3600 Flüchtlinge an einem einzigen Tag
31. Mai 2014Es ist eine beispiellose Flüchtlingswelle: Die italienische Küstenwache hat erneut tausende Migranten im Mittelmeer aufgegriffen. Innerhalb von 24 Stunden seien 3612 Migranten gerettet worden, teilte ein Marine-Sprecher am Samstag mit. Laut der Zeitung "La Repubblica" stammt der Großteil der Flüchtlinge aus Syrien und Ägypten. Ministerpräsident Matteo Renzi rief in mehreren Zeitungen erneut die Europäische Union zur Hilfe für Italien auf.
In einer Vielzahl von Booten hatten sie in Nordafrika abgelegt, sie wurden gesichtet, gingen bei italienischen Schiffen an Bord oder wurden in ihren Booten nach Sizilien abgeschleppt. Allein am Samstag seien mindestens 1300 Menschen gestrandet, teilte die Marine mit, darunter viele Frauen und Kinder. Obwohl das Aufnahmelager auf der Insel Lampedusa geschlossen ist, mussten mehrere Schiffe mit Flüchtlingen auch dort anlegen, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
Schon 43.000 Flüchtlinge im Jahr 2014
Jeden Monat, vor allem in Schönwetterperioden, versuchen tausende Menschen, von der nordafrikanischen Küste aus in überladenen und wenig seetüchtigen Booten über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen (Artikelbild). Nach Angaben der italienischen Regierung strandeten in den ersten Monaten dieses Jahres bereits 43.000 Flüchtlinge an den Küsten Italiens oder wurden aufgegriffen. Das entspricht der registrierten Gesamtzahl für das ganze vergangene Jahr.
Bei den Überfahrten kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Eines der schlimmsten Unglücke ereignete sich im Oktober 2013, als vor Lampedusa 366 Flüchtlinge ums Leben kamen. Das überfüllte Boot war in der Nähe der Insel gekentert. Rom startete danach den Einsatz "Mare Nostrum", bei dem Kriegsschiffe, Drohnen und Hubschrauber eingesetzt werden, um Flüchtlingsboote ausfindig zu machen und die Insassen zu retten. Seitdem hat sich der Migrantenstrom massiv erhöht.
Nach Angaben von Italiens Innenminister Angelino Alfano warten Hunderttausende an der nordafrikanischen Küste darauf, nach Europa zu gelangen. Unlängst forderte er mehr Unterstützung von den europäischen Partnern. Denn allein könne Rom den Ansturm kaum noch bewältigen.
pg/SC (rtr, dpa, afp)