"Nicht gut für Amerika"
2. Juni 2017Als einer der ersten zog der Multimilliardär und Gründer von Tesla, Elon Musk (Artikelbild), Konsequenzen. Er verließ das Beratergremium von US-Präsident Trump für Wirtschaftsfragen. Von Musk kam die Begründung: "Der Klimawandel ist eine Realität. Aus Paris auszusteigen ist nicht gut für Amerika oder die Welt."
Andere Wirtschaftsführer aus dem Ölsektor, der Finanz- oder Hi-Tech-Branche äußerten sich ähnlich. Der Chef des Elektrokonzern General Motors Jeff Immelt fasste sein ablehnendes Urteil in eine Twittermeldung und äußerte sich "enttäuscht" über den Rückzug vom Klimaschutzabkommen. "Die Industrie muss nun die Führung übernehmen und sich nicht von der Regierung abhängig machen."
Auch der Chef des Disney-Konzerns,Robert Iger, kündigte via Twitter an, das Beratergremium des US-Präsidenten zu verlassen.
Für den US-Branchenverband "Information Technology Industry Council" ITI stellt Trumps Ankündigung einen "Rückschlag" für die amerikanische Führungsrolle in der Welt dar, so ITI-Präsident Dean Garfield.
Ein "Rückschlag"
Von einem "Rückschlag" für die Umwelt und die Führungsrolle der USA schrieb auch der Chef der Bank Goldman Sachs, Lloyd Blanfein auf Twitter - es war sein erster Tweet überhaupt.
Mehrere frühere Manager von Goldman Sachs haben führende Rollen in der neuen US-Regierung inne.
Googles Chef Sundar Pichai machte seiner Enttäuschung ebenfalls über Twitter Luft und versprach, weiter hart zu arbeiten für eine saubere Zukunft für alle.
Der amerikanische Autokonzern General Motors teilte mit, Trumps Entscheidung würde sich nicht auf den Einsatz von GM für die Umwelt auswirken: "Unsere Haltung zum Klimawandel wird sich nicht ändern." GM verwies dabei auf die Entwicklung seines Elektroautos Chevrolet Bolt mit einem Preis von weniger als 30.000 Dollar.
Offener Brief
Ähnlich entschieden äußerte sich eine Sprecherin des Öl-Konzerns Chevron. Ihr Unternehmen baue "weiterhin auf das Pariser Abkommen, da es den ersten Schritt zu einer globalen Lösung darstellt", so Melissa Ritchie.
Gemeinsam krisitierten dann am Freitag hunderte US-Unternehmen Präsident Trump in einem offenen Brief für seine Entscheidung, sich aus dem Pariser Klimaabkommen zurückzuziehen. Technologiefirmen wie Intel, Hewlett-Packard und Tesla sowie große Lebensmittelkonzerne und Kleidungsunternehmen unterzeichneten den Brief. Die Firmen schrieben, sie fühlten sich dem Klimaschutz weiterhin "zutiefst verpflichtet". Ihr Ziel sei eine energieeffiziente und wenig Treibhausgase ausstoßende US-Wirtschaft.
"Kosteneffiziente und innovative Lösungen können uns dabei helfen, diese Ziele zu erreichen", heißt es in dem Brief. "Sich vom Ziel einer emissionsarmen Wirtschaft zu verabschieden, setzt den amerikanischen Wohlstand aufs Spiel."
Historische Vergleiche
In Europa ließ der größte staatliche Pensionsfonds Norwegens, der 53 Milliarden Euro verwaltet, mitteilen, man würde auch unabhängig von Trumps Entscheidung weiterhin in erneuerbare Energien investieren: "Donald Trump springt von einem Zug, der den Bahnhof längst verlassen hat." Der Fonds-Manager Odd Arild Grefstand verwies auf die Wachstumsraten bei der erneuerbaren Energie in US-Staaten wie Texas, New York oder Kalifornien. "Die Welt hat den Übergang von der fossilen zur erneuerbaren Wirtschaft längst eingeleitet."
Der japanische Finanzminister Taro Aso zeigte sich empört: "Ich bin nicht nur enttäuscht, ich fühle Wut." Aso zog historische Parallelen zur Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als die USA zunächst den Völkerbund mitgründeten, um sich kurze Zeit später wieder daraus zurückzuziehen.
1,5 Grad
US-Präsident Trump hatte am Donnerstag den Rückzug der größten Volkswirtschaft der Welt aus dem Paris-Abkommen angekündigt. Trump stellte das Klima-Abkommen als Manifestation genereller internationaler Bestrebungen dar, "sich auf Kosten unseres Landes zu bereichern". Den Austritt aus der Vereinbarung bezeichnete er als "Wiederbehauptung amerikanischer Souveränität".
In dem Vertrag hatten sich mehr als 190 Staaten bei der UN-Klimakonferenz in Paris 2015 dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.
Zwar streute Präsident Trump bei seiner Rede im Garten des Weißen Hauses ein, dass er in neue Verhandlungen über ein internationales Klima-Abkommen einsteigen wolle. Aber er fügte sogleich hinzu, dass es für ihn auch "in Ordnung" sei, wenn daraus nichts wird. Schließlich sei er gewählt worden, "um die Bürger von Pittsburgh zu repräsentieren, nicht die von Paris".
Das Stadtoberhaupt der angesprochenen Metropole reagierte unmittelbar: "Als Bürgermeister von Pittsburgh kann ich Ihnen versichern, dass wir den Richtlinien des Pariser Abkommens folgen werden" so Bill Peduto, "im Interesse unserer Menschen, unserer Wirtschaft und Zukunft."
ar/hb (afp, ap, epd)