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Neue COVID-Variante: Was wir über EG.5 Eris wissen

9. August 2023

Mit der Variante EG.5 bzw. Eris ist COVID-19 zurück im Gespräch. Die WHO hat die Omikron-Untervariante zur Variante "von Interesse" eingestuft. Droht ein Pandemie-Comeback?

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Positives Testergebnis eines Corona-Schnelltests. Eine Dame mit OP-Maske zeigt das positive Ergebnis in die Kamera; außerdem ein Teststäbchen, mit dem der Test durchgeführt wurde.
Regelmäßige COVID-19-Tests könnten ab Herbst wieder dazugehörenBild: pressefoto_korb/picture alliance

Am 5. Mai 2023 hat die Weltgesundheitsorganisation den globalen Corona-Gesundheitsnotstand aufgehoben. Doch damals sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auch, dass SARS-CoV-2 damit nicht besiegt sei, sondern das Virus weiter in der Welt zirkuliere, gefährlich sei und jederzeit noch gefährlichere Varianten entwickeln könne. 

Und an diesem Punkt stehen wir nun: Es ist eine neue COVID-19-Variante im Gespräch, EG.5. Nur, ob diese auch "noch gefährlicher" ist, muss sich erst zeigen.

Die WHO listet die Variante als "Variante von Interesse" (VOI), noch nicht jedoch als "besorgniserregende Variante" (Variant of concern, kurz: VOC). Als letztere werden Varianten eingestuft, die aufgrund ihrer Eigenschaften den Verlauf der COVID-19-Pandemie maßgeblich beeinflussen, etwa durch eine erhöhte Übertragbarkeit, ansteigende Fallzahlen, Schwere der Erkrankungen oder Mortalität. 

Mit EG.5 stehen nun insgesamt drei Varianten unter erhöhter WHO-Beobachtung: Die in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent stark verbreitete XBB.1.5und die besonders in Asien vorkommende XBB.1.16 (Arcturus).

Wie verbreitet ist EG.5?

Der kanadische Evolutionsbiologe T. Ryan Gregory von der Universität von Guelph in Ontario hat den Subtypen EG.5.1 genauer unter die Lupe genommen. Speziell diese Unterlinie trägt den Spitznamen "Eris". Eris ist auch der Name eines Zwergplaneten, benannt nach der griechisch-römischen Göttin des Streits und der Zwietracht. Doch Gregory betont, dass der Spitzname Eris nur eine bequeme Möglichkeit sei, auf die Unterlinie zu verweisen, nicht aber ein Hinweis auf ihre Gefährlichkeit. "Man beachte, dass der Spitzname ≠ von sich aus eine große Welle auslösen dürfte", postete er. 

Die Einstufung von EG.5 als "VOI" begründet die WHO mit den steigenden Fallzahlen, der schnellen Übertragbarkeit und der Fähigkeit des Immune Escape. EG.5 ist ein Abkömmling von XBB.1.9.2, mit einer zusätzlichen Spike-Mutation, die dem Virus wahrscheinlich hilft, der Immunantwort zu entkommen, so die Forschungsgruppe Neherlab mit Sitz am Biozentrum der Universität Basel in der Schweiz. Dort hieß es bereits Ende Juni im Variantenreport , dass EG.5 die weltweit derzeit am schnellsten wachsende Linie mit erheblicher Verbreitung sei. EG.5.1 könnte davon wiederum eine leicht vorteilhafte Mutation sein.

Laut Neherlab wurde EG.5 erstmals im Februar 2023 in Indonesien nachgewiesen, in den USA wurde sie erstmals im März 2023 beobachtet.

In einer virtuellen Pressekonferenz der WHO wurde ebenfalls die Prävalenz von EG.5 thematisiert. "Natürlich weisen alle entdeckten Varianten, die eine Untervariante von Omikron sind, eine erhöhte Wachstumsrate auf", so die Epidemiologin Maria Van Kerkhove von der technischen Leitung für den Arbeitsbereich COVID-19 der WHO. Dies deute darauf hin, dass das Virus weiter zirkuliere und sich weiter verändere. Bislang gäbe es knapp 7000 Sequenzierungen der Variante aus 51 Ländern. 

Der größte Teil der EG.5-Sequenzierungen stammt dabei aus China (30,6%, 2247 Sequenzierungen). Andere Länder mit mindestens 100 Sequenzierungen sind die USA, Südkorea, Japan, Kanada, Australien, Singapur, das Vereinigte Königreich, Frankreich, Portugal und Spanien.

Doch "die Auswirkungen in Form von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen sind nicht so gravierend, da die Menschen weitgehend durch Impfungen, aber auch durch frühere Infektionen geschützt sind, sodass eine gewisse Immunität aufgebaut wurde", so Van Kerkhove weiter.

Warum wir weiter wachsam sein müssen

Trotzdem zeigt sich Van Kerkhove besorgt, da "möglicherweise neue Varianten auftreten könnten, die schwerwiegender sind, und das ist etwas, worauf wir achten müssen". 

Es sei von entscheidender Bedeutung, dass die Länder ihre Überwachung fortsetzen und vor allem der WHO weiterhin die Hospitalisierungs-, Intensivbehandlungs- und Todesraten melden, damit Trends verfolgt werden können, mahnt die Epidemiologin. "Derzeit können wir keine genaue Statistik zu den Todesfällen im Zusammenhang mit COVID-19 zur Verfügung stellen", so WHO-Corona-Expertin Van Kerkhove. Im Juli hätten nur ein Viertel aller Länder Todeszahlen an die WHO geliefert. Nur elf Prozent hätten Zahlen zu schweren Fällen weitergegeben. Auch die konsequente Sequenzierung sei unerlässlich. "Das Virus ist nicht verschwunden." 

Ob die Mutationen in EG.5 für den jüngsten Anstieg verantwortlich sind, ist jedoch unklar. US-Mediziner Eric Topol betont, dass es wichtig sei, die Entwicklung zu verfolgen, aber es keine eindeutige Beziehung zwischen Ursache und Wirkung und dem derzeitigen (geringen) Anstieg von Spuren in Abwässern, Fällen und Krankenhausaufenthalten aufweisen. Dies schreibt die WHO auch in der jüngst veröffentlichten Risikobewertung zu EG.5.

COVID-19: Der Saison-Effekt

Trotzdem ist man darauf eingestellt, dass EG.5. aufgrund seines Wachstumsvorteils und seiner Immun Escape-Merkmale einen "Anstieg der Fallzahlen verursachen und in einigen Ländern oder sogar weltweit dominieren" könnte, so die WHO. Wie es so oft bei Varianten der Omikron-Familie der Fall war.

Doch bislang herrscht gemeinhin Einigkeit darüber, dass von EG.5 keine große Gefahr ausgeht. Der Anstieg bei den Fallzahlen kann auch auf die Begleitumstände zurückzuführen sein: Wir befinden uns mitten in einer COVID-Sommerwelle. Viele halten sich aufgrund der Hitze in klimatisierten Innenräumen auf. Das Virus mutiert weiterhin. Der Schutz durch frühere Infektionen oder Impfungen nimmt ab. Die Anfälligkeit für eine erneute Infektion steigt. 

Dennoch ist es eine gute Erinnerung daran, COVID-19 und das Infektionsgeschehen im Blick und vor allem im Griff zu behalten. Angepasste Impfstoffe - die auch gegen EG.5 wirksam sein sollen - werden im Herbst auf den Markt kommen. 

Die aktualisierten COVID-19-Booster werden zwar nicht speziell auf EG.5 ausgerichtet sein. Aber sie basieren auf der ebenfalls als "Variante von Interesse" eingestuften XBB.1.5 ("Arcturus-Variante"), die aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit EG.5 wahrscheinlich einen angemessenen Schutz auch gegen EG.5 bieten wird.

Der Artikel ist ursprünglich am 09.08.2023 erschienen und wurde am 10.08.2023 durch die WHO-Risikobewertung zu EG.5, am 14.08.23 und am 17.08.23 aktualisiert.

Hannah Fuchs Multimedia-Reporterin und Redakteurin mit Fokus auf Technik, digitalen Themen und Psychologie.