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New Orleans: "Desaströse Verhältnisse"

1. September 2005

Chaos, Brackwasser, Hunger, Stromausfall, verzweifelte Rettungskräfte: Zwei Tage nach dem Zerstörungswerk von Hurrikan "Katrina" wird die Lage für die Menschen in den Südstaaten der USA immer bedrohlicher.

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Die Evakuierung ist schwierigBild: AP


Die Lage in vielen Krankenhäusern von New Orleans ist schier ausweglos: Strom gibt es im Charity-Krankenhaus in New Orleans schon seit Montag nicht mehr, inzwischen geht sogar das Benzin für das Notstromaggregat aus.

Evakuieren - aber wohin?

Die Krankenschwestern bemühen sich, Beatmungsmaschinen manuell am Laufen zu halten. Mit Booten organisiert das Personal Nachschub aus den drei Kliniken in der Nähe. "Das ist wie in einem Dritte-Welt-Land", sagt Mitch Handrich, einer der Krankenpfleger. In der Nähe des Krankenhauses - dem größten im Staat Louisiana - schwappt das Wasser bereits hüfthoch in den Straßen. Die Flure in dem Gebäude sind dunkel, feucht und rutschig, niemand kann sich ohne Taschenlampe bewegen.

Das Gesundheitsministerium hat die Evakuierung von 2.500 Patienten im gesamten Bezirk Orleans angeordnet - wo sie hingebracht werden sollen, weiß noch niemand. Insgesamt versuchen Ärzte, Krankenpfleger und Behörden 10.000 Patienten aus neun Krankenhäusern in Sicherheit zu bringen. Auf dem Dach einer Klinik im Vorort Chalmette sitzen 300 Personen fest, viele von ihnen Kranke. Und selbst während die Evakuierungen auf Hochtouren laufen, strömen immer mehr Verletzte herbei. 40 Notkliniken mit 10.000 Betten sollen eingerichtet werden.

Verseuchtes Wasser, keine Vorräte

"Tausende Menschen werden wegen der desaströsen sanitären Verhältnisse krank", erklärt Coletta Barrett vom Klinikverband Louisiana. Experten warnen eindringlich vor dem Ausbruch von Epidemien durch die von Chemikalien, Öl und Abfällen verseuchten Wassermassen. "Die Bedrohung ist sehr ernst und wird sich noch verstärken, wenn die Pegelstände nicht sinken", sagte Georges Benjamin vom US-Verband für öffentliche Gesundheit (APHA).

Evakuierung per Boot
Bild: AP

"Das Wasser in den Straßen ist verdünntes Abwasser", konstatiert Mark Sabsey, Mikrobiologe an der Universität von North Carolina. Hunderttausende Menschen harren ohne Trinkwasser, Lebensmittel und Strom in den zerstörten und überschwemmten Gebieten aus. Verschlimmert wurde das Chaos in den Unglücksgebieten durch um sich greifende Plünderungen von Geschäften, besonders in New Orleans. Dort wurde ein ganzes Wal-Mart-Kaufhaus leergeräumt, einschließlich seiner Waffenabteilung. "Es gibt Banden bewaffneter Männer, die durch die Stadt ziehen", sagte der Sicherheitschef der Stadt, Terry Ebbert.

Nothilfeprogramm in Aussicht

Das US-Militär entsandte Schiffe, Hubschrauber und tausende Nationalgardisten in die am schwersten betroffenen Südstaaten Louisiana und Mississippi, um die überforderten örtlichen Rettungskräfte zu unterstützen. Ein Lazarettschiff aus Baltimore ist unterwegs - bis es in der Krisenregion eintrifft, können jedoch noch Tage vergehen.

Präsident George W. Bush sprach von einer der schlimmsten Naturkatastrophen in der US-Geschichte. Er kündigte ein umfassendes Hilfsprogramm an und nannte drei Dinge vorrangig: Erstes Ziel sei es, Menschenleben zu retten. Zweitens werde für die obdachlosen Menschen Trinkwasser, Lebensmittel und Notunterkünfte zur Verfügung gestellt. Drittens würden die lahmgelegte Stromversorgung und die durch den Hurrikan zerstörte Telekommunikation wieder hergestellt. Nach seiner Einschätzung wird der Wiederaufbau "Jahre" in Anspruch nehmen. (arn)