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Neuer: "Sehen uns in der Verantwortung"

Calle Kops dpa
28. Juni 2018

Nach der Rückkehr der DFB-Elf fordert auch Kapitän Neuer eine schonungslose WM-Analyse. Bundestrainer Löw nimmt er in Schutz - das Team sei für das Debakel verantwortlich. Boateng schreibt einen offenen Brief.

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DFB-Keeper Manuel Neuer im Porträt auf dem Fankfurter Flughafen (Foto: picture-alliance/dpa/I. Fassbender)
DFB-Torhüter Manuel Neuer sieht die Mannschaft in der VerantwortungBild: picture-alliance/dpa/I. Fassbender

Kapitän Manuel Neuer will auf dem Tiefpunkt der deutschen WM-Geschichte vorangehen. "Ich habe immer versucht, Verantwortung zu übernehmen, die Mannschaft mitzunehmen und zu motivieren. Aber natürlich gehöre ich mit dazu und bin auch ein Gesicht derjenigen, die dafür mitverantwortlich sind", sagte Neuer als Anführer des entzauberten Weltmeisterteams. "Ich habe jetzt nicht vor, aufzuhören." Der 32-Jährige betonte gleich nach der Landung in Frankfurt am Mittwochnachmittag, dass die "Spieler in erster Linie in der Verantwortung stehen". Das Team sei von den Trainern gut auf die WM-Spiele vorbereitet worden. "Wir haben das selbst in der Hand gehabt", stellte Neuer fest und nahm damit den in der Kritik stehenden Bundestrainer Löw in Schutz. Die Mannschaft müsse mit der Kritik leben und werde sich ihr stellen, versicherte Neuer.

Ein personeller Umbruch steht nach dem WM-K.o. in Russland an, Rücktritte könnten bevorstehen. "Ich will da nicht spekulieren. Das werden wir im Laufe der kommenden Tage und Wochen mitgeteilt bekommen", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel. "Ich habe kein Anzeichen dafür, aber das muss im Augenblick nichts heißen." 

Der als viermaliger Champions-League-Sieger hochdekorierte Toni Kroos mochte nicht vorschnell über die weitere Zukunft orakeln. "Keiner hat damit gerechnet, dass wir hier rausgehen, der Trainer am wenigsten. Von daher ist es normal, dass er hier keine großen Ansagen macht und das erstmal für sich analysieren will», sagte der 28-Jährige nach dem Tief- und Schlusspunkt beim 0:2 gegen Südkorea in Kasan. 

Boateng meldet sich via Twitter

Der erst 28 Jahre alte Kroos ließ das Ende einer goldenen Generation offen. "Weiß ich nicht. Es war ja in der Vergangenheit immer so, dass Turniere Zeitpunkte waren für Veränderungen. Es war ja vor vier Jahren auch so. Und es waren ja Teile dieser Generation jetzt auch dabei", sagte Real-Star Koos. Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker beendeten gleich nach dem Triumph von Rio ihre DFB-Laufbahn. Andere Führungsfiguren wie Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski folgten zwei Jahre später nach der EM. Weitere Brasilien-Sieger könnten nach der Russland-Blamage folgen.

Neuer ist wohl der einzige aus der aktuellen Ü30-Generation, der selbst über seinen Verbleib in der Nationalelf entscheiden kann. Der kurz vor der WM fit gewordene Torhüter gehörte noch zu den wenigen DFB-Spielern, die nicht versagten in Russland.

 
Der jeweils nur eingewechselte Angreifer Mario Gomez (32 Jahre), 2014 nicht dabei, und der ernüchternd schwache Mittelfeldmann Sami Khedira (31) stehen alleine vom Alter her schon nicht für einen Neuaufbau."Ich brauche jetzt erstmal ein paar Tage, um das zu verarbeiten", sagte Teamsenior Gomez nach der Niederlage gegen Südkorea.

WM 2018 - Ankunft Nationalmannschaft - Goretzka und Draxler
Mit 23 und 24 Jahren Teil der neuen Generation: Leon Goretzka (l.) und Julian Draxler in Frankfurt Bild: picture alliance/dpa/A. Dedert

Die nach der Erdogan-Affäre in die Kritik geratenen Mesut Özil (29) und Ilkay Gündogan (27) müssten sich erst wieder in ihren Vereinen als sportlich unverzichtbar erweisen, um nach der WM-Aufarbeitung weiter fixe Größen sein zu können. Die Weltmeister Mats Hummels, Jérôme Boateng (beide 29), Kroos und Thomas Müller (28) sind wie Marco Reus (29), Sebastian Rudy oder Jonas Hector (beide 28) noch im guten Alter. Doch eine weitere WM ist für alle noch in weiter Ferne, womöglich sind auch nicht mehr alle bei der EM 2020 dabei. "Jetzt habe ich zwei Weltmeisterschaften gespielt: Eine war der größte Erfolg meines Lebens, eine die größte Enttäuschung. Das ist schwer zu verarbeiten", sagte Hummels.

ck/jk (dpa)