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Fast 400 Flüchtlinge vor Libyen gerettet

6. August 2015

Während Einsatzkräfte vor der Küste Libyens noch verzweifelt nach Vermissten des gesunkenen Flüchtlingsschiffs suchen, läuft bereits eine neue Rettungsaktion an. Mit Erfolg: 381 Menschen werden gerettet.

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Rettungsschiff von "Ärzte ohne Grenzen" und der Hilfsorganisation MAOAS aus Malta /Foto: MOAS)
Rettungsschiff von "Ärzte ohne Grenzen" und der Hilfsorganisation MAOAS aus MaltaBild: MOAS/Peter Mercieca

Wie die italienische Küstenwache mitteilte, war das Flüchtlingsboot rund 30 Seemeilen vor der Küste Libyens gekentert. Es sei gelungen, alle 381 Menschen an Bord zu retten. Die Flüchtlinge würden nach Italien gebracht und dort versorgt, hieß es weiter.

Unterdessen schwindet die Hoffnung, noch weitere Überlebende der Schiffskatastrophe vom Mittwoch zu finden. Rettungsschiffe waren die ganze Nacht in dem Seegebiet im Einsatz, in dem ein Flüchtlingsboot gekentert und gesunken war, entdeckten aber niemand mehr. "Es ist unwahrscheinlich, dass weitere Überlebende gefunden werden", sagte Martin Xuereb von der privaten maltesischen Flüchtlingshilfe MOAS, die ebenfalls an dem Einsatz beteiligt war. Dennoch wird die Suche fortgesetzt, auch die italienische Marine beteiligt sich mit einem Hubschrauber.

DW-Karte: Mittelmeer und Libyen

Nach Angaben von Geretteten waren etwa 100 Migranten im Frachtraum des Schiffes, als es kenterte. Die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Melissa Fleming, teilte mit. "Wir haben gehört, dass das Boot sehr schnell, innerhalb von Minuten gesunken ist".

Vermutlich rund 200 Tote

Nach Angaben eines Sprechers der Küstenwache konnten am Mittwoch von den etwa 600 Menschen an Bord des gesunkenen Bootes 373 gerettet werden. Die Helfer bargen zudem 25 Leichen. Die Menschen an Bord stammten Medienberichten zufolge vor allem aus Syrien, Eritrea, dem Sudan, Somalia und Bangladesch. Die geretteten Flüchtlinge wurden inzwischen nach Sizilien gebracht.

Das völlig überladene Fischerboot war gekentert, als die verängstigten Menschen bei der Annäherung des irischen Marineschiffes "Lé Niamh", das zur Hilfe eilte, auf eine Bordseite rannten. Dadurch bekam das Schiff Schlagseite. All das habe sich binnen zwei Minuten abgespielt, sagte der irische Verteidigungsminister Simon Coveney, dem staatlichen Sender RTE.

In diesem Jahr sind bereits mehr als 2000 Flüchtlinge bei dem Versuch ertrunken, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Erst im April war ein Schiff mit 800 Flüchtlingen gekentert. Danach hatte die Europäische Union die Mittel für die Seenotrettung im Mittelmeer im Rahmen des EU-Grenzüberwachungsprogramms Triton deutlich ausgeweitet. Die "Lé Niamh" ist für Triton im Einsatz.

Kritik an EU-Staaten

Nach dem neuerlichen Drama nahm die Kritik an den bisherigen Anstrengungen der EU zur Rettung von Flüchtlingen wieder zu. "Es muss bessere Wege geben, damit Flüchtlinge nicht ihr Leben riskieren müssen, um in die Sicherheit Europas zu gelangen", forderte UNHCR-Sprecherin Fleming. Auch "Ärzte ohne Grenzen" kritisierte das "Fehlen adäquater Such- und Rettungsoperationen".

Der stellvertretende Chef der europäischen Grenzsicherungsagentur Frontex, Gil Arias-Fernandez, forderte eine bessere Ausrüstung, um mehr Flüchtlinge retten zu können. "Wir haben das nötige Geld, aber wir haben nicht die Schiffe, Flugzeuge und Grenzschützer, in die wir es investieren könnten." Die EU-Länder würden nicht genug Ausrüstung anbieten.

wl/kle (dpa, afp, rtr,epd)