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Politik

Neue Flüchtlingstragödie vor libyscher Küste

2. Februar 2018

Zum Jahresbeginn wagen wieder mehr Migranten den Weg über das Mittelmeer: Diesmal sollen beim Untergang eines Schleuserboots etwa 90 ertrunken sein. Es handelt sich offenbar zumeist um Pakistaner und Libyer.

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Mittelmeer gerettete Bootsflüchtlinge  Proactiva Open Arms
Aus dem Mittelmeer gerettete Afrikaner Mitte Januar auf dem Weg nach Italien Bild: picture-alliance/AP/S. Palacios

Am Strand in der Nähe der Hafenstadt Zurawa im Nordwesten Libyens wurden zehn Leichen angespült. Drei Überlebende berichteten, das Flüchtlingsboot sei sehr voll gewesen. Bei dem Untergang nahe der Küste in den frühen Morgenstunden sind laut ersten Berichten offenbar 90 Insassen ums Leben gekommen, möglicherweise auch mehr. 

Die traurigen Botschaften der Internationalen Organisation für Migration (IOM) aus Tunis stützen sich vor allem auf die Aussagen zweier Pakistaner, die an Land schwimmen konnten, sowie eines Libyers, der von Fischern gerettet wurde.   

Vor Zurawa sei ein Such- und Rettungseinsatz angelaufen, berichtet eine IOM-Sprecherin. Die Stadt nahe der Grenze zu Tunesien wird von vielen Schlepperbanden bevorzugt.   

Immer mehr Pakistaner 

Unter den bislang geborgenen Toten seien vor allem Libyer und Pakistaner. Die Zahl der Menschen aus Pakistan, die versuchten, über das Mittelmeer die Küsten Europa zu erreichen, sei zuletzt rasant gestiegen, so die IOM. Zuletzt hatte es auch Berichte gegeben, dass immer mehr Libyer selbst aus dem nordafrikanischen Land fliehen wollten, besonders Jugendliche und junge Erwachsene. Es hatte vermehrt Gefechte und Anschläge etwa in Tripolis und Bengasi gegeben.   

Schon in den vergangenen Wochen hatte trotz Kälte und Stürmen eine neue Fluchtwelle eingesetzt und zu mehreren Havarien von Schleuserbooten geführt. Dramatische Rettungseinsätze nach dem Kentern von oft überladenen Schiffen sorgten für Schlagzeilen.  

Insgesamt sind im Januar 2018 laut IOM bereits 6.600 Migranten und Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa gekommen. 246 Menschen hätten in diesem Zeitraum die riskante Passage in den kaum seetauglichen Schlepperbooten nicht überlebt. 

Libyen Europa Migration Zustände in Flüchtlingslagern
Erbärmliche Zustände in den Flüchtlings- und Abschiebelagern in Libyen Bild: Getty Images/AFP/T. Jawashi

Frontex auf neuem Kurs 

Die europäische Agentur für Grenzkontrolle und Küstenwache, Frontex, unterstützt jetzt Italien bei Einsätzen im zentralen Mittelmeer im Rahmen der Operation "Themis". Stärker als die Vorgänger-Mission "Triton" konzentriere sich "Themis" ab sofort auf die Terrorabwehr und die Verfolgung von grenzüberschreitenden Straftaten wie Drogenhandel, teilte die EU-Agentur mit. Die Seenotrettung sei aber nach wie vor wesentlicher Teil der Operation, wurde versichert.

Das Einsatzgebiet sei so definiert, dass Migrationsbewegungen aus Libyen, Tunesien, Algerien, Ägypten, der Türkei und Albanien erfasst werden könnten. Den genauen Bereich grenzte Frontex nicht ein.

Nicht mehr automatisch nach Italien 

Unbestätigt blieben italienische Medienberichte, wonach im Mittelmeer gerettete Migranten im Rahmen der "Themis"-Operation künftig nicht mehr nur nach Italien gebracht werden sollen. Bislang waren die Auffanglager in Sizilien, Kalabrien und Sardinien dafür vorgesehen. Angesichts der Vielzahl der Ankünfte hatte die Regierung in Rom im Sommer vergangenes Jahr darauf gepocht, dass Rettungsschiffe auch andere europäische Häfen anfahren.

Die jeweiligen Koordinationszentren entschieden dabei jeweils von Fall zu Fall, in welchen Hafen die geretteten Migranten gebracht würden, hieß es dazu in Brüssel. Es wurde gemutmaßt, das dies für Flüchtlinge, die in der Nähe der libyschen Küste in Seenot geraten, auch eine Überstellung zurück nach Libyen, oder nach Tunesien oder Malta bedeuten könne. Hilfsorganisationen kritisierten die Neuausrichtung und verlangten von Frontex Klarheit darüber, ob Gerettete auch in Staaten außerhalb der Europäischen Union gebracht werden sollten.

SC/ml (APE, dpa, rtre, afpe)