varianten nach dem neuen Standard testiert sind. Bis zum Jahresende will Volkswagen die Delle allerdings wettmachen.  Vor der Umstellung auf den seit September geltenden neuen Messzyklus hatte der Konzern Fahrzeuge, die noch nach dem alten NEFZ-Standard testiert waren, mit Preisabschlägen losgeschlagen. Dadurch war der Absatz in den Monaten vor dem Wechsel stark gestiegen.

Die Turbulenzen durch die Umstellung treffen Volkswagen inmitten des größten Konzernumbaus der Geschichte, der mit hohen Investitionen in den Wandel zu einem Anbieter von Elektroautos, neuen Mobilitätsdiensten und selbstfahrenden Autos verbunden ist. Der Aufsichtsrat soll in seiner Sitzung Mitte November die Vorhaben für die nächsten Jahre festzurren. Zu den wichtigsten Projekten zählt der Einstieg in die Batteriezellenfertigung. Insidern zufolge planen die Wolfsburger eine milliardenschwere Partnerschaft mit dem koreanischen Batteriezellenhersteller SK Innovation.

VW muss die Produktion von batteriegetriebenen Autos - wie die anderen Hersteller auch - in den nächsten Jahren deutlich steigern, um die schärferen Klimavorgaben zu erfüllen. Mit der Allianz will der Konzern unabhängiger von Lieferanten aus Asien werden.

Kein Ende der Diesel-Rechnung

Zugleich hat der Konzern weiter alle Hände mit der Aufarbeitung des Dieselskandals zu tun. Auch nach dem Bußgeld von 800 Millionen Euro, das die Staatsanwaltschaft München der VW-Tochter Audi wegen deren Verstrickung in den Abgasbetrug aufgebrummt hat, ist kein Ende Abgasrechnungen in Sicht.

Volkswagen muss mit einer Welle von Schadensersatzforderungen rechnen, wenn Anfang November das Gesetz für Sammelklagen von Verbrauchern in Kraft tritt. Damit können sich geschädigte Diesel-Kunden einer Klage von Verbraucherschützern gegen VW anschließen.

Vor dem Oberlandesgericht Braunschweig läuft zudem ein Verfahren von Anlegern. Sie werfen Volkswagen vor, sie zu spät über den Abgasskandal informiert zu haben und verlangen ebenfalls Schadensersatz. In dem Musterverfahren geht es um einen Streitwert von vier Milliarden Euro. Insgesamt haben Investoren beim Landgericht Braunschweig Forderungen von rund neun Milliarden Euro angemeldet. Schon jetzt türmen sich die Kosten für die Wiedergutmachung von "Dieselgate" auf über 28 Milliarden Euro.

ul/hb (rtr, dpa)