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Neuer Beatles-Song: KI macht's möglich

14. Juni 2023

Paul McCartney kündigt den "letzten Beatles-Song" noch für dieses Jahr an. Dabei singt auch jemand, mit dem niemand gerechnet hat.

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The Beatles
Die Beatles 1963: John, Ringo, Paul und GeorgeBild: TT/IMAGO

"Es war ein Demoband von John, an dem wir gearbeitet haben, und wir sind gerade fertig geworden", so Paul McCartney in einem Interview mit BBC Radio 4. Der Song soll noch dieses Jahr erscheinen. Den Titel nannte er nicht, aber laut der BBC handelt es sich wahrscheinlich um "Now And Then", ein Lied, das John Lennon 1978 geschrieben hat. 

1970 löste sich die wohl bekannteste Band aller Zeiten auf, und John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr gingen getrennte Wege. Sie arbeiteten nie wieder als The Beatles zusammen. 1980 wurde John Lennon in New York im Alter von nur 40 Jahren erschossen, George Harrison starb 2001 an Lungenkrebs. Ringo Starr und Paul McCartney (inzwischen 82 und 80 Jahre alt) machen bis heute Musik und touren durch die Welt. 

Paul McCartney bei einem Auftritt 2022 in Florida
Immer noch auf der Bühne: Paul McCartney 2022 in FloridaBild: Joe Marino/newscom/picture alliance

"For Paul": Aufnahme entstand ein Jahr vor John Lennons Ermordung

1995 stellten die damals verbliebenen drei Beatles ihre "Anthology"-Serie zusammen. Ein Jahr zuvor hatte McCartney von John Lennons Witwe Yoko Ono eine Kassette mit der Aufschrift "Für Paul" erhalten. Darauf waren einige Songs, die Lennon vor seinem Tod mithilfe einer einfachen "Boombox", lediglich mit Gesang und Klavier, für seinen Bandkollegen aufgenommen hatte - darunter auch "Now And Then".

Die Songs "Free As A Bird" und "Real Love" wurden von Produzent Jeff Lynne entsprechend herausgeputzt und 1995 und 1996 veröffentlicht. Bei "Now And Then" waren wohl zu viele Hintergrundgeräusche auf dem Band. Dazu kam, dass der Song von seiner Struktur her noch unfertig erschien und George Harrison ihn nicht mochte. Daher wurde die Arbeit an dem Song aufgegeben.

 Szene aus der Beatles-Doku "Get Back"
Ein Hit: die Beatles-Doku "Get Back" von Peter Jackson 2021Bild: Apple Corps Ltd

"Der letzte Beatles-Song"

Durch die Arbeit an Peter Jacksons Erfolgsdoku "The Beatles: Get Back" 2021 wusste McCartney, was heutzutage mit Künstlicher Intelligenz möglich ist. Für den Film wurde Lennons Stimme von anderen Instrumenten getrennt. "Sie sagen der Maschine: 'Das ist die Stimme, das ist das Klavier. Weg mit der Gitarre'", so McCartney gegenüber der BBC.

Also wandten McCartney und Co. dieselbe Technologie bei "Now And Then" an, erzählt McCartney: "So haben wir das geschaffen, was nun der letzte Beatles-Song sein wird. Mit der KI konnten wir Johns Stimme vom Demotape sauber kriegen. Dann mischten wir den Song wie sonst auch. Sie (die KI) hat uns gewisse neue Spielräume ermöglicht."

KI: Fluch oder Segen für Musiker?

McCartney hat auch schon auf Tour Erfahrungen mit KI gesammelt. 2022 spielte er ein zweistündiges Konzert mit Beatles-Klassikern vor mehr als 100.000 Zuschauern beim Glastonbury-Festival. Mit im Set: ein virtuelles Duett mit John Lennon beim Song "I've Got A Feeling" vom Album "Let It Be". 

Paul McCartney steht auf der Bühne und singt im Duett mit John Lennon, der auf einer Leinwand zu sehen ist, auf dem Glastonbury-Festival 2022
Duett mit John Lennon am Glastonbury-Festival 2022Bild: Joel C Ryan/picture alliance

Doch vergangenen Monat warnte der britische Sänger Sting, dass "menschliche Errungenschaften gegen KI zu verteidigen" der zentrale Kampf von Musikern in den kommenden Jahren werde. Und tatsächlich sind die Debatten in der Musikindustrie sehr hitzig, mit Kritik gegen Urheberrechtsverletzungen auf der einen und Lob für die Potenziale von KI auf der anderen Seite.

Selbstportrait von Paul McCartney 1963
Selbstportrait einer verwirrenden Zeit: Paul McCartney 1963Bild: Paul McCartney/Verlag C.H.Beck/dpa

Der Musik-Streamingdienst Deezer hat ein Tool angekündigt, das Songs mit KI-generierten Stimmklonen erkennen und markieren, und so die Einkünfte der echten Urheberinnen und Urheber schützen soll. Denn KI hat kürzlich gezeigt, dass mit ihrer Hilfe die Stimmen berühmter Bands - von den Beatles bis zu Oasis - täuschend echt nachgebaut werden können. McCartney jedoch nimmt die Möglichkeiten der neuen Technologie an. Es war "etwas verstörend, aber auch aufregend, das ist die Zukunft", sagte er gegenüber der BBC. "Wie müssen schauen, wo uns das hinführt."

Ausstellung "Eyes of the Storm" eröffnet in London

Nach dem Ende der Beatles blieb Paul McCartney überaus umtriebig - nicht nur als Singer-Songwriter mit seiner Band Wings, sondern auch als Maler, Fotograf und Aktivist für Tierrechte. Die Ausstellung "Paul McCartney Photographs 1963-64: Eyes of the Storm" startet am 28. Juni 2023 als Teil der großen Wiedereröffnung der National Portrait Gallery in London, die drei Jahre lang renoviert wurde.

Darin werden rund 250 nie ausgestellte Fotografien McCartneys gezeigt, die aus der Beatles-Ära stammen. Mit seiner Pentax-Kamera schoss er sie zwischen November 1963 und Februar 1964, dem Beginn der weltweiten Beatlemania.

Der junge John Lennon, aufgenommen von Paul McCartney
Der junge John Lennon, aufgenommen von Paul McCartneyBild: Paul McCartney/Verlag C.H.Beck/dpa

Dazu wird am 13. Juni auch ein umfangreicher Bildband publiziert. Die Fotos zeigen McCartneys ganz persönlichen Blick auf eine verrückte Zeit, in der die Band quasi durchgehend von kreischenden Fans umgeben war. "Millionen Augen ruhten plötzlich auf uns, und schufen ein Bild, das ich niemals vergessen werde", schreibt McCartney im Vorwort des Bildbandes. Es fühlte sich an "wie im Auge des Sturms", und so titelt auch McCartneys Buch.

kt/pg (AFP, dpa, BBC)