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Weltbank will Ende der Armut

Andreas Becker, z.Zt. Washington18. April 2013

Ein UN-Millenniumziel war es, Armut zu halbieren. Weltbank-Chef Kim geht nun einen Schritt weiter: Er hält es für möglich, extreme Armut bis 2030 zu beenden. Manches Beispiel macht Hoffnung.

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Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in Washington Fotograf: DW/Andreas Becker, April 2013
Weltbank Zentrale in WashingtonBild: DW/A.Becker

Das ursprüngliche Ziel der 1944 gegründeten Weltbank war klar: Sie sollte den Wiederaufbau von Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg finanzieren. Im Lauf der Zeit wuchs die Organisation, und das offizielle Ziel veränderte sich. Die Bank sollte nun die weltweite Armut bekämpfen. Und so finanzierte die Weltbankgruppe mit ihren fünf Unterorganisationen und rund 10.000 Mitarbeitern Entwicklungsprojekte auf der ganzen Welt.

Als der koreanischstämmige US-Amerikaner Jim Yong Kim im Juli 2012 Präsident der Weltbank wurde, vermisste er eine klare Ausrichtung. "Sie können jeden fragen, der schon mal eine komplexe Organisation geleitet hat: Ohne ein klares Ziel mit festem Termin erreicht man nichts", so Kim auf der Frühjahrstagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds in dieser Woche in Washington. "Jeder sagt: Klar, Armut ist schlecht. Aber ohne Druck ändert niemand seine Arbeitsweise."

Ein klares Ziel

Das neue Ziel lautet, Armut ganz zu beenden. Das verkünden große Plakate am Hauptgebäude der Weltbank in Washington (Bild oben). "Ein Ende der Armut heißt aber nicht null Prozent", so Chefökonom Basu. "Es wird weiter Gegenden mit großer Armut geben, auch zeitlich begrenzte extreme Armut. Die ist ebenso schmerzhaft wie andere Formen der Armut. Aber man bekämpft sie mit anderen Strategien."

Für die Weltbank ist das Ende der Armut erreicht, wenn der Anteil extrem armer Menschen auf drei Prozent der Weltbevölkerung fällt. Und zwar bis zum Jahr 2030. Als extrem arm gelten Menschen, die über weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag verfügen, sagt Kaushik Basu, der Chefökonom der Weltbank. "Es ist eine Schande, dass ungefähr ein Fünftel der Weltbevölkerung mit so wenig auskommen muss."

In 17 Jahren soll der Anteil der extrem Armen also um 17 Prozentpunkte reduziert werden, von 20 auf drei Prozent. Mit anderen Worten: jedes Jahr ein Prozentpunkt weniger.

World Bank President Jim Yong Kim waits to address the Gallup "Evidence and Impact: Closing the Gender Data Gap" conference in Washington, Thursday, July 19, 2012. (Foto:Cliff Owen/AP/dapd)
Jim Yong Kim, Chef der WeltbankBild: dapd

"Das wird extrem schwer", sagt Weltbank-Präsident Kim, denn es müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. "Die Wirtschaft in den Entwicklungsländern muss weiter stark wachsen. Die reichen Länder müssen wieder stärker wachsen. Und wir müssen sicherstellen, dass der Klimawandel die Erfolge nicht wieder zerstört."

Flankiert wird das neue Ziel vom Konzept des geteilten Wohlstands. In Zukunft untersucht die Weltbank, wie sich die Einkommen der ärmsten 40 Prozent eines Landes entwickeln. Das soll ein Indikator sein, ob diese Gruppe vom Wirtschaftswachstum profitiert.

Millenniumsziele werden wohl verfehlt

Kim hofft, beim Frühjahrstreffen das Entwicklungskomitee, einen gemeinsamen Ministerausschuss von Weltbank und Internationalem Währungsfonds, von den neuen Zielen überzeugen zu können.

Rechtzeitig zum Treffen haben Weltbank und IWF auch die neueste Ausgabe ihres Global Monitoring Reports vorgestellt, in dem sie über den Fortschritt bei den Millenniumszielen berichten. Das sind die zehn Entwicklungsziele, die die Vereinten Nationen zur Jahrtausendwende beschlossen haben. Es gilt inwischen als sicher, dass die meisten dieser Ziele bis zum Termin 2015 nicht erreicht werden, trotz einiger Erfolge bei Teilzielen wie etwa der Halbierung der weltweiten Armut, die bereits 2010 erreicht wurde.

"Wichtiger als das Ziel selbst ist doch der Fortschritt", sagt Mari Kiwanuka, Ministerin für Finanzen, Planung und Entwicklung in Uganda. "Wir konnten in Uganda den Anteil der extrem Armen von 38 Prozent auf 24 Prozent senken. Jetzt müssen wir sicherstellen, dass diese Menschen nicht wieder in die Armut zurückfallen."

Wachstum und Umweltschutz

Wirtschaftswachstum spielt beim Kampf gegen Armut eine zentrale Rolle. China hat mit seinem gewaltigen Aufschwung wohl den größten Einzelbeitrag zur Bekämpfung der Armut geleistet, so die Weltbank. Uganda und andere afrikanische Staaten wollen ebenfalls wachsen - und setzen dabei vor allem auf die Privatwirtschaft.

"Unsere Regierung investiert in die Landwirtschaft und will so dem Privatsektor helfen, Schwierigkeiten zu überwinden", sagt Ministerin Kiwanuka. "Wir bauen Straßen in ländlichen Gebieten, sorgen für Strom und bilden Menschen aus. Private Unternehmen sind der Motor des Wachstums. Die Regierung sollte sich darauf beschränken, den Motor zu ölen."

Weltbank-Präsident Kim betont, Wachstum sei wichtig, aber nicht alles. Umweltverträglichkeit ist für ihn ein ebenso großes Thema, und er träumt bereits davon, dass die Länder Afrikas die Energie, die sie für ihr Wachstum brauchen, einmal ganz aus erneuerbaren Quellen beziehen. Aber das wäre schon wieder ein anderes Ziel.