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Kunst

Spatenstich in Berlin: Museum der Moderne

Nadine Wojcik
2. Dezember 2019

Auf einer Brachfläche im Herzen Berlins starteten heute die Bauarbeiten des Museums der Moderne. Dass es sehr teuer wird, ist gewiss. Ob es auch gut wird, darüber wird noch gestritten.

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Modell des Siegerentwurfs des Architekturbüros Herzog und de Meuron für das Museum der Moderne (Foto: picture-alliance/dpa/J. Kalaene).
Bild: picture-alliance/dpa/J. Kalaene

Mit einem ersten Spatenstich starteten heute die Bauarbeiten für Berlins neuesten Kulturtempel. Im Vorfeld hatte es lange, kontroverse und emotionale Diskussionen gegeben - insbesondere hinsichtlich der geschätzten Kosten von bis zu 450 Millionen Euro. Kulturstaatsministerin Monika Grütters würdigte bei der Feier den Standort in der Nähe des Potsdamer Platzes: Im Herzen der Hauptstadt entstehe ein Ort, der das 20. Jahrhundert im Spiegel der Kunst sichtbar machen solle, so Grütters. Bis zur ersten Ausstellung wird es allerdings noch viele Jahre dauern - anvisiert ist das Jahr 2026.

Dass das Museum der Moderne nun endlich gebaut werde, stellt sicherlich auch die Sammler zufrieden. Diese wurden zunehmend ungeduldig, schließlich war eine Eröffnung des Neubaus einst bereits für 2021 angedacht gewesen. Die Leihgaben, etwa aus der Privatsammlung der Familie Pietzsch, sind wesentlicher Bestandteil des Museums für Kunst des 20. Jahrhunderts.

Zurück in die 1. Kunst-Liga

Eines der teuersten Bauvorhaben in der Berliner Kulturlandschaft und ein Prestige-Projekt der Berliner Kulturpolitik: Das Museum der Moderne wird ein Erweiterungsbau der Neuen Nationalgalerie sein. Die Architektur-Ikone von Mies van der Rohe war bislang Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst. Das 1968 errichtete Gebäude - das übrigens seit 2015 geschlossen und umfassend saniert wird - ist längst zu klein für die Bestände der Staatlichen Museen Berlins. Und auch der Hamburger Bahnhof, ein weiteres staatliches Museum für moderne Kunst, scheint nicht auszureichen. Es geht also um den großen Wurf: Berlin wird einen neuen, spektakulären Bau erhalten - großzügig, weiträumig und tonangebend. Auch, um mit weiteren Städten und deren renommierten Häusern wie der Tate Modern in London oder dem Museum of Modern Art in New York mithalten zu können.

Luftaufnahme der Neuen Nationalgalerie im Bauzustand (Foto: DW).
Baustelle seit 2015: Neue Nationalgalerie. Auf der Fläche dahinter entsteht der Erweiterungsbau Museum der Moderne Bild: DW

Jenseits des Atlantiks kommt das neue Vorhaben gut an: "So kann Berlin die Energie wiedererlangen, die es damals zur Hauptstadt der modernen Kunst machte. So kann sich Berlin wieder als eine treibende Kraft im Studium des 20. Jahrhunderts positionieren", schrieb Glenn Lowry, Direktor des MoMA in New York, in einem Gastbeitrag im Tagesspiegel. Er erinnerte an die weltweit führende Rolle Berlins in den 1920er Jahren, die den damaligen Gründungsdirektor Alfred H. Barr Jr. für das MoMA inspiriert haben soll.

Ort für Kunstdiskurse

Dass es sich bei dem geplanten Museum der Moderne nicht um ein weiteres, austauschbares Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst handeln wird, unterstrich Joachim Jäger, Leiter der Neuen Nationalgalerie. So sei die Berliner Sammlung "überaus komplex" und "breit gefächert". Gerade die Konfrontation von Ost und West sei darin in hohem Maße präsent, so Jäger. Es treffen etwa Größen der amerikanischen Malerei (Frank Stella, Barnett Newman, Robert Rauschenberg, George Brecht) auf herausragende Künstler der ehemaligen DDR, wie Harald Metzkes, Werner Tübke und Angela Lampe. Ein Ausstellungsort, der dieser Komplexität gewidmet ist, fehle seit Langem in Berlin. "Es ist eigentlich unfassbar, dass diese Stadt, die so eng verbunden ist mit dem Aufstieg und Fall der Kunst der Moderne, bislang keinen Ort hat, an dem die Kunstdiskurse des 20. Jahrhunderts in umfassender Weise erfahrbar sind", so Jäger in einem Gastbeitrag im Tagesspiegel.

Wahnsinnige Harlekine vor den Trümmern des Krieges II (1945/51) von Heinrich Ehmsen (Foto: Staatliche Museen zu Berlin)
Wahnsinnige Harlekine vor den Trümmern des Krieges II (1945/51) von Heinrich Ehmsen. Präsentiert in der vielbeachteten Ausstellung "Der geteilte Himmel in Berlin", 2011 - 2013, Neue NationalgalerieBild: Staatliche Museen zu Berlin

Der Bestand der Nationalgalerie zählt international zu den größten Sammlungen von Kunst des 20. Jahrhunderts - derzeit fast komplett eingelagert. Darunter befinden sich große Konvolute unter anderem von Max BeckmannErnst Ludwig Kirchner , Hannah Höch, Nam June Paik, Andy Warhol, Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer, Isa Genzken, Otto Piene und Wolfgang Tillmans. Besonders ist die Medienkunstsammlung: Mit rund 800 Audio-, Film- und Video-Arbeiten von den späten 1950er Jahren bis in die Gegenwart ist sie eine der größten weltweit.

Unbeliebter Siegerentwurf

Umstritten ist daher meist nicht die Notwendigkeit eines neuen Ortes. Im Zentrum der Kritik steht eher das kostspielige Bauvorhaben: Einst mit 200 Millionen Euro veranschlagt, soll der Erweiterungsbau nun 450 Millionen Euro kosten - mehr als das Doppelte. Bitter sind diese vom Bundestag bereits bewilligten Ausgaben vor allem für all jene staatlichen Museen in Berlin, die knapp wirtschaften und auf Personal oder Umbauten verzichten müssen.

Skizze zeigt weite Freitreppe zu einem modernen Gebäude mit großer Glasfront (Foto: Herzog & de Meuron).
"Kunstscheune?" Ansicht der Nordfassade und des Außenbereichs im Entwurf des Architektenbüros Herzog & de MeuronBild: Herzog & de Meuron

Entworfen wurde das künftige Museum der Moderne von dem Schweizer Büro Herzog & de Meuron, das zuvor schon unter das Tate Modern in London, das Miami Art Museum oder das noch im Bau befindliche M+ in Hong Kong konzipierte. Deren Vision für den Erweiterungsbau fiel allerdings in der öffentlichen Diskussion optisch durch: Als Kunstscheine, Discounter oder Bierzelt verpönt, überzeugte der Entwurf viele Berliner bisher nicht. Anders als beim Meisterentwurf der Architekten: die Elbphilharmonie. Mit 800 Millionen Euro verschlang dieses Projekt allerdings ein Vielfaches der geplanten Kosten, was die Berliner nicht besonders zuversichtlich stimmt.